Es gibt irreversible Klima-Kipppunkte: Das Korallensterben ist qua erster nun eingetreten

In den Florida Keys sind Korallen ausgestorben, weil sie der Erwärmung nicht mehr standhielten. Das allein ist nicht schön, aber viel schlimmer ist: Das Ereignis markiert den ersten Klima-Kipppunkt, der nun unumkehrbar eingetreten ist


Dass die Korallen sterben, ist eine Katastrophe mit Ansage!

Foto: Wilfredo Lee/AP/picture alliance


Die Elch- und die Hirschgeweihkorallen sehen aus wie, nun, Elch- und Hirschgeweihe. Seit mehr als 10.000 Jahren bilden sie den Großteil des 560 Kilometer langen Korallenriffs der Florida Keys zwischen den USA und Kuba, was so viel bedeutet wie: Wenn es die Elch- und Hirschgeweihkorallen dort nicht mehr gibt, dann gibt es kein Korallenriff mehr.

Genau das ist jetzt passiert. Eine vor wenigen Tagen im Fachmagazin Science erschienene Studie stellte ihr „hitzebedingtes funktionales Aussterben“ fest. Das heißt: Es gibt noch ein paar verstreute Exemplare von ihnen – vor allem in Tanks, in denen Forschende sie verzweifelt vor dem vollumfänglichen Aussterben zu bewahren versuchen –, aber es sind zu wenige, als dass das für das Ökosystem noch irgendwie von Belang wäre.

Dass die Korallen sterben, ist eine Katastrophe mit Ansage. Es ist schon lange bekannt, dass die steigenden Meerestemperaturen ihnen das Leben so schwer machen, dass sie das auf lange Sicht nirgends auf der Welt überleben werden. Als den Todesstoß für die Korallen in Florida identifizierten die Forschenden die Hitzewelle 2023, während deren die Temperaturen fast 41 Tage lang über 31 Grad stiegen.

Korallen sind eigentlich eine Symbiose aus Polypen und Algen

„Korallen“ meint symbiotisch lebende Polypen und Mikroalgen. Die Algen versorgen die Polypen per Fotosynthese mit Zucker, die Polypen bieten ihnen Schutz vor Fressfeinden. Bei derart hohen Temperaturen wie im Sommer 2023 aber produzieren die Mikroalgen keinen Zucker mehr, sondern Wasserstoffperoxid, das ist giftig und verbrennt die Polypen. Die stoßen die Algen deswegen aus Selbstschutz ab – und verhungern.

Die Meldung aus Florida kommt nur zehn Tage nach der Veröffentlichung des Global Tipping Points Report 2025, wonach das weltweite Aussterben der Korallen den ersten Klima-Kipppunkt der Welt erreicht hat. Als Kipppunkt gilt ein Schwellenwert, dessen Überschreiten dazu führt, dass ein Teil des Erdsystems in einen neuen – unumkehrbaren – Zustand kippt. Dazu gehören der Verlust des arktischen Meereises, das Abschmelzen der grönländischen und antarktischen Eisschilde, der Verlust des Amazonas-Regenwalds, das Auftauen von Permafrost – und eben das Korallensterben.

„Die Welt ist in eine neue Realität eingetreten“, schreiben die Forschenden. Aber ist sie das? Der Kipppunkt ist vermeldet, aber eine globale Empörung bleibt aus. Von den Korallen hängen rund ein Viertel der marinen Biodiversität und etwa eine Milliarde Menschen ab. Um die Tragweite mal ganz deutlich zu machen – für die Älteren: Schockschwerenot! Für die Jüngeren: Das crazy.

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