Einsparungen in dieser Kultur: Wie geht es Deutschlands Kultur?

Notwendige Sanierungen, die nicht durchgeführt werden können, weil das Geld fehlt. Kunst- und Konzerthäuser, die nicht wissen, wie sie finanziell das nächste Jahr überstehen sollen. Nicht nur in der Hauptstadt geht es der Kultur schlecht. Ein Überblick

Berlin: Die Rasenmäher-Methode

Für die Berliner Kulturverwaltung und für alle
Kulturschaffenden, die in der Hauptstadt von öffentlichen Subventionen leben,
fallen die Weihnachtsferien dieses Jahr aus. Denn erst am 19. Dezember werden
sie mit Sicherheit wissen, wie viel sie ganz genau ab dem 1. Januar 2025 sparen
müssen. Erst kurz vor dem Fest geht wohl nach den Beratungen der Regierung aus
CDU und SPD ein umfassendes Sparpaket final durchs Parlament. 

Bereits einige
Wochen zuvor war eine Liste mit konkreten Einsparzielen bekannt geworden und
hatte in der Kulturszene für Entsetzen gesorgt. Dort empfindet man es als
Skandal, dass die Spitzen der schwarz-roten Koalition die konkreten Kürzungen
ohne Rücksprache mit den Institutionen und den Fachreferaten diktiert hätten.
Kultursenator Joe Chialo muss nun im Abgeordnetenhaus sich zu eigen machen, was
über seinen Kopf hinweg beschlossen wurde. 

Mittlerweile weiß die Berliner Senatsverwaltung für „Kultur und
gesellschaftlichen Zusammenhalt“ selbst, dass es dabei zu „rechtlichen oder
technischen Unmöglichkeiten“ kommen kann. Gemeint sind etwa langfristige Mietverträge
oder Verabredungen. Manchmal geht es auch um Kürzungen, die zwar rechtlich möglich
wären, aber nur aufschiebende Wirkung hätten und am Ende für das Land Berlin deshalb
sogar noch sehr viel teurer werden könnten. So soll etwa die bereits begonnene
Sanierung der Komischen Oper verschoben werden, was Mehrkosten von bis zu 250
Millionen zur Folge hätte. 

Das ist ein Fest für die Opposition
im Parlament, die Chialo nun in die Mangel nimmt. Für den Kultursenator wird die Zeit
knapp – politisch, was sein Amt angeht, aber auch finanziell: Denn am
Gesamtvolumen der je nach Rechnungsweise 12 bis fast 16 Prozent Soforteinsparungen
darf nicht gerüttelt werden. Zwischen 121 und 158 Millionen Euro will der
Berliner Senat bereits ab dem 1. Januar weniger für die Kultur ausgeben. 

Die
unterschiedlichen Zahlen ergeben sich daraus, dass zur Kultur auch Töpfe
zählen, die ihr staatswirtschaftlich nicht gehören. So wird die Sanierung der
Komischen Oper aus einem solchen Topf finanziert.
Ähnliches gilt für den Vorsorgetopf für die Tarifausgleiche. Fällt letzterer
weg, landet die Kultur bei knapp 16 Prozent Einsparungen. Das heißt,
dass nun zwei Wochen lang geschachert wird, wie man einzelne Summen mit dem
Argument der „Verträglichkeit“ umverteilen kann. 

Erste Folgen dieses Kahlschlags sind jetzt schon klar, andere zeichnen sich bislang nur vage ab.
Dem Kunstraum Savvy in Berlin-Wedding etwa wurde mit drei anderen Institutionen
gleich die Hälfte der Mittel gestrichen. Savvy wird so die Miete nicht zahlen
können, es droht die Schließung. Die Aufforderung von Kultursenator
Joe Chialo an alle Kulturinstitutionen, sich am besten um zahlungswillige Sponsoren
zu bemühen, klingt da wie Hohn. Wo sollen die Sponsoren herkommen, und dann so schnell? Bislang haben sich vor allem die Stiftungen der großen
Autohersteller als Kulturmäzene der Hauptstadt hervorgetan. Doch die
Autoindustrie verzeichnet aktuell Gewinneinbußen von bis zu 80 Prozent.

Die Schaubühne am Lehniner Platz ist eines der renommiertesten Theater Deutschlands. Sollte der Berliner Senat die Kürzungen wie geplant umsetzen, droht dem Haus die Insolvenz.

