Documenta: Die neue Angst vor dieser Kunst

Die Documenta lebt! Endlich gibt es eine neue Findungskommission, die den künstlerischen Leiter für die Documenta 16 im Jahr 2027 aussuchen soll. Feuilleton-Ultras wissen: Die ursprüngliche Kommission implodierte im November 2023 mitten in ihrer Arbeit, weil öffentlich geworden war, dass ein Mitglied 2019 seinen Namen unter einen BDS-Aufruf in Indien gesetzt hatte.

In der neuen Kommission sitzen sechs namhafte Experten, darunter Yilmaz Dziewior, der Direktor des Museums Ludwig in Köln, Sergio Edelsztein, der mehrfach den israelischen Pavillon auf der Venedig-Biennale kuratiert hat, und Mami Kataoka, Direktorin des Mori Art Museum in Tokio. Die Findung der Findungskommission war kompliziert, sie dauerte gut ein halbes Jahr. Im globalen Kunstbetrieb ist die Lust, in Deutschland auszustellen, in den vergangenen Monaten und Jahren extrem gesunken, das berichten Direktorinnen und Kuratoren. Man kann das als Erfolg sehen: Antisemiten dürfen gerne draußen bleiben. Doch offensichtlich fühlen sich nicht nur diese abgeschreckt. Auch liberale Stimmen fürchten einen neuen deutschen Rigorismus.

Tatsächlich scheint viele Politiker gerade eine erstaunliche Angst vor der Kunst zu befallen. In der aktuellen Debatte um die Bekämpfung des Antisemitismus vergessen und verdrängen manche, wie groß die vom Grundgesetz verbrieften Freiheitsräume eigentlich sind. Das zeigte sich nicht nur in den Gedankenspielen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Wissenschaftlern Fördergelder zu entziehen. Auch die Berliner Antisemitismus-Klausel zeugte davon, sie musste wegen rechtlicher Bedenken zurückgezogen werden. Erstaunlich illiberaler Kontrollfuror kürzlich auch im Bundestag: Im Kulturausschuss grillten Abgeordnete die Staatsministerin für Kultur, Claudia Roth, und ebenso die Gesellschafter der Documenta, den hessischen Staatsminister für Kultur Timon Gremmels und den Kassler Oberbürgermeister Sven Schoeller. Manche der Abgeordneten schienen sich eine Art Vorabkontrolle der Ausstellung durch die Politik zu wünschen. So etwas kennt man bisher nur aus Staaten wie China.

Gremmels und Schoeller, die ihre Documenta souverän verteidigten, mussten mehrfach darauf hinweisen, dass die Kunstfreiheit im Grundgesetz festgeschrieben und eine Erzwingung von Bekenntnissen verfassungswidrig ist. Im Kampf gegen Diskriminierung dennoch an der Idee einer freien Kunst festzuhalten, das bleibt wohl noch eine Weile die wichtigste Aufgabe der gegenwärtigen Kulturpolitik.

Die Documenta lebt! Endlich gibt es eine neue Findungskommission, die den künstlerischen Leiter für die Documenta 16 im Jahr 2027 aussuchen soll. Feuilleton-Ultras wissen: Die ursprüngliche Kommission implodierte im November 2023 mitten in ihrer Arbeit, weil öffentlich geworden war, dass ein Mitglied 2019 seinen Namen unter einen BDS-Aufruf in Indien gesetzt hatte.

In der neuen Kommission sitzen sechs namhafte Experten, darunter Yilmaz Dziewior, der Direktor des Museums Ludwig in Köln, Sergio Edelsztein, der mehrfach den israelischen Pavillon auf der Venedig-Biennale kuratiert hat, und Mami Kataoka, Direktorin des Mori Art Museum in Tokio. Die Findung der Findungskommission war kompliziert, sie dauerte gut ein halbes Jahr. Im globalen Kunstbetrieb ist die Lust, in Deutschland auszustellen, in den vergangenen Monaten und Jahren extrem gesunken, das berichten Direktorinnen und Kuratoren. Man kann das als Erfolg sehen: Antisemiten dürfen gerne draußen bleiben. Doch offensichtlich fühlen sich nicht nur diese abgeschreckt. Auch liberale Stimmen fürchten einen neuen deutschen Rigorismus.

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