Erst ein Flop, dann ein Weihnachtsklassiker aus Versehen

James Stewart verliert alles und will schließlich sogar Selbstmord begehen. Dann zeigt ihm ein Engel, wie die Stadt aussehen würde, wenn er nie gelebt hätte. Einer der schönsten Weihnachtsfilme verdankt seinen Kultstatus einem Fehler der Filmgesellschaft.

Der Klassikerstatus von Frank Capras Film „Ist das Leben nicht schön?“ ist gegen zahlreiche Widerstände errungen worden. Es fing damit an, dass der Autor der literarischen Vorlage, „The Greatest Gift“, vier Jahre lang keinen Verleger für seine Kurzgeschichte fand. Er verschickte sie stattdessen als Weihnachtskarte an 200 Bekannte. Irgendwie gelangte sie so an den Produzenten der Firma RKO.

Die suchte lange nach einem Hauptdarsteller – zunächst war Cary Grant im Gespräch. Dutzendweise doktorten Autoren am Drehbuch herum, darunter Dorothy Parker, die für Pointen sorgen sollte. Regisseur Capra baute für viel Geld eine ganze Stadt. Weil der Kunstschnee aus weiß gefärbten Schneeflocken zu laut knisterte, musste nachsynchronisiert werden.

Als der Film dann im Dezember 1946 mit James Stewart als verzweifeltem Kleinstädter George Bailey, der am Weihnachtsabend Selbstmord begehen will, ins Kino kam, spielte er zwar 3,3 Millionen Dollar ein. Aber das reichte nicht, um die enormen Kosten zu decken. Er galt als Flop. Das FBI witterte kommunistische Propaganda, weil der Böse ein Kapitalist war. Auch deshalb vermasselte es die Firma National Telefilm Associates 1974, die Rechte für das halbvergessene Werk zu verlängern.

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Erst dadurch wurde das Märchen, bei dem ein unerfahrener Engel und alle Menschen, denen der Lebensüberdrüssige jemals geholfen hat, Bailey am Ende retten, zum Standardprogramm amerikanischer Fernsehstationen am Weihnachtstag. Es war einfach angenehm billig, diese Hymne auf das Kleinstadtleben und die dortige Solidarität auszustrahlen.

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Je länger er dort lief, desto mehr wurde der Film von den Zuschauern als Darstellung eines verschwundenen Amerikas gelesen, in dem man die Bankenbosse noch besiegen konnte, weil sie nicht anonym am anderen Ende der Welt saßen, sondern in der Nachbarschaft. Heute läuft er nicht mehr ganz so oft im Fernsehen, das ohnehin nicht mehr so wichtig ist, aber seine Botschaft dürfte auch junge Menschen ansprechen, die Zohran Mamdani wählen. Sie ist allerdings noch weniger kommunistisch als der neue New Yorker Bürgermeister. Gepredigt wird ein praktisches Christentum, das nicht auf den Deus ex Machina wartet, sondern bei dem Menschen durch Eigeninitiative die Welt verbessern.

Source: welt.de

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