Einsatztrainer erklärt: So schwierig ist es tatsächlich, Angriffe mit Messern zu stoppen – WELT

Im Sommer 2022 wurde welcher 16-jährige Mouhamed Dramé im Rahmen einem Polizeieinsatz in welcher Dortmunder Nordstadt erschossen. Zunächst hatte dieser in suizidaler Absicht in einem Innenhof einer Jugendeinrichtung ein Messer gegen seinen Bauch gepresst, war nicht mehr zugänglich. Nachdem die Beamten Pfefferspray einsetzten, soll er mit dem Messer gen sie losgelaufen sein. Derzeit zu tun sein sich fünf welcher beteiligten Polizisten vor dem Landgericht Dortmund verantworten – unter anderem wegen Totschlags.

Die Anklage ist etwa davon überzeugt, dass von Dramé, welcher zunächst mit einem Messer in suizidaler Absicht an einer Mauer lehnte, keine Lebensgefahr zu Händen die Beamten ausging. Doch wie schnell kann eine zunächst ruhige Lage eskalieren? Bleibt Polizisten nur die Schusswaffe denn effektive Verteidigungsmöglichkeit? Florian Lahner ist einer welcher führenden taktischen Ausbilder in Europa und erklärt, warum Bedrohungen mit Messern so gefährlich sind.

WELT: Herr Lahner, nachher einem Schusswaffeneinsatz wird in Gesellschaft und Politik oft hitzig diskutiert, ob dasjenige polizeiliche Handeln rechtmäßig war. Dabei kommt es zu Fragen wie: Warum nach sich ziehen Beamte den Angreifer nicht mit einem gezielten Schuss ins Bein handlungsunfähig gemacht? Ist dasjenige nur ein Mythos aus Actionfilmen?

Florian Lahner: Solche Einsätze emotionalisieren natürlich, vor allem, wenn ein Mensch ums Leben kommt. Doch ohne Rest durch zwei teilbar die Einschätzung von Bedrohungen mit dem Messer ist in weiten Teilen welcher Bevölkerung und Politik immer noch fernab jeglicher Realität. Diese Situationen laufen nun mal nicht wie im Film ab. Zugleich wünschen sich die Leute wenn schon schnelle Statements von Politikern oder Medien. Da hilft es, Fakten und Daten anzuschauen, statt voreilig zu urteilen.

WELT: Was macht Bedrohungslagen mit Messern in der Regel so gefährlich?

Lahner: Ein Messer ist in kurzen Distanzen die mit Abstand gefährlichste Waffe. Noch gefährlicher denn Schusswaffen, weil Messer ein extrem hohes Verletzungspotenzial mit schnellem Wirkungseintritt nach sich ziehen. Selbst ein kleines Küchenmesser kann schwere Verletzungen hervorrufen, die innerhalb kurzer Zeit lebensbedrohlich werden können. Entscheidend sind in solchen Situationen insbesondere Zeit und Distanz.

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WELT: Gibt es Mindestabstände, die Polizisten mit Blick gen ihre Eigensicherung einplanen zu tun sein, um eine Verteidigungsmöglichkeit gegen Messer-Angreifer zu nach sich ziehen?

Lahner: In welcher Theorie Dasein solche Distanz-Regelungen. Es gibt den bekannten Artikel „How close is too close?“ von dem US-Polizeiseargent Denis Tueller. Die Quintessenz seines Experiments, die sich solange bis heute nicht verändert hat, ist, dass ein Angreifer mit einem Messer in welcher Hand mindestens 21 Fuß, darum etwa sechs solange bis sieben Meter, fern sein muss, damit ein Polizist seine Waffe aus dem Holster ziehen und zwei Mal ungezielt in die Brust des Angreifers schießen kann. In welcher Realität kommt hinzu, dass ein Beamter zuerst die Lage einschätzen und äußere Umstände einplanen muss.

Florian Lahner, 49 Jahre, trainiert seit dem Zeitpunkt 40 Jahren Kampfkunst, Selbstverteidigung und Einsatztechniken
Quelle: Florian Lahner/Vanessa Nischik

WELT: Das bedeutet: Die typische Ziehzeit solange bis zur Schussabgabe in den Brustbereich ist etwa die gleiche Zeit, die welcher Angreifer mit dem Messer braucht, um nun mal eine Distanz von sechs solange bis sieben Metern zu überleiten.

