Als Ludwig Hohl im Oktober 1924 in Zürich den Nachtzug nachher Paris besteigt, ist er ein Niemand. 1904 wie Sohn eines Pfarrers in Netstal im Kanton Glarus geboren, wandert er verbinden mit seiner Freundin, jener Pianistin Gertrud Luder, aus. Er will Schriftsteller werden. Die beiden versäumen den Maturaabschluss und lassen sich in Paris im Künstlerviertel Montparnasse nieder. Luder gibt Musikunterricht, begleitet in Kinos gen dem Klavier Stummfilme und finanziert so dasjenige Leben jener beiden. Hohl hingegen streift durch die Cafés, verbringt seine Tage unter abgehalfterten Künstlern, Schnorrern und Säufern.
Als dasjenige Jahr 1925 zu Ende geht, beginnt Hohl zu schreiben. Er füllt 30 Hefte, nennt sie „epische Grundschriften“. Er verfasst tagebuchartige Einträge, Aufsätze, verschmelzen fragmentarischen Roman und Erzählungen, die sehr wohl unvollendet bleiben. Während seiner Pariser Zeit beginnt Ludwig Hohl zu trinken und hört nicht mehr damit gen. Davon erzählt seine Künstlernovelle Die seltsame Wendung, die nun erstmals im Suhrkamp Verlag erscheint.
Wie Hohl torkelt in diesem schmalen Buch untergeordnet jener namenlose Künstler durch dasjenige Leben. Statt zu malen, verbringt jener Held seine Tage und Nächte in den Cafés von Montparnasse und sehnt sich daraufhin, ein absolutes Werk zu schaffen. So heißt es zu Beginn: Um „die einzige, die wahre, hohe Kunst bestreiten zu können“, bedürfe es „seiner ganzen seelischen Existenz“. Doch die Kunst mag ihm nicht glücken: „Im Mund, der sprechen soll, liegt Sand, die ganze Welt wird trübe, keine Arbeit gelingt.“ Also stürzt sich jener Künstler in den Alkohol, oder wie es im Buch heißt: Er schüttet sich eine „kräftige Dosis Getränke auf die Seele“. Einzig unter dem Eindruck eines Beethoven-Konzerts gelingen ihm ein paar Gemälde, die sogleich vom väterlich-fordernden Kunsthändler Schwänzel eingesammelt und mit schmaler Zeche vergütet werden. Der Teufelskreis des Trinkens lässt sich nicht Einhalt gebieten, jeder Franc wird sofort versoffen.
Die seltsame Wendung ist ein kompromissloses, rätselhaftes Werk. Hohls Sprache ist hinfällig, wie die Erinnerung an die letzte durchzechte Nacht, und zusammen von hypnotischer Intensität. Bei aller Tragik des Niedergangs lässt Hohl wiederholt bissige Ironie aufflackern. Zum Beispiel, wenn er den Künstler gut den Anisschnaps Pernod wie dasjenige „scheußlichste Gift“ herziehen lässt, dasjenige er nur in den „gefährlichsten Stunden“ anrührt, weil es „am meisten Alkoholwirkung tut zu geringem Preis“. Anders wie andere große Trinker jener Weltliteratur wie Charles Bukowski verzichtet Hohl gen Säufer-Posen. Am Flaschenboden hofft er stets gen große Kunst. Ein „Künstler“, heißt es an einer Stelle, „befindet sich wie auf einer Klinge, unentschieden, nach welcher Seite er fallen soll, nach innen oder nach außen“. Diese Spannung steckt untergeordnet in Hohls Werk.
Im Herbst 1938 tingelte jener 34-jährige Ludwig Hohl in jener Schweiz in abgetragenen Kleidern und mit einem Koffer voller Manuskripte von Verlag zu Verlag, wie jener Literaturwissenschaftler Charles Linsmayer später in einem Artikel schrieb. Hohl hatte die Texte in den Jahren zuvor in Paris, Wien und Den Haag geschrieben. Doch niemand wollte den künstlerisch avancierten und politisch widerborstigen Autor publizieren, die Schweiz und mit ihr die Buchverlage waren ergriffen vom patriotischen Pathos jener „geistigen Landesverteidigung“. Erst mit finanzieller Vermittlung des befreundeten Autors Albin Zollinger gelang es Hohl, verschmelzen Teil seiner Manuskripte unter dem Titel Nuancen und Details zu veröffentlichen. Der Band verkaufte sich schlecht. Zollinger soll dazu gesagt nach sich ziehen, Hohl sei „ein typischer Fall von wehrloser Qualität“.
Das kulturelle Klima wird erst in den 1970er-Jahren günstig zum Besten von Ludwig Hohl. Durch verschmelzen Hinweis des Schweizer Schriftstellers Adolf Muschg wird Suhrkamp-Verlagsleiter Siegfried Unseld gen Hohl folgsam und veranlasst eine (Neu-)Ausgabe seiner Werke.
Die Menorrhagie erhoffte Anerkennung wird ihm erst nachher seinem Tod am 3. November 1980 in Genf zuteil. Im April 1984 findet im Schauspielhaus Zürich eine Matinee zum 80. Geburtstag des verstorbenen Autors statt. Der Saal ist rappelvoll, gekommen sind viele Giganten jener deutschsprachigen Nachkriegsliteratur: Max Frisch, Wolfgang Koeppen, Adolf Muschg, Gertrud Leutenegger, Otto Fluor. Walter, Peter Handke. Sie Vorlesung halten aus Hohls Werk, dasjenige teilweise noch unveröffentlicht ist. Schon 1969 hatte Peter Bichsel gewarnt, Hohl sei „in die fatale Situation des Geheimtipps geraten“. Und Dürrenmatt schrieb: „Hohl ist ein Denker, wir anderen, fassen wir das Denken genau, sind es nicht, wir weichen dem genauen Denken ins Gleichnis aus. Hohl ist notwendig, wir sind zufällig. Wir dokumentieren das Menschliche, Hohl legt es fest.“
Zeit seines Lebens blieb Ludwig Hohl ein writer’s writer, ein Lieblingsschriftsteller von Autoren. Nun, konzis hundert Jahre nachher seinem Aufbruch nachher Paris, öffnet eine schmale Künstlernovelle erneut die Tür in sein widerspenstiges Werk. Welch Glück!
Ludwig Hohl: Die seltsame Wendung. Suhrkamp, Berlin 2023; 159 Schwefel., 22 Euro.
Als Ludwig Hohl im Oktober 1924 in Zürich den Nachtzug nachher Paris besteigt, ist er ein Niemand. 1904 wie Sohn eines Pfarrers in Netstal im Kanton Glarus geboren, wandert er verbinden mit seiner Freundin, jener Pianistin Gertrud Luder, aus. Er will Schriftsteller werden. Die beiden versäumen den Maturaabschluss und lassen sich in Paris im Künstlerviertel Montparnasse nieder. Luder gibt Musikunterricht, begleitet in Kinos gen dem Klavier Stummfilme und finanziert so dasjenige Leben jener beiden. Hohl hingegen streift durch die Cafés, verbringt seine Tage unter abgehalfterten Künstlern, Schnorrern und Säufern.