SPD und Grüne, die die Regelungen vorangetrieben hatten, die nun korrigiert werden sollen, sehen die Menschenrechte im globalen Süden auf dem Altar der Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft geopfert. Hilfswerke äußern sich ähnlich. So nennt es Misereor beschämend, dass die EU ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit „auf Kosten von Näherinnen, indigenen Gemeinschaften, Landarbeitern und Kindern auf Kakaoplantagen“ steigern will.
Wenn die Welt so einfach wäre. Temu und Shein, die Großversandhäuser aus China, überschwemmen den europäischen Markt mit Billigware – praktisch unkontrolliert. Gleichzeitig leiden hiesige Anbieter unter Europas Kontrollwut. Weniger ist hier wirklich mehr. Aber es wird leider zu wenig entrümpelt. Das beginnt beim deutschen Sorgfaltspflichtengesetz und endet in Brüssel. Die nationale Berichtspflicht soll entfallen, aber die Vorgaben aus dem deutschen Gesetz gelten weiterhin. Echte Entlastung sieht anders aus.
Auch der nun in der EU gefundene Kompromiss ist alles andere als ein Befreiungsschlag. Zwar fallen danach nur noch wenige Großunternehmen unter die Vorgaben – aber diese sollen weiterhin ihre gesamte Lieferkette daraufhin durchleuchten, ob die von Europa gesetzten Standards eingehalten werden.
Dieser Kaskadeneffekt macht alle nass. Das betrifft zunächst die direkten Zulieferer aus Europa – und reicht bis nach Fernost, Afrika, Lateinamerika, wo erste Vorprodukte herkommen. Bauern und Produzenten in der unübersichtlichen Ferne werden als Erste ausgemustert, wenn es kritisch wird. Weder ihre Lage noch die Welt wird durch ein solches Gesetz besser.