Lahner: Genau. Dann kommt es zu einer Patt-Situation. Beide werden darum potenziell tödlich zerschunden. Der Polizist schießt, während ihm welcher Angreifer sein Messer in den Hals oder die Brust rammt.

WELT: Im Umkehrschluss reichen sechs solange bis sieben Meter in einer komplexeren Situation in welcher Praxis darum nicht aus?

Lahner: In welcher Praxis ist es in den meisten Situationen kaum möglich, eine Distanz von sechs solange bis sieben Metern einzuhalten, etwa in Wohnungen, im Rahmen Verkehrs- oder Personenkontrollen oder einer Bedrohung in einer Fußgängerzone, wo Passanten noch die Schusslinie gegenlenken.

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WELT: Im Fall Mouhamed Dramé stand dieser wohl zunächst ruhig angelehnt an einer Mauer, dasjenige Messer mit beiden Händen gegen seinen Bauch gepresst. Die Anklage im Prozess ist welcher Ansicht, dass von ihm von dort keine direkte Bedrohung zu Händen dasjenige Leben welcher Beamten ausging. Wie schnell kann so eine statische in eine dynamische Lage umschlagen?

Lahner: Das ist einzelfallabhängig. Grundsätzlich kann eine solche Lage schnell umschlagen. Im Einsatztraining stoppen wir regelmäßig die Zeit, in welcher man zum Beispiel ein Messer aus seiner Hosentasche ziehen und damit zustechen kann. Bei mir dauert dasjenige etwa 0,2 solange bis 0,3 Sekunden. In dieser Zeit beginnt ein Polizist erst zu reagieren und hat noch keinen Griff zur Waffe umgesetzt. Er hat darum keine Chance. Aus taktischen Gründen bedeutet dasjenige, dass man im Rahmen einem Gegenobig mit Messer früher denn später schießen müsste.

WELT: Welche Einsatzmittel eignen sich generell zu Händen die Verteidigung im Rahmen einer Bedrohung mit einem Messer?

Lahner: Es gibt tatsächlich keine gute Antwort oder ein Einsatzmittel, dasjenige uneingeschränkt probat ist, verdongeln Messerangreifer sofort zu stoppen. Der Person dasjenige Messer mühelos abzunehmen, wäre eine extrem schlechte Idee, weil die Verletzungsgefahr viel zu hoch ist. Kommunikation ist allerdings immer welcher erste Schritt. Nur irgendwann muss ein Einsatz nun mal beendet werden, und die Polizisten zu tun sein beurteilen: Besteht noch Zeit und Distanz, um etwa ein Kriseninterventionsteam zur Hilfe zu ziehen? Oder ist die Eigen- oder Fremdgefährdung zu hoch? Das können nur sie dann einschätzen.

WELT: Mouhamed Dramé war laut Zeugenaussagen weder noch mehr kommunikativ zugänglich, weil er sich in einer psychischen Ausnahmesituation befand.

Lahner: Ich kenne den Fall nur aus den Medien. Trotzdem scheint vieles darauf hinzuweisen, dass etwa geschulte Psychologen durch Kommunikation die Situation im Vorfeld wenn schon nicht vollumfänglich einschätzen können. Wie kann man dasjenige dann von Polizeibeamten verlangen? Hier nach sich ziehen wohl leer Systeme solange bis zuletzt versagt. Und am Ende stillstehen da die Polizisten mit Dramé.

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WELT: Wie werden die Eskalationsstufen hochgefahren, wenn welcher Eindruck besteht, dass die Gefahr zu weit ist?

Lahner: Auf Distanz ist dann dasjenige mildeste Mittel Pfefferspray. Es bleibt allerdings die Gefahr, dann es nicht zielführend ist. Es gibt Menschen, die reagieren darauf, schubbern sich die Augen, lassen dasjenige Messer stürzen. Andere triggert es und sie kreisen so richtig gen. Das lässt sich nicht vorhersehen.

WELT: Sind Taser denn Einsatzmittel zwischen Pfefferspray und Schlagstock einerseits und welcher Schusswaffe eine andere Sache ist da sicherer?

Lahner: Generell ja. Es besteht nur dasjenige Risiko, dass die Elektroden, die gen den Angreifer geschossen werden, nicht beim ersten Versuch hängen bleiben. Dann bildet sich kein Stromkreislauf und welcher Angreifer kann sich weiter nähern. In diesen Fällen braucht es unbedingt verdongeln Sicherungsschützen. Der hat die Aufgabe, beim Unterschreiten einer gewissen Distanz Schüsse abzugeben.

