„Explosive Moderne“ von Eva Illouz: Wenn die Gefühle peng machen

Nicht nur Populisten betreiben mit Gefühlen Politik. Auch die Hoch- und Populärkultur und die Aberhunderte Meter psychologischer Ratgeberliteratur wollen heute ständig emotionale Botschaften verbreiten und versprechen ihren Anhängern das Gute, Wahre und Schöne. Von den glühenden Bekenntnissen auf den Social-Media-Plattformen ganz zu schweigen. Ich fühle, also habe ich recht! So schallt es durch eine immer aufgewühltere Öffentlichkeit, in der man sich besser in Deckung bringen sollte: Es könnte bald wieder knallen.

Gegen dieses „Unbehagen in der Gefühlskultur“ setzt Eva Illouz in ihrem Buch Explosive Moderne die Erkenntnis, dass Gefühle selten allein kommen, sondern vielmehr eine „soziale Grammatik“ mit sich bringen. Sie sind eingebettet in soziale Arrangements, in ein kollektives Gefühlsleben. Emotionen sind also weder wahr noch falsch, sie folgen moralischen Codes und kulturellen Standards. Gefühle sagen uns weniger etwas über uns als über die Gesellschaft um uns herum. Und also muss, wer etwas über Gefühle erfahren will, sich nicht nur auf sein eigenes Bauchgefühl verlassen, sondern diese Codes, diese hochentzündliche Mischung aus Biologie, Psychologie und Soziologie zu entschlüsseln wissen. Er muss sich in die Tiefen der öffentlichen Erregungszustände hinabbegeben, um herauszufinden, wie Emotionen in der politischen Arena von Populisten und anderen Demagogen schließlich bewirtschaftet werden. Ob es die populistische Wut, die Klassenscham oder die Sehnsucht nach längst vergangenen Zeiten ist: „Gefühle verlängern gewissermaßen den Arm der Gesellschaft im Selbst“, so Illouz.

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