Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) warnt vor Kürzungen in der staatlichen Entwicklungshilfe. „Es ist leicht, in unsicheren Zeiten – und die wirtschaftliche Lage ist zweifellos angespannt – auf die internationale Zusammenarbeit zu zeigen und zu fordern, dass das Geld im eigenen Land bleiben soll“, sagte GIZ-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel am Montag in Berlin bei der Vorstellung der Jahresbilanz des gemeinnützigen bundeseigenen Unternehmens. „Doch dieses Konzept des ökonomischen Nationalismus trägt nicht.“
Jeder Euro, der für nachhaltige Entwicklung in Partnerländern investiert werde, spare später vier Euro für humanitäre Nothilfe, rechnete Schäfer-Gümbel vor. Langfristig und nachhaltig zu arbeiten, zahle sich aus – zumal für eine Exportnation wie Deutschland. „Wir lösen die globalen Probleme nicht, indem wir nur an uns selbst denken.“ Globale Herausforderungen wie Klimawandel, Migration und Konflikte machten nicht vor Grenzen halt. Die Industrieländer hätten zudem „eine klare Mitverantwortung, Entwicklung weltweit voranzutreiben“.
Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth, zugleich Vorsitzender des GIZ-Aufsichtsrats, versprach mit Blick auf die laufenden Verhandlungen über den Bundeshaushalt 2025, dass die Mittel für die technische Zusammenarbeit im Kern erhalten blieben. Auswirkungen von möglichen Einsparungen könnten für das Unternehmen aber im Krisenbereich spürbar werden.
Milliarden gegen Hunger und Fehlernährung
Im vergangenen Jahr hat die GIZ mit knapp vier Milliarden Euro Hilfestellung zu nachhaltiger Entwicklung geleistet. Gemeinsam mit ihren Partnern habe sie beispielsweise Millionen Menschen unterstützt, Hunger und Fehlernährung zu überwinden, Folgen des Klimawandels zu bewältigen oder Zugang zu Energieversorgung zu erhalten, erklärte Schäfer-Gümbel. Das Gesamtvolumen habe 2023 bei 3,96 Milliarden Euro gelegen.
Dabei spiele die GIZ einen „Hattrick“, sagte Schäfer-Gümbel in Anlehnung an ein Fußballbild zur derzeitigen Europameisterschaft. „Statt um Tore geht es bei unserem Dreierpack um nachhaltige Wirkungen“, erklärte er: Die GIZ wirke vor Ort für jeden unterstützten Menschen. Zweitens wirke sie in rund 120 Ländern, indem sie dort Perspektiven schaffe und für stabilere Verhältnisse sorge. Drittens wirke das Erarbeitete mittel- und langfristig in Deutschland.
Das Geschäftsvolumen blieb im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabil. Hauptauftraggeber war den Zahlen zufolge mit 3,27 Milliarden Euro das Bundesentwicklungsministerium (BMZ). Ein Wachstum habe das Bundesunternehmen bei den Kofinanzierungen im gemeinnützigen Bereich verzeichnet, also bei Mitteln, mit denen Dritte wie die Europäische Union (EU), UN-Organisationen oder private Stiftungen bestehende Vorhaben erweitern. Diese lagen laut GIZ im vergangenen Jahr bei 634 Millionen Euro (2022: 572 Millionen Euro). Mehr als die Hälfte davon seien auf die EU entfallen.