Unsere Autorin ging mit ihrer Single-Freundin auf ein analoges Dating-Event. Nur um zu merken: Männer verstehen einfach wirklich nicht, wie man ein interessantes Gegenüber ist
Grafik: Buddha Elemental 3D/Unsplash
Vor ein paar Wochen titelte die Vogue einen Artikel mit der Frage: Ist es jetzt peinlich, einen Freund zu haben? Der Text ging in die Richtung: Wir leben in einer Zeit, in der es als hetero Frau keinen Erfolg mehr bedeutet, sich einen Mann geangelt zu haben. Im Gegenteil, man zelebriert, das Single-Dasein.
So oder so, an einer meiner Freundinnen scheint der Artikel vorbeigegangen zu sein. Ungefähr zur gleichen Zeit ließ sie mich nämlich wissen, sie sei jetzt wieder bereit zum Daten, hatte keine Lust auf Dating-Apps und fragte mich nach Beratung. Ich fühlte mich geschmeichelt und gleichzeitig inkompetent. (Ich habe meinen Freund auf Tinder kennengelernt.)
Wir überlegten. Wo lernt man als hetero Frau heute süße Typen kennen? Berliner Clubs? Zu laut, zu dunkel. Restaurants? Die Tische sind zu weit auseinander. Bars? Traut sich noch jemand, einen anzusprechen?
Ich grübelte noch ein paar Tage, da stieß ich online auf eine Veranstaltung: Daten über eine PowerPoint-Präsentation. Das Konzept ist leicht erklärt. In einer Bar kommen Dating-Wütige zusammen. Freund*innen stellen ihre Single Freund*innen mit einer PowerPoint-Präsentation vor.
Meine Freundin und ich entschieden, das wäre doch etwas für sie. Und weil ich mir für meine Präsentation über sie Inspiration holen wollte, gingen wir gemeinsam mit ihrer Schwester (ebenfalls Single) ein paar Tage später zu diesem Event.
Hetero Männer und zähe Gespräche
Als ich ankam, saßen die beiden bereits neben zwei Männern. Ich dachte: Huch, das ging ja schnell. Die zwei Typen waren freundlich, zunächst ein bisschen schüchtern, aber irgendwie süß. In der Raucherpause der Veranstaltung wichen die beiden nicht mehr von unserer Seite. Sie erzählten, dass sie schon mehrfach auf solchen Veranstaltungen gewesen seien. Ein Date sei dabei aber noch nie entstanden.
Als sie sich weiter mit uns unterhielten, fing ich an zu verstehen, warum. Stellte man ihnen eine Frage, antworteten sie so vage, als wollten sie die richtige Antwort finden, statt ihre Meinung zu teilen. Kurz gesagt: Sie waren die klassischen Ja-Sager. Ich meine das nicht böse, aber es führte zu langweiligen, zehrenden Gesprächen. Und das über mehrere Stunden. Wir drei gingen geknickt nach Hause.
Als ich meine Freundin ein paar Wochen später traf, erzählte sie, einer der Typen hätte ihr bei Instagram geschrieben. (Sie ist als Künstlerin auf Social Media, sie hatten sich am Abend darüber unterhalten.) Er schrieb mehrfach, sie antwortete nicht. Irgendwann meinte er, wenn sie kein Interesse hätte, solle sie das sagen und ihn nicht ignorieren.
Männer glauben, Frauen schulden ihnen Antworten
Sie antwortete höflich, dass sie kein Interesse habe. Er schrieb weiter, fragte was er falsch gemacht habe. Sie antwortete mit etwas wie: „Nichts, ich habe einfach kein Interesse.“ Und er schrieb weiter. Irgendwann antwortete sie, sie wolle das Gespräch jetzt gerne beenden. Er gab zu: Das höre er nicht zum ersten Mal.
Die Geschichte machte mich sauer. War das Ignorieren seiner Nachricht nicht ein Zeichen für ihr Desinteresse? Warum dachte er, sie schulde ihm eine Antwort? Die beiden waren nie auf einem Date. Sie hatte nie Interesse an ihm gezeigt. Warum denken Männer, wir Frauen schulden ihnen etwas?
In diesem Moment entschied ich, der Vogue-Artikel hatte recht. Und ich würde sogar weitergehen: Bereits der Wunsch, einen Freund zu finden, ist peinlich. Zumindest so lange Männer sich so verhalten. Deswegen: Liebe hetero Frauen, warum tun wir uns das nochmal an?