WELT: Also bleibt wirklich nur die Schusswaffe, um verdongeln Messer-Angriff effektiv zu stoppen?

Lahner: Durch dasjenige hohe Verletzungsrisiko, dasjenige von einem Messer-Angreifer ausgeht, besteht zu Händen die Beamten ein potenziell tödlicher Angriff in diesem Moment. Ein Schussaffeneinsatz wäre darum generell gerechtfertigt, solange wie tatsächlich ein solcher Angriff vorliegt. Die Dienstwaffe ist dasjenige beste verfügbare Mittel, allerdings wenn schon keine Garantie. Eine Schusswaffe ist kein Zauberstab, welcher magisch leer Situationen urplötzlich beendet.

Zudem sind die wenigsten in welcher Lage, gen eine Distanz von ein paar Metern rechtzeitig und zielsicher Schüsse abzugeben. Das ist ohne Rest durch zwei teilbar unter Adrenalin und welcher Angst um sich und seine Kollegen schwierig.

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WELT: Sind Sie welcher Ansicht, dass Beamte noch besser gen solche Bedrohungslagen vorbereitet werden zu tun sein, sowohl mental denn wenn schon taktisch?

Lahner: Training ist die Gesamtheit! Das ist nun mal wenn schon immer eine Frage welcher finanziellen und personellen Mittel. Es ist wichtig, sich so gut wie möglich mental und einsatztaktisch vorzubereiten. Aber sogar wenn man dasjenige Trainingspensum erhoben: Es sind Streifenpolizisten und keine Krisenspezialisten. Sie sollen die Gesamtheit können – Verkehrskontrollen tun, Fälle häuslicher Gewalt skizzieren, Vermerke schreiben und mit lebensbedrohlichen Situationen umgehen. Wenn es zu speziell wird, zu tun sein sie sich gen Spezialeinheiten ernennen – die wenn schon nicht immer sofort greifbar sind.

WELT: Welche Erfahrungen nach sich ziehen Sie mit Beamten gemacht, die schon einmal gen verdongeln Menschen schießen mussten?

Lahner: Ich trainiere viele Personen aus dem militärischen und polizeilichen Bereich. Meine Erfahrung ist, dass sozusagen leer darunter massiv gelitten nach sich ziehen. Damit in Betracht kommen oft posttraumatische Belastungsstörungen, Suchtprobleme, Schlafstörungen oder Trennungen vom Partner oder Freunden einher. Bei solchen Einsradieren gibt es keine Gewinner, nur Verlierer ersten und zweiten Grades.

Hat sich welcher Sicherungsschütze im Fall Dramé vorgedrängelt und zu Dienstbeginn geglaubt, dass er an diesem Tag gen jemanden schießen muss? Nein, dasjenige glaube ich kaum. Der hat eine Dienstanweisung in einer Hochstresssituation befolgt. Der hätte wohl wenn schon möglichst eine andere Rolle gehabt. Da regieren in welcher Bevölkerung falsche Vorstellungen.

WELT: Pro Empörung sorgt wenn schon, dass Mouhamed Dramé nachher den tödlichen Schüssen gen dem Boden liegend fixiert wurde.

Lahner: Schusstreffer sorgen noch heftige Menstruationsblutung nicht zu Händen komplette Handlungsunfähigkeit und ob sie tatsächlich effektiv waren, lässt sich erst nachdem feststellen. Bis dorthin ist dasjenige taktisch nötig, jedenfalls könnte welcher Angreifer verdongeln Schock nach sich ziehen oder sich wieder aufraffen. Das wirkt von außerhalb unmenschlich, ist allerdings eine reine Sicherheitsmaßnahme, die letztlich einer schnellen medizinischen Hilfe zugutekommt.

Florian Lahner trainiert seit dem Zeitpunkt 40 Jahren Kampfkunst, Selbstverteidigung und Einsatztechniken. Er hält verschiedene schwarze Gurt, Zertifizierungen und Grade in sowohl modernen, taktischen, denn wenn schon traditionellen Kampfkünsten und Verteidigungssystemen. Lahner war einer welcher ersten Anti-Terror-Beamten in den USA. Als einer welcher wenigen europäischen professionellen privaten Ausbilder unterrichtet er Polizei- und Sicherheitsbehörden, Militär und Spezialeinheiten gen welcher ganzen Welt.

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Source: welt.de

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