Die Deutsche Bank ist im dritten Quartal 2024 zurück über die Gewinnschwelle gesprungen und hat damit die Scharte aus dem zweiten Quartal ausgewetzt. Wie Deutschlands größtes Kreditinstitut am Mittwochmorgen mitteilte, erzielte es einen Nettogewinn von 1,7 Milliarden Euro und einen Bruttogewinn von 2,3 Milliarden Euro. Damit übertraf die Deutsche Bank die Erwartungen der Fachwelt. Zwölf Analysten hatten zuvor im Durchschnitt mit 1,6 Milliarden Euro netto und 2,1 Milliarden Euro brutto gerechnet.
Auch im Vergleich zum Vorjahresquartal kommt die Deutsche Bank voran. Damals verdiente sie 1,2 Milliarden Euro nach und 1,7 Milliarden Euro vor Steuern, was einer Netto-Eigenkapitalrendite nach neun Monaten im Jahr 2023 von 7 Prozent entsprach. Für das dritte Quartal 2024 gab die Deutsche Bank nun eine Eigenkapitalrendite von 10,2 Prozent an und rückte damit ihrem für das Gesamtjahr 2025 geltenden Ziel von mehr als 10 Prozent näher. Allerdings ließ sie bei der Berechnung der Eigenkapitalrendite Rechtskosten für die Postbank außen vor. Mit diesen Kosten lag die Eigenkapitalrendite im dritten Quartal bei 7,6 Prozent.
Der Aktienkurs der Deutschen Bank ist seit einem Jahr um 65 Prozent gestiegen und damit stärker als der von der Commerzbank, die von dem Kaufinteresse von Unicredit profitiert. Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen vor Börseneröffnung positiv überrascht von den Geschäftszahlen und erwarteten einen weiter steigenden Aktienkurs.
Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zeigte sich am Mittwoch zufrieden: „Im abgelaufenen Quartal haben wir wichtige Fortschritte dabei erzielt, juristische Altlasten hinter uns zu lassen. Gleichzeitig haben wir im operativen Geschäft einen Rekordgewinn für ein drittes Quartal erwirtschaftet. Dies spiegelt unser starkes Geschäftsmodell, die positive Entwicklung in allen Geschäftsbereichen sowie unsere anhaltende Kostendisziplin wider“, sagte der seit April 2018 amtierende Sewing.
Wie Sewing schon andeutet, ist allerdings ein Teil des Gewinnzuwachses nicht auf das operative Geschäft zurückzuführen, sondern auf einen Sondereffekt: Ende April musste die Deutsche Bank vor Gericht erfahren, dass die mehr als zwanzig Jahre zurückliegende Übernahme der Postbank teurer werden könnte als bisher gedacht. 1,3 Milliarden Euro an Rückstellungen buchte die Deutsche Bank deswegen im zweiten Quartal, was zu einem Quartalsverlust führte. Die Bank hat deshalb auch ihre Pläne für den Rückkauf eigener Aktien zeitlich gestreckt. Dazu sagte Sewing nun, das Quartalsergebnis „bestärkt uns nicht nur auf unserem profitablen Wachstumskurs, sondern auch in unserer Zuversicht, dass wir unsere ursprünglichen Ziele für die Kapitalausschüttung an unsere Aktionäre übertreffen werden. Wir haben nun die Genehmigung für weitere Aktienrückkäufe beantragt.“
Denn einen Teil der hohen Rückstellungen für die Postbank-Verfahren konnte die Deutsche Bank jetzt wieder zugunsten des Gewinns im dritten Quartal auflösen, weil sie inzwischen Vergleiche mit klagenden Postbank-Altaktionären wie dem Verlag Effecten-Spiegel und dem Hedge-Fonds Elliott geschlossen hat, die für die Bank nicht unvorteilhaft ausfielen. Das OLG Köln hat nun für diesen Mittwoch einen Verkündungstermin im Verfahren mit einem weiteren Postbank-Kläger angesetzt. Nach Informationen der F.A.Z. wird aber ein Urteil vom OLG Köln keine Auswirkungen auf geschlossene Vergleiche haben, weil Besserungsscheine nicht greifen.