Es bleibt den Kultureinrichtungen also nichts anderes übrig,
als zu sparen. Das trifft auch renommierte Häuser wie das
Berliner Ensemble und die Schaubühne am Lehniner Platz, obwohl diese mit ihren Besucherauslastungen
nahe an der 100-Prozent-Marke stehen. Die Schaubühne musste ihre kleinere Studiobühne bereits schließen. Und mittelfristig drohe dem
Haus die Insolvenz, wenn die Kürzungen wie geplant durchgezogen würden, hieß es
jüngst in einer Mitteilung. Die großen Theater können immerhin auf
Rücklagen zurückgreifen und so die erste Zeit überstehen. Viel akuter als die medial beachteten Häuser trifft
es aber alle mittleren bis kleinen Institutionen. Dort gibt es weniger oder keine
Rücklagen.

Für 2026 ist außerdem eine weitere Sparrunde geplant. Spätestens
die wird dann auch für die großen Häuser existenziell gefährlich. Eine neue Meldung wirkt da fast wie eine Nebensache: Die vor zwei Monaten
durchgestochene Information, das Extremkünstlerduo Vegard Vinge und Ida Müller
würde ab 2025 die Volksbühne für zwei Jahre interimistisch leiten, wurde kassiert.
Vinge und Müller könnten unter den neuen Vorgaben nicht arbeiten, wird gemunkelt.
Der Kultursenator verneint diesen Zusammenhang in einer Pressemitteilung
zurecht. Denn schon im Oktober war klar, dass die Berliner Kultur mindestens zehn Prozent einsparen muss.

Verfolgt man die Berichterstattung zu den Etatkürzungen, kann der Eindruck entstehen, Berlins Kultur bestehe nur aus Theater und Oper. Es sind
eben die personalintensiven Künste, die es hart trifft. Wo es weniger
Tarifverträge gibt, schneidet das Sparmesser prozentual aber noch mehr weg: Die
Popbehörde Musicboard muss mit 25 Prozent weniger auskommen. Und ein offener
Brief der Literaturszene, unterzeichnet von großen wie kleinen Verlagen, sorgt
sich um die Vermittlung von Literatur, die in kleinen, nun gestressten
Institutionen so nicht mehr möglich sein wird. Und vermutlich auch in den
Theatern nicht mehr. Tobi Müller

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Köln: Gleich mehrere Baustellen

Dörte Diemert ließ bei der
Vorstellung des Doppelhaushalts für 2025 und 2026 keine Zweifel daran
aufkommen, dass Köln finanziell harten Zeiten entgegengeht. „Der Sturm hat uns
eingeholt“, sagte die Stadtkämmerin Mitte November an der Seite von Oberbürgermeisterin
Henriette Reker. Der Kölner Haushalt ist mit 6,45 Milliarden Euro für das
nächste Jahr und 6,69 Milliarden für 2026 maximal überdehnt und damit sogar eine
halbe Milliarde höher als der des Saarlands, und das bei fast gleicher
Einwohnerzahl. Ergo droht ein jährliches Minus von 395 beziehungsweise 439 Millionen
Euro. 

Das Minus lässt die Kölner Schulden absehbar zu kathedralenhafter Größe
anschwellen, von 3,87 Milliarden im Jahr 2022 auf prognostizierte 10,79
Milliarden für 2029. Die Folge: Köln muss sparen, und das trifft – auch, aber
nicht nur – die Kultur. Doch anders als in Berlin wird im Rheinland die
Kulturlandschaft nicht per Rasenmäher gestutzt. Das Gürzenich-Orchester und die
städtischen Bühnen erhalten sogar mehr Mittel. Dafür bekommen die Freie Szene
und Kulturfestivals die Finanznot umso schmerzlicher zu spüren. 

Das Acht-Brücken-Festival für neue Musik der Philharmonie erhält bis dato 421.500 Euro
und ab 2026: nichts mehr. Die Cologne Jazzweek, das Concerto-Köln-Orchester
für Alte Musik, das Shalom-Musik-Köln-Festival für jüdische Musik, die Akademie der Künste der Welt: Sie alle gehen spätestens im übernächsten Jahr
leer aus und sind in ihrer Existenz bedroht. Der Kölner Kulturrat zeigte sich
ob der Streichungen prophylaktisch alarmiert. „Die Kultur in Köln ist
substanziell bedroht“, warnte er, es drohe „eine deutliche Schwächung
der kulturellen Infrastruktur.“

Flankiert werden die Sparmaßnahmen durch
kreative Ideen, wie sich die Einnahmesituation verbessern lässt. So will die
Stadt die Ticketpreise für die städtischen Museen um 1,50 Euro pro Eintritt
erhöhen. Das Kalkül dahinter ist rheinisch-optimistisch: Man geht davon aus,
dass Besucher durch die teuer-darbende Kultur nicht abgeschreckt, sondern im
Gegenteil von ihr magisch angezogen werden. Bis 2029 will man die Besucherzahl der
Museen von aktuell rund 737.000 auf zwei Millionen hochschrauben. Möglich
machen sollen das „strategische Zusammenarbeit“ und eine „gemeinsame
Marketingstrategie“.

