Der Reisekonzern TUI bekommt einen neuen Aktionär: Das Sultanat Oman steigt über die staatliche Omran Group, die Tourismus-Entwicklungsgesellschaft des Landes, bei TUI ein. Im Gegenzug erhofft sich der Staat Unterstützung beim Ausbau des Tourismus im Rahmen seiner Strategie „Oman Vision 2040“. TUI kündigte an, im ersten Schritt dort fünf neue Hotels seiner eigenen Marken wie Robinson und TUI Blue zu eröffnen. Als erstes soll ein Riu-Hotel im Herbst 2027 fertig sein.
Teil der Vereinbarung ist, dass TUI – wie auch die Omran Group – 45 Prozent an einem Gemeinschaftsunternehmen übernimmt. Mit 10 Prozent ist zudem ein noch ungenannter Privatinvestor beteiligt. Das Gemeinschaftsunternehmen soll 300 Millionen Euro investieren, um Hotels mit 2000 Zimmern und touristische Infrastruktur in der Region Dhofar nahe der Stadt Salalah zu schaffen, die im Süden des Oman am Indischen Ozean liegt. Im Gegenzug zur TUI-Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen erhält die staatliche Omran-Gruppe einen Anteil von 1,4 Prozent am TUI-Konzern. Der gibt dafür 7,83 Millionen neue Aktien zu einem Wert von 9,50 Euro aus. Dieser Wert liegt über dem TUI-Aktienkurs, die Anteile wurden am Donnerstagnachmittag für knapp acht Euro gehandelt.
„TUI setzt zusätzlich zur starken Position in Europa auf neue Märkte und Kunden, die die Welt bisher nicht bereist haben und erhebliches Potential versprechen“, sagte der TUI-Vorstandvorsitzende Sebastian Ebel zur Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags mit dem Minister für Kulturerbe und Tourismus des Oman, Salem Mohammed Al Mahruqi. Der sprach von einem „wichtigen Meilenstein für die Stärkung der Position Omans im globalen Tourismus“.
„Große Nachfrage – wenig Angebot“
In der Region steht Oman als Reiseziel bislang im Schatten der Arabischen Emirate mit Dubai. 2023 hatten nach Zahlen der Welttourismusorganisation UNWTO 2,9 Millionen Gäste aus dem Ausland Oman besucht, 15 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Der Tourismus trägt in dem Sultanat bislang aber erst 2,7 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Angestrebt sind sechs bis acht Prozent. „Für den Oman gibt es eine große Nachfrage auf Seiten der Urlauber – aber bislang wenig Angebot“, sagte TUI-Strategievorstand Peter Krueger. Die TUI-Hotelmarken, unter denen mehr als 450 Hotels in aller Welt betrieben werden, würden künftig „ihre eigenen Fans und loyalen Gäste mit den Oman bringen.“ TUI hatte schon angekündigt, sein Hotelportfolio auf 600 Standorte erweitern zu wollen.
Für TUI fügt sich der neue Oman-Pakt in die Strategie, die der Reisekonzern eingeschlagen hat. TUI tritt dabei als Partner für die Entwicklung sogenannter Urlauber-Cluster auf. Dahinter steckt die Idee, dass im Umland eines Flughafens gleich mehrere Hotels geschaffen werden. So soll durch Mengenvorteile ermöglicht werden, Pauschalreisen günstiger als individuelle Urlaube anzubieten, um mehr Urlauber dorthin zu bringen. Während im Mittelmeerraum auf den Balearen-Inseln mit Mallorca oder griechischen Inseln wie Kreta und Rhodos schon ein über Jahrzehnte gewachsenes Hotelangebot besteht, muss dies an den neuen Urlaubercluster-Zielen erst geschaffen werden.
Mit dem Clusteransatz hatte TUI schon den Ausbau des Tourismus und des eigenen Geschäfts auf den kapverdischen Inseln im Atlantischen Ozean begonnen. Danach kam der Plan für ein Cluster auf der zum afrikanischen Staat Tansania gehörenden Insel Sansibar dazu. Ein Vorteil aus Konzernsicht ist zudem, dass diese Ziele ganzjährig angeboten werden können, während das Urlaubergeschäft auf Mittelmeerinseln überwiegend im Sommerhalbjahr stattfindet.
Die fünf Hotels im Oman bezeichnete TUI-Chef Ebel als „ersten Schritt“ in der neuen Partnerschaft. Weiteres könne folgen. Chancen rechnet sich der Konzern auch im Kreuzfahrtgeschäft mit seiner „Mein-Schiff“-Flotte auf, da Salalah auch einen für die Urlaubsschiffe geeigneten Hafen hat.