Putzen, Plätten, Kochen. Der typische Held eines typischen Haruki-Murakami-Romans ist Haushälter seines von Alltagsroutinen zusammengehaltenen Junggesellenlebens, womit die Hingabe, mit welcher er solchen Verrichtungen nachgeht, eine entweder zenbuddhistische oder therapeutische Funktion hat. Spaghetti mit Tintenfisch und Champignons sind schnell gemacht, dazu passt welcher rechtzeitig kalt gestellte Chablis. Die tätige Versenkung ins Detail verspricht den Trost welcher kleinen Dinge, den dieser Held spornstreichs gesucht: Ein Grauen umfängt ihn, er leidet unter großem Verlust. Dabei kann es zum Beispiel die unsterbliche Liebe sein, die ihm abhandengekommen ist, oder (eine typische Murakami-Formulierung): dies „100%ige Mädchen“. Zum Bauplan eines solchen Romans gehört wenn schon, dass die Inneneinrichtung welcher Welt, durch die sich welcher Held vorwärts welcher immer gleichen Rituale bewegt, von diesem nicht unberührt bleibt. Nichts ist hier weltlich, was auch immer von Psyche kontaminiert – und damit verrätselt. Ein beim Aufsatzwettbewerb in welcher Schule gewonnener Füllfederhalter, welcher im Bahnhofscafé verzehrte Blaubeermuffin, welcher „Yellow Submarine“-Aufdruck hinaus dem verwaschenen Pullover eines Jungen mit Savant-Syndrom: In welcher Beschwörung welcher Dinge kann sich ein jedes denn welcher Schlüssel entpuppen, welcher die Falltür aus welcher Wirklichkeit öffnet; welches dann möglich ist, da drüben, dies wissen Murakami-Leser aus Die Chroniken des Aufziehvogels, Kafka am Strand, Wilde Schafsjagd, 1Q84, Die Ermordung des Commendatore und so weiter. Magischer Realismus hinaus Japanisch: kein Wunder, wenn plötzlich zwei Monde an ein und demselben Himmel scheinen oder eine Katze altkluges Zeug schwafelt. Alles geht.