Elektromobilität: Tesla plant Batteriezellfertigung in Grünheide von 2027 an

Die Pläne des amerikanischen Elektrowagenherstellers Tesla für die Batteriezellenfertigung an seinem einzigen europäischen Produktionsstandort in Grünheide werden konkreter. „Wir haben die Entscheidung getroffen, die Voraussetzungen für die Produktion von Batteriezellen mit einer Kapazität von bis zu acht Gigawattstunden ab 2027 zu schaffen“, sagte André Thierig, der Werkleiter von Tesla in Grünheide.

Der Konzern werde dafür noch einmal knapp hundert Millionen Euro in Produktionsanlagen am Standort investieren. „Insgesamt werden wir dann fast eine Milliarde Euro in die Zellfabrik investiert haben“, sagte Thierig  der F.A.Z. Das Ziel sei es, die Wertschöpfungstiefe am Standort weiter zu erhöhen und von der Batteriezelle bis zum fertigen Elektrofahrzeug alle Komponenten in Grünheide zu produzieren. „Das ist in Europa einzigartig, das gibt es so an keinem anderen Produktionsstandort“, sagte Thierig.

Die Speicherkapazität der Zellen, die ab 2027 in Grünheide gefertigt werden sollen, entspricht ungefähr dem Bedarf für die Produktion von 2000 Elektrowagen pro Woche. Derzeit rollen in Grünheide jeden Tag rund tausend Autos vom Band. Die Kapazität des Werks liegt derzeit bei knapp 7500 Elektrowagen pro Woche.

Texas bietet bessere Rahmenbedingungen

Die Pläne von Tesla für die Zellfertigung in Grünheide reichen mehr als fünf Jahre zurück. Schon im November 2020 hatte Tesla-Chef Elon Musk angekündigt, neben der Autofabrik vor den Toren Berlins auch eine Batteriezellenfertigung mit einer jährlichen Kapazität von bis zu hundert Gigawattstunden zu bauen, die auf bis zu 250 Gigawattstunden wachsen sollte. Doch bald wurden die Pläne verschoben und später auf Eis gelegt.

Tesla konzentrierte sich in den vergangenen Jahren auch wegen der attraktiveren Förderkulisse im Rahmen des 2022 verabschiedeten „Inflation Reduction Act“ auf die Zellfertigung in den USA. In der Batteriefabrik in Grünheide werden bislang Module mit Zellen aus der Tesla-Fabrik in Austin im US-Bundesstaat Texas gebaut und in Batterien für die Fahrzeugproduktion gepackt. „Wir hoffen, dass bis 2027 bessere Rahmenbedingungen für die Zellproduktion in Europa geschaffen werden“, sagte Thierig über die weiterhin schlechteren Bedingungen für die Zellfertigung in Europa.

Die Entscheidung, auch in Grünheide die Produktion von Zellen aufzunehmen, sei strategischer Natur und nicht abhängig von politischen Entscheidungen. Die EU-Kommission, die am Dienstag ihre Pläne für Verbrenner-Autos nach 2035 bekanntgab und Lockerungen für die Hersteller in Aussicht stellte, versucht derzeit, mit einem Battery Booster neue Anreize für die Batterieproduktion innerhalb der EU zu schaffen.

Brandenburg setzt auf Batterieproduktion

Darauf hoffen neben Tesla in Grünheide auch andere Standorte in Brandenburg, die darauf setzen, dass es Europa doch noch gelingt, eine Wertschöpfungskette rund um die Batteriezellenproduktion aufzubauen. BASF hat am Standort Schwarzheide im Sommer eine Anlage für das Recycling von bis zu 15.000 Tonnen ausgedienter Lithium-Ionen-Batterien in Betrieb genommen. In Guben will das kanadisch-deutsche Unternehmen Rocktech eine Lithium-Raffinerie mit einer Produktionskapazität von jährlich 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid bauen, was für die Produktion von 500.000 Elektrofahrzeugen reichen würde.

Tesla macht zur Lieferkette für die geplante Batteriezellfertigung in Grünheide keine Angaben. Der Konzern baut in Corpus Christi im US-Bundesstaat Texas eine eigene Lithium-Raffinerie. „Wir werden aber nicht alles aus Übersee holen. Das würde dem Vorhaben entgegenstehen, dass wir hier resilienter werden wollen“, sagte Thierig.

Mit dem Aufbau der Zellfertigung in Grünheide werde in den nächsten Monaten eine „substanziell dreistellige Zahl“ neuer Arbeitsplätze geschaffen, sagte Thierig. Derzeit beschäftigt Tesla am Standort rund 11.000 Mitarbeiter, etwa 400 Beschäftigte arbeiten in der Batteriefertigung. Der Aufbau der neuen Produktionsanlagen finde auf freien Flächen in bestehenden Gebäuden auf dem Fabrikgelände statt, sagte Thierig.

„Wir haben die räumlichen Bedingungen, um weitere Produktionsanlagen einzubringen“, sagte der Werkleiter über eine mögliche Erweiterung der Zellfertigung zu einem späteren Zeitpunkt. Die erforderlichen Genehmigungen für die Zellproduktion seien vorhanden, ein zusätzlicher Wasserbedarf für die Fabrik werde durch den Start der Zellfertigung in Grünheide nicht entstehen.

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