Farbe des Jahres 2025: Kastanie mit Liebeskummer

Es ist vielleicht sinnvoll, wenn wir uns die Zeichenkombination 17-1230-TCX zumindest für eine Weile merken, obwohl es weder das Passwort vom Zentralcomputer des Pentagon ist noch der Name eines nagelneuen Kinds von Elon Musk. Das Pantone Color Institute (PCI), wo bekanntermaßen jeder denkbare Farbton dieser Welt bestimmt und auf einen Fächer laminiert wird, hat jüngst die Farbe des Jahres 2025 ausgerufen, die den aktuellen Zeitgeist erfassen soll, und 17-1230-TCX ist ihr offizieller Codename. Wir dürfen sie aber auch mit „Mocha Mousse“ im Alltag ansprechen, ohne dass sie gekränkt ist.

Und wir werden sie bald öfter ansprechen müssen, an Wänden, der Auslegeware, ganz sicher an Kleinwagen, und angeblich findet sie sich schon in den Modekollektionen des Frühjahrs. Mocha Mousse, kurz MM, löst damit die Farbe Peach Fuzz ab, die wie Donald Trump aussah, dem am Räucherlachsbuffet leicht übel geworden ist, wobei das in der Natur eher selten vorkommt. Mocha Mousse hingegen ist, neutral gesagt, ein sanfter Braunton, und er enthält nach sachkundigen Angaben des PCI und sicher mehrtägiger Spektralanalyse „rötliche und mauvefarbene Untertöne“, kurzum: Der Ton erinnere das Institut „an eine süße Leckerei“ oder einen „Spaziergang in der Natur“.

Wir haben die Farbe selbst geprüft, also die Hand ans Kinn gelegt und lange und intensiv geschaut, und würden die poetische Interpretationspalette hier gern etwas erweitern, weil MM auch die Farbe sein könnte, die dabei herauskommt, wenn man einen Roman von Balzac mit Balsamico einreibt und ungefähr 14 Jahre unter einem Sitz in der Businessclass marinieren lässt. Vielleicht erinnert es uns auch an das feuchte, alte Laub, das missmutig hinter der Garage zusammengefegt wurde und nun in der Dezembersonne trocknet, wo wir es vergessen und es auch uns vergisst.

Vielleicht ist es auch die Farbe einer Kastanie mit erschütterndem Liebeskummer, die nachts glühende Briefe schreibt, aber niemals abschickt. Und vielleicht, nur ganz vielleicht ist es die Farbe, die etwas ähnelt, in das man während eines „Spaziergangs in der Natur“ gelegentlich reintritt, weil man durch irgendeine entlegene Brunftkuhle gelatscht ist, und was bei Wanderschuhen mit ordentlich Profil am längsten nachwirkt. Aber wir wollen uns die Zeitgeistfarbe des kommenden Jahres nicht auch noch als Magendarm-Metallic vorstellen. War doch vieles schon jetzt scheiße genug.

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