Elektroautofahrer kaufen gerade oft SUVs

Die Deutschen haben ein Faible für wuchtige Autos: Stadtgeländewagen mit erhöhter Sitzposition zählen seit Langem zu den populärsten Fahrzeugen im Automarkt. Die Sport Utility Vehicles (SUV) stehen allerdings auch in der Kritik, unter anderem weil die ausladenden Fahrzeuge in Innenstädten viel knappen Parkraum beanspruchen. SUV-Gegner wenden zudem ein, dass die großen und massigen Fahrzeuge viel Energie verbrauchten und Ressourcen aufzehrten.

Eine neue Auswertung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigt nun, dass eine Kundengruppe die umstrittenen Dickschiffe ganz besonders mag: die Käufer von E-Autos. Elektrische Klein- und Kompaktwagen werden dagegen wenig gekauft.

Im ersten Halbjahr entfielen der Analyse zufolge in Deutschland 56 Prozent der vollelektrischen Neuwagen auf das SUV-Segment, ihr Anteil war damit mehr als doppelt so groß wie der von elektrischen Kompaktwagen (siehe Grafik). Zum Vergleich: Bei den Verbrennerfahrzeugen hielt sich der Anteil von SUV-Fahrzeugen und Kompaktmodellen mit 39 Prozent und 36 Prozent in etwa die Waage. Die Analyse liegt der F.A.S. vorab vor.

Wenn sie schon elektrisch fahren, dann greifen die Deutschen also bevorzugt zu üppigen Stadtgeländewagen wie etwa dem Tesla Y oder dem Škoda Enyaq – eine mit Blick auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Straßenverkehr zumindest fragwürdige Entwicklung. Der BDEW kritisiert, dass das auch an fehlenden Alternativen liege, kompakte E-Autos für weniger als 30.000 Euro seien in den Modellpaletten der Hersteller rar.

Eine „hohe Einstiegsbarriere“ nennt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, diesen Mangel an erschwinglichen Elektrofahrzeugen. Wobei es nicht nur am dürftigen Angebot liegt, sondern auch am fehlenden Kundeninteresse. Die Elektroversion des kleinen Fiat 500 etwa verkauft sich derzeit so schlecht, dass der Hersteller die Produktion vorübergehend stoppen muss.

Und es gibt nach Einschätzung des Verbands noch einen weiteren Grund, warum das SUV bei E-Auto-Verkäufen eine so große Rolle spielt: Die in der Regel höherpreisigen Stadtgeländewagen werden auch gern von Firmenwagenfahrern geordert – und elektrische Firmenwagen sind steuerlich besonders begünstigt.

Den staatlichen Kaufzuschuss für Elektroautos, von dem alle Autokäufer und nicht nur Firmenwagen-Kunden profitieren konnten, hat die Bundesregierung dagegen Ende 2023 aus Geldmangel gestrichen. Die Folge war ein heftigen Einbruch der Verkaufszahlen. Im August lag der Elektroautoabsatz in Deutschland um fast 70 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Nun will die Regierung die Steuervorteile für elektrische Firmenwagen sogar noch ausweiten. Dicke Elektro-SUVs für Besserverdiener werden noch stärker gefördert.

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