Diese muss dann den Massen, die da kommen sollen,
glaubwürdig erklären, warum ein wichtiger Kölner Besuchermagnet, das
Römisch-Germanische-Museum am Roncalli-Platz neben dem Dom, wohl bis mindestens
2030 geschlossen bleiben wird. Dabei war seit 2009 jedem Stadtverantwortlichen in Köln klar, dass das Museumsgebäude eigentlich durch ist. Und doch hoffte man Jahr
für Jahr, dass schon gut gehen werde, was bis dahin immer gut gegangen war. Aber dann
wurde dem Römisch-Germanischen 2018 die Betriebsgenehmigung wegen
Brandschutzmängeln endgültig entzogen. Seitdem klettern die Sanierungskosten, von ursprünglich kalkulierten 41,7 Millionen Euro im Jahr 2015 auf aktuell 177
Millionen.

Dass bis zur geplanten Wiedereröffnung im Jahr 2030 zusätzlich
noch einiges finanziell passieren kann, zeigt das Beispiel der Kölner Oper und des Schauspiels. Eigentlich sollte die gemeinsame Sanierung bereits
2015 abgeschlossen sein. Doch dann musste die Wiedereröffnung wegen Pfusch am
Bau wieder und wieder verschoben werden. Aktuell visiert man Ende 2025
an. Folglich explodierten die Kosten, von ursprünglich 253 Millionen Euro auf wohl astronomische 1,45 Milliarden. Raoul Löbbert

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Hamburg: Darf es eine neue Oper sein?

Während die Kulturetats in anderen
Städten gekürzt werden, soll es in Hamburg für die Theater, Museen und
Konzerthallen in den kommenden zwei Jahren mehr Geld geben. Der Senat, also die
Hamburgische Landesregierung, hat sich darauf geeinigt, die Mittel der Behörde
für Kultur und Medien im Jahr 2025 um rund 50 Millionen Euro auf 461 Millionen
Euro zu erhöhen. 2026 soll die Summe dann auf 474 Millionen Euro steigen.

Kultursenator Carsten Brosda gibt
sich dennoch zurückhaltend. Im Interview mit dem Hamburger Abendblattsagte
er, man habe „die Bedarfe der Kultureinrichtungen weitgehend abdecken können“.
Das klingt demütig, ist der Lage aber wohl angemessen. Denn die
wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen die Theater, Museen und
Konzerthäuser überall in Deutschland stehen, gibt es auch in Hamburg. Da sind
zuerst die Corona-Folgen: Das technische und gastronomische Personal ist
während der Pandemie in andere Branchen abgewandert, und im Club- und
Livemusikbereich beobachten Veranstalterinnen und Veranstalter ein neues
Publikumsverhalten, das ihre Routinen auf die Probe stellt. Hinzu kommen
die gestiegenen Betriebskosten, etwa durch die hohen Energiekosten und die
neuen Honoraruntergrenzen für Freiberufler.

In diesem Klima diene die Erhöhung
des Kulturetats, so argumentiert die Kulturbehörde, zuerst der Bestandswahrung.
In den vier Staatstheatern sollen die Mehrkosten durch Tarifsteigerungen
aufgefangen werden. Auch die vielen Privattheater der Stadt sollen etwas mehr
Geld bekommen, ebenso die Stadtteilkulturzentren. Nachdem die Beratungen in den
Ausschüssen und Fraktionen abgeschlossen sind, soll das Landesparlament, die
Hamburgische Bürgerschaft, in der Woche vor Weihnachten über den Haushalt
beraten und ihn dann beschließen. 

