Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat die deutschen Waffenlieferungen in die Ukraine verteidigt. „Ich bin auch kriegsmüde“, sagte er. Es sei hässlich, mit Waffen umzugehen, „aber es ist notwendig, um unsere Freiheit und unsere Sicherheit zu schützen.“ Mehr als eine Stunde lang beantwortete Pistorius im Hamburger Thalia Theater die Fragen von ZEIT-Politikredakteurin Mariam Lau und Roman Pletter, dem Leiter des Wirtschaftsressorts der ZEIT.
Pistorius sprach in Hamburg auch über den Zustand der Bundeswehr. Vor wenigen Wochen hatte er gefordert, einen verpflichtenden Fragebogen für Männer in Deutschland einzuführen, der die Bereitschaft und Fähigkeit zum Dienst in der Bundeswehr erfassen soll. Im Gespräch mit der ZEIT bekräftigte er, sein Ziel sei es, Personal in der Bundeswehr zu halten und neues anzuwerben. „Ja, ich brauche mehr Geld“, sagte er auf Nachfrage. Ein Grund sei unter anderem, dass die Herstellung von Panzern und U-Booten Jahre dauere und die Industrie daher finanzielle Planungssicherheit brauche. Solch schwere Waffen würden „nicht irgendwo im Regal stehen und auf Knopfdruck bestellt werden können.“
Politik eine Frage des Team-Plays
Auf die Frage, wer anstelle von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat infrage käme, sagte er: „Der Glaube, nur durch das Austauschen einer einzigen Person in der gleichen Konstellation“ würde ein großer Wechsel kommen, sei falsch. So einer Erwartungshaltung könne niemand alleine gerecht werden, Politik sei eine Frage des Team-Plays.
Zur anstehenden Wahl in Brandenburg am Sonntag sagte Pistorius: „Es geht um mehr als um demokratische Mehrheiten, es geht um die Demokratie.“ Er hoffe, dass die leisen Stimmen, die in der Mehrheit seien, den lauten, demokratiefeindlichen Stimmen etwas entgegensetzen würden. Er sagte: „Unsere Demokratie muss jeden Tag erkämpft, bestätigt und verteidigt werden.“
Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der Online-Live-Veranstaltung aus
der Reihe „Eine Stunde ZEIT“, die am 19. September 2024 vor Publikum in Hamburg stattfand und per Livestream übertragen wurde.