Die weitere Risikovorsorge blieb trotz der angespannten Konjunktur, steigenden Unternehmensinsolvenzen und damit drohenden Kreditausfällen mit 494 Millionen Euro unauffällig. Für Gewerbeimmobilien musste die Deutsche Bank 34 Prozent weniger zurückstellen als im Vorjahresquartal, als sie einen Höhepunkt des Preisrückgangs insbesondere auf dem US-Markt verkraften musste.
Die Quartalszahlen im Detail
Nicht nur deshalb lohnt eher ein tieferer Blick in die Quartalsbilanz: Zum Bruttogewinn der Deutschen Bank von 2,3 (Vorjahresquartal: 1,7) Milliarden Euro im dritten Quartal 2024 trug das Investmentbanking mit 945 (Vorjahresquartal: 667) Millionen Euro das deutlich mehr bei als von Analysten mit 677 Millionen Euro zuvor erwartet. Das Investmentbanking ist auch wieder die profitabelste Sparte gefolgt von dem etwas schwächelnden Unternehmenskundengeschäft mit 665 Millionen Euro, das vor einem Jahr mit 805 Millionen Gewinnbeitrag dank eines starken Zinsüberschusses vorübergehend sogar das Investmentbanking als beste Sparte abgelöst hatte. Die Privatkundensparte steigerte ihren Gewinnbeitrag stärker erwartet auf 524 (337) Millionen. Auch das Fondsgeschäft (DWS) zeigte sich im abgelaufenen Quartal mit 220 (109) Millionen Euro Gewinnbeitrag deutlich verbessert, aber entscheidend für die Deutsche Bank ist vor allem der Anleihe- und Währungshandel (FIC). Dieser Teil des Investmentbankings liefert mehr als ein Viertel der Konzernerträge von 7,5 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank bekräftigte am Mittwoch ihr Ziel, in diesem Jahr mehr als 30 Milliarden Euro zu erlösen.
Finanzvorstand James von Moltke hatte schon zuvor angekündigt, dass die Deutsche Bank ihre FIC-Erträge in diesem Jahr um einen mittleren einstelligen Prozentsatz steigern werde. Im dritten Quartal wuchsen die FIC-Erträge gegenüber dem Vorjahresquartal um 11 Prozent und damit stärker als im zweiten Quartal, als die Bank 3 Prozent mehr als im Vorjahresquartal schaffte. Offenbar hat die Deutsche Bank im FIC-Geschäft unter anderem Goldman Sachs Marktanteile abgenommen. Diese stark im Aktiengeschäft verankerte US-Bank verlor im dritten Quartal 2024 zwölf Prozent ihrer FIC-Erträge des Vorjarhresquartals.
Ein weiterer Lichtblick in der Deutschen Bank ist zunehmend die Privatkundensparte, die seit Juli 2023 im Vorstand von Claudio de Sanctis geführt wird. Dem Nachfolger von Karl von Rohr ist es – überschattet von viel Ärger und zahlreiche Pannen der Postbank-IT – gelungen, den Kostenzuwachs auf zwei Prozent im Jahresvergleich zu begrenzen. Die Kosten-Ertrags-Quote von derzeit noch 77 Prozent soll im Jahr 2025 so stark sinken, dass die Deutsche Bank mit ihren 19 Millionen Privatkunden nur noch 65 Cent aufwenden muss, um einen Euro Ertrag zu erzielen. Neben angestoßenen Maßnahmen wie Personalabbau und Filialschließungen, die sich erst mittelfristig kostensenkend auswirken, soll eine höhere Effizienz im Privatkundengeschäft durch eine Ausdünnung der Produktpalette, eine weitere Optimierung der Prozesse und weniger Papier-Aussendungen erreicht werden. Derzeit verschickt die Deutsche Bank an Privatkunden noch 100 Millionen Briefe im Jahr auf Papier.