Auch mittelfristig soll der
Kulturetat in Hamburg wachsen. Zu langfristigen Prognosen will sich niemand
hinreißen lassen, doch die Zeiten, in denen man in Hamburg über die Schließung
von Museen stritt, scheinen vorbei zu sein. Stattdessen werden
gleich mehrere Museen neu gebaut oder aufwendig saniert. So etwa das Museum für
Hamburgische Geschichte. Für die Überholung des denkmalgeschützten
Backsteinschlösschens unweit der Reeperbahn sind 101 Millionen Euro vorgesehen,
der größte Teil stammt aus Landesmitteln. 2028 soll das Museum eröffnen.

In Hamburg wird nicht rückgebaut, sondern aufgebaut: So will der Unternehmer Michael Kühne auf das Baakenhöft-Gelände im Hafengebiet eine neue Oper bauen.

Und dann spukt noch die Idee eines
Opern-Neubaus durch die Stadt, mit der sich der Logistikmilliardär und
Exil-Hamburger Klaus-Michael Kühne immer wieder zu Wort meldet. Er würde gerne
Geld zur Verfügung stellen, um ein Musiktheater auf die Baakenhöft zu setzen,
eine der letzten unbebauten Flächen in der HafenCity. 

Das Grundstück liegt etwa
auf halber Strecke zwischen der Elbphilharmonie, die nur nach erheblichen
Kostensteigerungen fertiggestellt werden konnte, und dem Elbtower, der
nach der Pleite von Investor René Benko eine Ruine geblieben ist. Das sind
womöglich zwei Gründe, warum der Senat recht verhalten auf das Angebot
reagierte, eine zweite Oper zu bauen. Ein dritter ist wohl, dass die
Besucherzahlen der bestehenden Oper am Gänsemarkt deutlich hinter ihrer
Kapazität zurückbleiben. Oskar Piegsa

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München: Einspruch einer Nobelpreisträgerin

München gilt als besonders wohlhabende Stadt. Und doch, auch
in der bayerischen Landeshauptstadt soll gespart werden. Ursprünglich waren im
Kultursektor Kürzungen in Höhe von 16,8 Millionen Euro geplant. Die Proteste
ließen nicht lange auf sich warten. Mitte November veröffentlichte die Münchner
Kulturszene unter dem Motto „München
ist Kultur“ einen offenen Brief
. Unterzeichnet haben unter anderem die Literatur-Nobelpreisträgerin
Elfriede Jelinek und der Publizist Michel Friedman. Auch eine Petition
wurde gestartet. Die Kürzungen würden „die Struktur des derzeitigen kulturellen
Angebots unumkehrbar und langfristig zerstören“, heißt es in dem offenen Brief.

Die Unterzeichner befürchten weniger Vorstellungen,
„Einschränkungen des Angebots für Kinder, Jugendliche und Senior*innen im
Bereich kulturelle Teilhabe, Existenzbedrohung für frei Kunstschaffende und
Stellenabbau in Institutionen.“ Für die Münchner Kammerspiele und das
Volkstheater sprachen
die Intendanten Barbara Mundel und Christian Stückl
gegenüber der Süddeutschen Zeitung Anfang Oktober von einer Budgetkürzung ihrer Häuser um jeweils 15 Prozent.
Stückl schloss auch eine Insolvenz des Volkstheaters nicht aus: „Bleiben die
Zahlen, wie sie sind, wären wir in zwei Jahren ganz pleite, dann müsste ich
Insolvenz anmelden. Oder wir müssen umstrukturieren.“ Auch Mundel sprach von
einem drohenden Aus für die Kammerspiele.

Vor zwei Wochen hat sich die Münchner Rathauskoalition aus
SPD/Volt und Grünen/Rosa Liste dann auf einen verringerten Sparbetrag von 15,5
Millionen geeinigt. Der städtische Kulturhaushalt soll demnach im kommenden Jahr
275 Millionen Euro betragen. Offenbar haben die Haushaltspolitiker die
Kürzungen bei den Institutionen sorgfältiger abgewogen als in Berlin. Unter
anderem für die Theater vereinbarten die Regierungsparteien eine Entlastung vom
ursprünglichen Plan: Die Tarifsteigerungen bei den Münchner Kammerspielen, dem
Volkstheater und anderen Gesellschaften sollen zu 70 Prozent ausgeglichen
werden. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat sich auch klar zur freien
Szene bekannt. Diese soll dem
Rathaus zufolge von den Kürzungen weitgehend verschont
bleiben.  

