Acht Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof gibt es in der Hauptstadt, jetzt sollen drei Filialen des insolventen Unternehmens in Berlin geschlossen werden. Für den Karstadt in Spandau, den Kaufhof am Ringcenter und das Karstadt-Gebäude in Tempelhof ist das Aus besiegelt. Ähnlich verhält es sich in Großstädten wie Köln, wo es im Stadtteil Nippes und der belebten Einkaufsstraße „Hohe Straße“ in der Innenstadt noch zwei Galeria-Häuser gibt, selbst wenn nur wenige hundert Meter entfernt eines auf der Breiten Straße nun geschlossen werden soll. Wie aus einem Mitarbeiterbrief hervorgeht, der der F.A.Z. vorliegt, sollen die Häuser schon zu Ende August geschlossen werden. Die gesamte Liste finden Sie am Ende des Artikels.
Härter getroffen auf der Liste, die der insolvente Warenhauskonzern am Samstagmorgen verschickt hat, sind die kleinen und mittleren Städte, wo es heute schon nur noch ein Warenhaus aus dem Zusammenschluss einst so stolzer Handelskonzerne gibt. Städte wie Mannheim, Leonberg, Mainz oder Wesel. Und von den Wurzeln in der Heimatstadt Essen entfernt sich Galeria Karstadt Kaufhof immer mehr. In den vergangenen Insolvenzen wurden dort schon Häuser geschlossen, jetzt soll auch die letzte Filiale dichtmachen – und aus der Unternehmenszentrale will Galeria auch so schnell wie möglich raus.
Zentrale geht nach Düsseldorf
Die gehört nämlich, wie 18 der noch aktuell 92 Warenhäuser, dem früheren Eigentümer Signa. Der Galeria-Geschäftsführer Olivier van den Bossche sagte kürzlich der F.A.Z., dass er mit seinem Unternehmenssitz möglichst nah an die Kunden, also im besten Fall in eine Filiale ziehen würde. Jetzt ist klar, dass die Zentrale in das Warenhaus in die Düsseldorfer Schadowstraße umziehen soll. Von den Filialen, die jetzt geschlossen werden, gehören auch einige zum ebenfalls insolventen Signa-Konzern: Mannheim, Mainz, Trier Fleischstraße sowie Würzburg waren vorher im Besitz von René Benkos Immobiliengesellschaften. Einige ehemalige Signa-Häuser wie etwa in Bonn, am Berliner Alexanderplatz oder an der Hauptwache in Frankfurt, bleiben hingegen bestehen.
Von den rund 12 800 Menschen, die das insolvente Unternehmen noch beschäftigt, sollen 11 400 ihren Job behalten. 1400 müssen demnach gehen – vor allem durch die Filialschließungen, aber auch in der Zentrale werden Stellen abgebaut. Mit dem Gesamtbetriebsrat hat Galeria am 26. April einen Interessenausgleich und einen Sozialplan geschlossen, in dem unter anderem festgelegt ist, dass alle Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können.
1400 Stellen werden gestrichen
Das Unternehmen teilte mit, dass jede der fortzuführenden Filialen das Potenzial haben müsse, bereits heute oder in absehbarer Zeit die notwendige Profitabilität zu erzielen. Neben den „soziodemographischen Rahmenbedingungen der Standorte„ spiele dabei vor allem die Miethöhe eine zentrale Rolle. „Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von 7 bis 11 Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können“, sagte der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. „Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt. Nicht nur im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch im Hinblick auf lebendige Innenstädte.“
Der Deutsche Städtetag sieht den Erhalt der 76 Filialen bei Galeria Karstadt Kaufhof als gute Nachricht für die Kommunen und die Mitarbeiter der Häuser. „Wir haben den Eindruck, dass mit diesem Neustart außerhalb der Signa-Gruppe jetzt wirklich eine Zeit nachhaltiger Konzepte für die Standorte beginnt“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy.
Die Gewerkschaft Verdi hingegen kritisierte die Schließungspläne scharf. „Das ist keine gute Nachricht, weder für die Beschäftigten noch für die Kundinnen und Kunden und die betroffenen Kommunen. Jeder Standort, der geschlossen wird, führt zu einer weiteren Verödung unserer Innenstädte“, sagte Silke Zimmer, die im Verdi-Bundesvorstand für den Handel zuständig ist. Es sei verantwortungslos, wiederholt mit den „Sorgen, Nöten und Ängsten“ der Mitarbeiter und ihrer Familien zu spielen. „Wieder einmal entsteht der Eindruck, dass die Beschäftigten zum Spielball eines Mietpokers werden“, sagte Zimmer.
In weitere Filialen soll investiert werden
Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will. „Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen“, sagte der Galeria-Geschäftsführer Van den Bossche am Samstagmorgen. Er kündigte auch weitere Investitionen in die Filialen an. „Bei unseren bisher zehn erfolgreich modernisierten Filialen haben wir zum einen wichtige Erkenntnisse für die Effizienzsteigerung der Umbaumaßnahmen gewonnen. Zum anderen sehen wir, dass diese zehn Häuser erheblich besser arbeiten als Vergleichsfilialen.“
Der nächste Schritt im mittlerweile dritten Insolvenzverfahren in kurzer Zeit ist die vom Amtsgericht Essen für den 28. Mai angesetzte Gläubigerversammlung in der Messe Essen.
Folgende Filialen werden geschlossen:
- Augsburg
- Berlin Ringcenter
- Berlin Spandau
- Berlin Tempelhof
- Chemnitz
- Essen
- Köln Breite Straße
- Leonberg
- Mainz
- Mannheim
- Oldenburg
- Potsdam
- Regensburg Neupfarrplatz
- Trier Fleischstraße
- Wesel
- Würzburg
Diese Filialen bleiben:
- Aachen
- Aschaffenburg
- Bad Homburg
- Bad Kreuznach
- Bamberg
- Bayreuth
- Berlin Alexanderplatz
- Berlin Hermannplatz
- Berlin Kurfürstendamm
- Berlin Schlossstraße
- Berlin Tegel
- Bochum Ruhrpark
- Bonn
- Braunschweig
- Bremen
- Centro Oberhausen
- Darmstadt
- Dortmund
- Dresden
- Düren
- Duisburg
- Düsseldorf Königsallee
- Düsseldorf Schadow
- Erfurt
- Erlangen
- Euskirchen
- Frankfurt Hauptwache
- Freiburg (ehem. Karstadt)
- Freiburg (ehem. Kaufhof)
- Fulda
- Gießen
- Goslar
- Göttingen
- Hamburg AEZ
- Hamburg Eimsbüttel
- Hamburg Mönckebergstr.
- Hannover
- Heidelberg
- Heilbronn