Die letzte Hoffnung ist geplatzt – und Lilium irreversibel pleite

Mit der zweiten Insolvenz stellt das Flugtaxi-Unternehmen nunmehr den Betrieb ein. Im Dezember zeichnete sich kurzzeitig noch Hoffnung ab. Doch das rettende Geld wurde von den Investoren nie überwiesen. Über sie gibt es unterschiedliche Angaben.

Deutschlands ambitionierter Flugtaxi-Entwickler Lilium muss zum zweiten Mal binnen vier Monaten Insolvenz anmelden und stellt nunmehr den Betrieb wohl endgültig ein. Nach der ersten Pleite am 28. Oktober mit einer sogenannten Insolvenz in Eigenverwaltung wurde der Geschäftsbetrieb noch fortgeführt und händeringend Investoren gesucht.

Tatsächlich gab es dann an Heiligabend die scheinbar rettende Botschaft. Eine europäisch-amerikanische Investorengruppe würde über 200 Millionen Euro neu in das Start-up vor den Toren Münchens pumpen, hieß es. Hoffnung keimte auf. Doch dieses Geld wurde nie überwiesen.

Daher teilte Lilium jetzt die Anmeldung der zweiten Insolvenz mit. Lilium Aerospace bedauere dies „zutiefst und bedankt sich bei allen Mitarbeitern für ihr Durchhaltevermögen und ihren Einsatz“, heißt es in einer Mitteilung. Zuletzt hatte Lilium noch rund 770 Beschäftigten, die weder für Januar noch Februar Gehälter bekamen.

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Nach Angaben von Lilium würden „Gespräche über alternative Lösungen noch laufen“. Die Chance auf eine Restrukturierung sei zum jetzigen Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich. Nunmehr steht die Verwertung der Lilium-Reste an, um Geld für die Gläubiger in die Kasse zu bekommen.

Investoren hatten in das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen bisher rund 1,5 Milliarden Euro gesteckt. Der erste bemannte Flug eines E-Senkrechtstarters als kleiner Regionaljet war nach mehreren Verzögerungen in diesem Frühjahr geplant.

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Lilium ist nicht der einzige Flugtaxi-Entwickler, der Probleme hat. Auch Volocopter hat Insolvenz angemeldet und hofft auf einen Retter. Zudem legt Airbus sein Flugtaxiprojekt auf Eis, weil die Batterien noch nicht leistungsfähig genug sind. Airbus-Chef Guillaume Faury erklärte jüngst, dass er auch noch keine echte Marktnachfrage sieht – obwohl in China immer mehr Flugtaxis eingesetzt werden.

Über die Lilium-Investoren, von denen letztlich dann doch kein Geld überwiesen wurde, gibt es unterschiedliche Angaben. Neben neuen Geldgebern würden sich auch Altaktionäre oder Gläubiger beteiligen, wie der Batterielieferant Customcells, hieß es anfangs. Angeblich wollte die US-Risikokapitalgesellschaft Fifth Wall einsteigen. Zuletzt wurde vor allem der slowakische Unternehmer Marian Boček genannt, Chef des Batteriezellenherstellers InoBat, an dem wiederum das chinesische Unternehmen Gotion High Tech beteiligt ist. Angeblich wollte er 150 Millionen Euro investieren.

Doch das Geld ist nie geflossen. An der Spitze der Lilium Aerospace GmbH steht derzeit Severin Tatarczyk, ein enger Vertrauter des Lilium-Investors und High-Tech-Unternehmers Frank Thelen. Die Pläne sahen vor, dass mit dem Eingang der rettenden Gelder dann wieder der frühere Lilium-Chef und Ex-Airbus-Manager Klaus Roewe die Lilium-Führung übernimmt.

Gerhard Hegmann schreibt für WELT über Rüstung, Luft- und Raumfahrt und Militär.

Source: welt.de

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