Die Leiterin des Münchner Kunstvereins, Maurin Dietrich,
bewertet das Bekenntnis zur freien Szene positiv. „Das zeugt von einem
tiefgreifenden Verständnis dafür, dass man bei den Kleinsten nicht sparen
kann.“ Wenn der Kunstverein die städtische Zuwendung nicht hätte, sagt
Dietrich, „dann wüssten wir nicht, wie wir überleben könnten“. 

Dass bei Sparrunden schnell eine Institution gegen eine
andere ausgespielt werden kann, weiß auch Dietrich: „Es ist der Traum von
rechten und antidemokratischen Kräften, dass sich die Kultur selbst
zerfleischt.“ Dietrich betont, dass das nicht passieren dürfe. Auch die
Unterzeichner des offenen Briefs schreiben: „Wir lassen uns nicht in
Verteilungskämpfe führen.“ Am heutigen Donnerstag wird der Kulturausschuss des
Stadtrats über den Haushaltskompromiss befinden. Am 18. Dezember soll der
Haushalt endgültig beschlossen werden. Julian Sadeghi

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Dresden: Es regnet schon rein

Auch in Dresden müssen Kultureinrichtungen ab dem kommenden Jahr mit sehr viel weniger Geld auskommen. Für den Haushalt 2025/26 plant die sächsische Landeshauptstadt eine Kürzung in Höhe von 4,76 Millionen Euro pro Jahr. Ein Beschluss wird im März 2025 erwartet. Betroffen davon wären bekannte Institutionen wie das Hygiene-Museum, das Europäische Zentrum der Künste in Hellerau, die Staatsoperette und vor allem auch die Freie Szene. Ihnen allen würden künftig wichtige Fördergelder fehlen. In einem offenen Brief fordern Kulturschaffende, die Einsparungen rückgängig zu machen. „Die Kulturstadt Dresden zerstört damit ihr Fundament“, schreiben sie. 

Das Deutsche Hygiene-Museum muss nicht nur auf 565.000 Euro im Jahr verzichten. Weil es paritätisch von Stadt und Freistaat unterstützt wird, handelt es sich sogar um die doppelte Einsparsumme. Die Eintrittspreise werden steigen, Sonderausstellungen werden reduziert, dringende Renovierungen müssen verschoben werden. Durch das Dach des Museums hatte es schon reingeregnet. 

„Dem bundesweit und international beachteten Haus würde mit einem solchen Einschnitt der Abstieg in die Mittelmäßigkeit bevorstehen“, schrieb die Direktorin Iris Edenheiser im Rahmen einer Protest-Kampagne des Dresdener Kulturbündnisses Weltoffenes Dresden. In den vergangenen Jahren hatte man immer wieder versucht, sich von den staatlichen Geldern unabhängiger zu werden, private Sponsoren zu finden. Aber: „Wir sind hier im Osten“, sagte Edenheiser dem Spiegel. Es gebe rund um Dresden einfach zu wenige Unternehmen, die als Förderer infrage kämen. 

Dem Europäischen Zentrum der Künste im Stadtteil Hellerau drohen Einsparungen in Höhe von 470.000 Euro, mit Streichungen von Bundesmitteln sogar von insgesamt 1,2 Millionen Euro. Ein ganzjähriges Spielzeitprogramm wäre nicht mehr zu stemmen, befürchtet die Intendantin Carena Schlewitt. Nur noch vier statt zehn Monate könnte das Zentrum bespielt werden. „Damit würde Hellerau seine internationale Strahlkraft und gleichzeitig vor Ort seine Attraktivität verlieren.“

Die Dresdner Philharmonie wird zehn Prozent einbüßen müssen. „Die Exzellenz der Philharmonie und die Weltklasse des Saals schafft keiner einfach ab“, sagte die Intendantin Frauke Roth der Sächsischen Zeitung. „Aber sie sind durch finanzielle Einschnitte gefährdet.“ Die Tickets sollen um einen bis fünf Euro teuer werden und so noch bezahlbar bleiben. Auch weitere Spielstätten und Bibliotheken müssen mit sechsstelligen Kürzungen rechnen.

Auch abseits der Hauptstadt sieht die finanzielle Lage vieler Theater und Orchester in kleineren sächsischen Städten nicht gut aus. Sie konkurrieren mit den Sportvereinen und Schwimmbädern um die Finanzierungsmittel. Daniel Morgenroth, Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters in Görlitz, schlug vor, die Namensrechte an einen Sponsor zu verkaufen, um eine sonst drohende Insolvenz abzuwenden. Bisher nahm niemand das Angebot an. Stella Schalamon

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