Johan Lundgren, Chef des Billigfliegers Easyjet , ist zum Abschied nach sieben Jahren an der Spitze zufrieden. Er übergebe eine „starke Easyjet“, die Zukunft werde „glänzend“ sein. Der Überschuss ist im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr um 40 Prozent auf 452 Millionen Pfund (542 Millionen Euro) gestiegen. Nur für das deutsche Geschäft scheinen die frohlockenden Töne nicht zu gelten.
Easyjet-Deutschland-Chef Stephan Erler kündigt kurz danach vor Journalisten für 2025 bloß Stagnation an: „Wir werden das Angebot in Deutschland konstant halten.“ Von deutschen Airports aus gibt es zwar neue Strecken, anderes wird aber gekürzt. Die Zahl der angebotenen Sitzplätze bleibt in etwa gleich. Doch das müsse nicht dauerhaft so sein, deutet Erler an: „Wir sind bereit, Chancen zu ergreifen. Wir schauen uns an, wie wir uns 2026 positionieren, sollte es zu Kostensenkungen in Deutschland kommen.“
Es klingt wie der Vorschlag für einen Deal: Wenn die staatliche Abgabenlast durch Luftverkehrsteuer, Sicherheitsgebühren und Zahlungen für Fluglotsen sinke, werde die Gesellschaft Easyjet, die einst nach dem Aus von Air Berlin große Deutschland-Pläne hatte, hiesige Flughäfen wieder stärker anbinden. Auch Rivale Ryanair hatte so argumentiert – und letztlich drei deutsche Flughäfen aus dem Plan genommen und weitere Kürzungen verkündet.
Ein „wesentlicher Schritt“ voran
Nach der Corona-Krise ist Easyjet wieder auf Expansionskurs umgeschwenkt. Das Jahresergebnis sei ein „wesentlicher Schritt hin zu unserem Ziel, nachhaltig einen Jahresgewinn von einer Milliarde Pfund vor Steuern zu erzielen“, sagte Lundgren. Vor Abzug der Steuern hat Easyjet 610 Millionen Pfund (730 Millionen Euro) verdient. Der Umsatz ist um 14 Prozent auf 9,3 Milliarden Pfund gestiegen, da mit 89 Millionen Passagieren rund acht Prozent mehr Reisende an Bord gingen und – insbesondere für Zusatzleistungen – mehr bezahlten.
Für das neue Geschäftsjahr setzt der künftige Chef Kenton Jarvis verstärkt auf längere Strecken zu Urlauberzielen wie nach Nordafrika oder auf die Kanarischen Inseln. Das Geschäft mit Pauschalreisen, für die Easyjet eigene Flüge mit Hotelaufenthalten kombiniert, soll um 25 Prozent ausgebaut werden.
Expandiert wird auch in Italien. Dort muss die Deutsche Lufthansa als Auflage für den Einstieg bei der Gesellschaft ITA Startslots abgeben. Die gehen nun großteils an Easyjet. Im Flugbetrieb stehe man im Wettbewerb mit Lufthansa und Ryanair, sagte Erler, im Unternehmen bestehe aber auch eine Konkurrenz zwischen Standorten in Deutschland und anderen Ländern. Aktuell gelte: „Dasselbe Flugzeug kann in Lissabon oder Alicante einen höheren Gewinn erzielen.“