Elon Musk verspricht autonome Wunder – was auch immer nur heiße Luft?

Elon Musk verspricht: Ab 2027 werden vollautonome Autos die Straßen bevölkern. Leider hat er vergessen, dass etliche Fakten dagegen sprechen.

Das Cybercab soll ab 2027 weltweit die Taxi ersetzen.
Tesla

Der unbestrittene Ankündigungsminister des Internets, Elon Musk, präsentierte vergangenen Freitag zwei neue Konzepte: das Cybercab und den Robovan. Diese Fahrzeuge sollen laut Musk die nächste Phase autonomer Mobilität einleiten und das autonome Fahren für die breite Masse zugänglich machen. Musk nannte einen Zielwert von nur 0,20 US-Dollar pro Meile für die Kosten des autonomen Transports. Doch wie realistisch sind diese Visionen?

In der Vergangenheit hat Musk ähnliche Ankündigungen gemacht, die letztlich nicht eingehalten wurden. Bei Teslas „Autonomy Day“ im Jahr 2019 erklärte er, dass Tesla bis 2020 über eine Million Fahrzeuge mit vollautonomer Fähigkeit auf den Straßen haben würde – die sogenannte „Robotaxi-Flotte“. Von diesem Ziel ist das Unternehmen jedoch noch weit entfernt.

Falsche Versprechungen von Musk

Die Unabhängigkeit der autonomen Systeme, insbesondere ohne menschliche Überwachung, bleibt eine Herausforderung. Trotz zahlreicher Software-Updates ist es Tesla bisher nicht gelungen, das Versprechen der vollständigen Autonomie einzulösen. Fahrer müssen nach wie vor jederzeit bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Und die Konkurrenz schläft nicht: Unternehmen wie Waymo und Cruise arbeiten ebenfalls intensiv an autonomen Fahrkonzepten und haben in einigen Bereichen Fortschritte erzielt, die Tesla bisher nicht erreicht hat.

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Musk plant, das Cybercab ab 2026 oder 2027 auf den Markt zu bringen. Früher wird das auch nicht möglich sein, denn es fehlen weiterhin die regulatorischen Rahmenbedingungen für das vollautonome Fahren. Diese werden von einer UN-Kommission erstellt, damit weltweit die Gesetzgebung harmonisiert wird. Und die zuständige Behörde hat schon angekündigt, dass das Vertragswerk vor Ende 2026 nicht fertig sein wird.

Musk wiederholte auch seine Erwartungen, dass Tesla im nächsten Jahr in Texas und Kalifornien mit der Erprobung von „unüberwachtem FSD“ (Full Self-Driving) beginnen wolle. Fahrer könnten vollautonom unterwegs sein, ohne auf den Verkehr achten zu müssen. Auch das ist nicht neu. BMW und Mercedes bieten dies schon seit dem letzten Jahr an – ohne Ausnahmegenehmigung. Verschwiegen hat Musk ebenfalls, unter welchen Bedingungen eine solche Fahrt möglich sein wird.

Vollautonome Systeme basieren auf maschinellen Lernalgorithmen, die Fahrzeuge in die Lage versetzen sollen, sich an dynamische Fahrsituationen anzupassen. Trotz Fortschritten sind diese Algorithmen jedoch noch weit davon entfernt, die Fähigkeiten eines menschlichen Fahrers zu ersetzen. Die Fähigkeit, unvorhersehbare Situationen zu interpretieren und angemessen zu reagieren, bleibt eine Herausforderung für die künstliche Intelligenz.

Die bisherige Hardware schafft es nicht

Das hat Elon Musk auch selbst zugegeben. Noch im Juli schrieb er auf seinem Social-Media-Netzwerk „X“, dass das autonome Fahren in seinen Fahrzeugen nur dann erreichbar sein würde, wenn die Leistung der Hardware um das Fünffache gesteigert werden kann. Das würde aber auch bedeuten, dass seine Versprechung, dass man in Zukunft das vollautonome Fahren bekommt, wenn man jetzt einen Tesla erwirbt, nicht haltbar ist. Die verbaute Hardware schafft das einfach nicht.

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Überdies stellt sich die Frage, wie sicher die Systeme wirklich sind. Es gibt immer noch viele ungeklärte Fragen zur Sicherheit und Zuverlässigkeit autonomer Fahrzeuge. Die Systeme müssen eine Vielzahl von Straßensituationen meistern, von komplexen Kreuzungen bis hin zu schwierigen Wetterbedingungen. Das Vertrauen der Verbraucher in die Sicherheit autonomer Fahrzeuge ist entscheidend für ihren Erfolg. Zudem hängt die Einführung solcher Systeme auch von der Infrastruktur ab, die für den Betrieb autonomer Fahrzeuge geeignet sein muss.

Das Event warf wie immer mehr Fragen auf, als Elon Musk Antworten liefern konnte. Mittlerweile sehen viele diese Events zurecht als sehr skeptisch an. Seine Ankündigungen haben sich oft als falsch erwiesen, oder er sprengte den Zeitrahmen um mehrere Jahre. Dass vollautonome Autos eines Tages die Straßen beherrschen werden, daran zweifelt niemand. Aber dass es schon in nicht mal drei Jahren der Fall sein wird, daran glauben außer Elon Musk nur sehr wenige Menschen.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Source: businessinsider.de