Welche Superkräfte entscheiden
Wahlen, binden den Einzelnen an die Gesellschaft, prägen und vergiften den Diskurs?
Die Identität? Die „toxische Männlichkeit“? In ihrem neuen Buch widmet sich die
in Frankreich gefeierte Philosophin Cynthia Fleury einer anderen, durch und durch positiven Triebkraft des Politischen: der Würde.
„Unantastbar“ sei sie, heißt es in Artikel 1
des Grundgesetzes. „Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller
staatlichen Gewalt.“ Das klingt staatstragend schön. Doch in den Politikalltag lässt sich der hohe Ton kaum übersetzen,
weshalb die Würde meist etwas für Bundespräsidentenreden ist. Dort berühren
sich der ARD-Brennpunkt und das Wort zum Sonntag, ist der richtige Platz in
einer weltanschaulich indifferenten Demokratie für Mahnung und Erbauung, für
Predigtton gemischt mit etwas Transzendenz. Kurz: Die Würde ist in der
freiheitlichen Demokratie das Lagerfeuer, um das sich das Land versammelt.