EU-Beschluss: Billigimporte aus China werden zollpflichtig

Die als Billighändler verschrienen Anbieter Shein, Temu und Ali Express müssen ab 2028 auf alle Waren Zölle entrichten, die sie in die EU einführen.

Auf Plattformen wie Temu, Shein, Ali Express und Amazon kann man günstige Produkte bestellen, die oft zollfrei in die EU gelangen. Damit soll schneller als gedacht Schluss sein.

Die Entscheidung geht auf einen Vorschlag der Europäischen Kommission zurück. Die neue Regelung soll ab 2028 gelten, wenn auch eine digitale Plattform zur Abwicklung und Kontrolle an den Start gehen soll. Die Mitgliedsstaaten wollen allerdings schon im kommenden Jahr eine Übergangslösung einführen.

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Abschaffung der Freigrenze ab 2028

Mit dem Abschaffen der 150-Euro-Freigrenze soll sichergestellt werden, dass alle Händler – unabhängig von ihrem Standort – die gleichen Wettbewerbsbedingungen haben. Bislang muss kein Zoll gezahlt werden, wenn der Warenwert unter 150 Euro liegt.

Zudem soll mit den neuen Vorgaben Betrug angegangen werden: Laut EU-Kommission wird Schätzungen zufolge bei fast zwei Drittel (65%) der in die EU geschickten Pakete bewusst ein zu niedriger Wert in der Zollanmeldung angegeben, um die Befreiung in Anspruch zu nehmen.

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So viele Nutzer hat Temu in Deutschland

Mit der offiziellen Einstufung als Very Large Online Plattform (VLOP) im Mai 2024 ist Temu verpflichtet, halbjährlich Transparenzberichte zu veröffentlichen. Und damit auch die Nutzerzahlen. Diese sind im vergangenen Jahr rasant gestiegen.

Das benachteiligt der Behörde zufolge EU-Unternehmen, die nicht mit den entsprechend niedrigeren Verkaufspreisen konkurrieren können – insbesondere kleine und mittlere Unternehmen. Außerdem sei die Befreiung für Verkäufer ein Anreiz, größere Bestellungen beim Versand in die EU auf kleinere Pakete aufzuteilen, so die Kommission. Das trage weiter zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen für die EU-Unternehmen bei und verursache darüber hinaus unter anderem Verpackungsmüll. 

400.000 Pakete pro Tag

Der Online-Handel hat in den vergangenen Jahren zu einem exponentiellen Anstieg bei Lieferungen kleiner Warenpakete mit geringem Wert in die EU geführt. Laut EU-Kommission waren 2024 täglich rund zwölf Millionen. Pakete in der EU angekommen – deutlich mehr als in den beiden Vorjahren. Nach Angaben des Handelsverbandes HDE werden täglich etwa 400.000 Pakete von Shein und Temu an deutsche Kunden verschickt. Der Umsatz der beiden Plattformen in Deutschland habe 2024 bei 2,7 bis 3,3 Mrd. Euro gelegen. Laut HDE kauften im vergangenen Jahr mehr als 14 Millionen Menschen hierzulande bei Temu und Shein ein.

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Online-Plattform Temu droht EU-Strafe

Viele Verbraucher lassen sich von den günstigen Preisen asiatischer Shopping-Portale locken. Doch es gibt Risiken, befindet jetzt die EU-Kommission – und macht einer großen Plattform Vorwürfe.

Verbraucherzentrale begrüßt Entscheidung

Die Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Ramona Pop, nennt die Abschaffung der Zollfreigrenze einen ersten Baustein, um die Paketflut einzudämmen. Außerdem müssen Online-Marktplätze grundsätzlich zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie unsichere oder gefährliche Produkte vertreiben“, forderte sie weiter.

Eine Untersuchung der Stiftung Warentest habe kürzlich wieder gezeigt, dass besonders Produkte im Preissegment unter 150 Euro häufig nicht den EU-Regelungen entsprächen, mahnte Pop.

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Kontra Shein und Temu

Für fairen Wettbewerb: Berlin will Zölle auf günstige Waren

Brüssel will die weitgehende Zollfreiheit auf günstige Waren kippen – und damit einen faireren Wettbewerb schaffen. Der Blick ist etwa auf Billigware aus China gerichtet. Berlin findet das gut.

Der weltgrößten Online-Händler und Plattformbetreiber Amazon teilte mit, dass er das Ziel unterstütze, die Fähigkeiten der Zollkontrolle zu stärken, um Betrug und Nichteinhaltung zu bekämpfen und so für fairere Wettbewerbsbedingungen im internationalen Handel zu sorgen.

Paketabgabe könnte folgen

Neben der nun beschlossenen Zollpflicht für günstige Produkte erwägt die EU-Kommission Berichten zufolge angesichts der rasant steigenden Zahl von Paketen aus Drittstaaten eine Pauschalabgabe von bis zu zwei Euro auf entsprechende Bestellungen.

Temu ist ein Online-Marktplatz, auf dem zahlreiche Unternehmen verschiedene Waren verkaufen. Das chinesische Unternehmen ist seit Frühjahr 2023 in Deutschland aktiv und sorgt immer wieder mit Minipreisen und hohen Rabatten für Aufsehen. Produkte werden häufig direkt vom Hersteller zum Kunden geliefert.

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Vorbild Temu

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Der in China gegründete und heute in Singapur ansässige Modekonzern Shein ist sowohl Hersteller, Händler als auch Marktplatz. Die beiden Online-Marktplätze erfreuen sich bei Verbrauchern einer großen Beliebtheit. Laut einem aktuellen Ranking des Handelsforschungsinstituts EHI war Shein 2024 bereits der siebtgrößte Online-Shop in Deutschland. Bei den Online-Modehändlern rangiert das Unternehmen sogar auf Platz zwei hinter Zalando. Temu belegt bei den Plattformen Platz vier.

Politische Debatte um Regulierung

Beide Anbieter sind umstritten. Politiker, Handelsvertreter und Verbraucherschützer monieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen und unfaire Wettbewerbsbedingungen. Sie fordern eine strengere Regulierung und besseren Schutz beim Online-Einkauf.

Der Handelsverband HDE wirft der Bundesregierung Nichtstun bei den umstrittenen Plattformen Shein und Temu vor und spricht von „Sabotage am Binnenmarkt“. Dies sei „unterlassene Hilfeleistung“ an Mittelstand, Handel und Herstellern, sagte der Präsident des Handelsverbandes, Alexander von Preen, beim Handelskongress in Berlin. Shein sowie Temu unterliefen täglich systematisch europäische Verbraucherschutz-, Steuer- und Umweltstandards.

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Paris nimmt Shein ins Visier

In Frankreich geriet Shein zuletzt vermehrt ins Visier der Öffentlichkeit. Nachdem bekannt geworden war, dass bei dem Online-Händler Sexpuppen mit kindlichem Aussehen angeboten wurden und Waffen vertrieben werden sollen, leitete die französische Regierung vergangene Woche ein Verfahren gegen die Plattform ein.

Im Zuge dessen kündigte die Regierung an, am Pariser Flughafen 200.000 Shein-Pakete zu kontrollieren. Shein kündigte an, mit den Behörden zusammenzuarbeiten.

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