Reza Pahlavi gilt als prominentester Kritiker des islamistischen Regimes im Iran. Eigentlich sollte der Sohn des letzten Schah auf der Münchner Sicherheitskonferenz sprechen, wurde dann aber ausgeladen. Pahlavi ist dennoch nach München gereist – und kritisiert die Bundesregierung scharf.
Reza Pahlavi, der Sohn des letzten Schah des Iran, erhebt nach seiner Ausladung von der Münchner Sicherheitskonferenz schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Dass er erst ein- und dann wieder ausgeladen worden sei, belege den Einfluss der iranischen Führung auf die Bundesregierung, sagte Pahlavi im Interview mit WELT TV in München. Er war angereist, obwohl er nicht wie geplant auf der Konferenz selbst sprechen durfte.
Der Umgang mit ihm zeige, „dass Teheran die Fäden in der Regierung in Berlin zieht“, sagte Pahlavi. Das verdeutliche die Konsequenzen von Beschwichtigungspolitik (Appeasement).
Ein Sprecher der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) hatte WELT am Donnerstag erklärt: „Für die MSC 2025 hatte der MSC-Vorsitzende, Botschafter Christoph Heusgen, Herrn Pahlavi bereits informell eingeladen. In Abstimmung mit der Bundesregierung hat Herr Heusgen entschieden, die Einladung an Herrn Pahlavi nicht zu formalisieren.“
Auf die Frage, ob und warum Außenministerin Annalena Baeerbock dem Einfluss Teherans nachgegeben habe, sagte Pahlavi, das geschehe in der Annahme, man könne damit das Regime besänftigen und von weiteren Maßnahmen gegen Deutschland abhalten, zum Beispiel der Inhaftierung weiterer Deutscher als Geiseln, um politischen Druck auszuüben. „Aber das ist eine gescheiterte Politik, sie funktioniert nicht“, so Pahlavi. „Im Gegenteil – Schwäche ermuntert Teheran, eher noch weitere Geiseln zu nehmen.“
Das Auswärtige Amt hatte WELT vergangene Woche auf Anfrage mitgeteilt, über Einladungen zur MSC entscheide allein die Konferenzleitung, das Außenministerium nehme keinen Einfluss darauf.
Forderung nach zweigleisiger Politik
Von der nächsten Bundesregierung wie von den westlichen Ländern insgesamt erhofft sich Pahlavi eine Politik, die über den notwendigen externen Druck durch Sanktionen hinausgeht.
Als zweites Element sei die Unterstützung der iranischen Bevölkerung wichtig, zum Beispiel durch Hilfe bei der internen und externen Kommunikation von Regimegegnern oder die Umleitung eingefrorener iranischer Vermögen im Sinne des Widerstands.
Der Zeitpunkt ist nach Einschätzung Pahlavis, der im amerikanischen Exil lebt, ideal. Es gebe ein hohes Maß an Widerstand und Protesten, die Inflation sei hoch, die iranische Währung schwach, Gehälter würden nicht bezahlt: „Es ist das erste Mal in 46 Jahren (seit der sogenannten Islamischen Revolution 1979; d. Red.), dass die Bevölkerung am stärksten und das Regime gleichzeitig am schwächsten ist.“
Diese Chance sollten die westlichen Staaten nutzen, anstatt sich erneut mit Vertretern des Regimes an einen Tisch zu setzen „und zu hoffen, dass diesmal ein anderes Ergebnis dabei herauskommt“. Das habe nie funktioniert.
Mit Sorge verfolgt Pahlavi den Fortschritt des Nuklearprogramms in dem derzeit stark geschwächten Land. Das diene ganz eindeutig dem Ziel, letztlich Atomwaffen zu besitzen. Und das Regime, so befürchtet Pahlavi, hätte dann keine Skrupel, die auch einzusetzen.
Source: welt.de