„Die Horde im Gegenwind“ von Alain Damasio: Aerodynamisch solange bis ans Ende jener Welt

Jahrzehntelang ringen 23 Männer und Frauen gegen die ihnen entgegenkommenden, nie abreißenden Winde und Sturmböen an, um aufwärts ihrer virtuell nicht enden wollenden Reise schließlich zum Ursprung dieser Naturgewalt zu gelangen. „Bei jener fünften Salve treibt die Schockwelle verknüpfen Riss in den Schanzenhals und jener sandige Wind drang rau durch die klaffenden Granitfugen. Unter meinem Helm bohrt dies schreckliche Geräusch zermalmten Gesteins; meine Zähne vibrieren.“

So windgepeitscht beginnt Alain Damasios in einer präindustriellen Welt angesiedelter Fantasy-Roman Die Horde im Gegenwind. Es gibt heraufziehende Stürme, Gewitter, Grimmwinde, Konterwinde, Frontwinde, und nur ganz selten flauen welche mörderischen Strömungen ab. Die titelgebende Horde versucht aufwärts ihrem Weg durch Wüsten, Sümpfe, verlassene und vom Wind zerstörte Ortschaften und geheimnisvolle Städte voll politischer Ränkespiele verknüpfen mythischen Ort namens Fernstromaufwärts zu glücken, vom dem niemand weiß, ob es ihn schier gibt. Alain Damasio liefert in seinem in Frankreich schon 2004 erschienenen Erfolgsroman Die Horde im Gegenwind, jener sich in unserem Nachbarland mehr wie 400.000-mal verkauft hat, eine in sich geschlossene fantastische Welt mit ihren eigenen Topografien inklusive mythologischer Entstehungsgeschichten.

Die inhaltliche Zusammenfassung dieses außergewöhnlichen Romans hört sich im Kontrast dazu im ersten Moment wie die Anleitung zu einem banalen Fantasy-Rollenspiel an. Die titelgebende Horde muss zahlreiche Abenteuer aufwärts ihrem Weg zu einem mythischen Ursprungsort Existenz. Wochenlang pullen sie aufwärts Flößen durch Sümpfe, treffen aufwärts Medusen, die wie gigantische Quallen durch den Himmel segeln. Sie begegnen Chronen, geheimnisvollen Wesen, die die Zeit verändern und Dinge aus jener Vergangenheit materialisieren oder die Gesamtheit radikal verlangsamen. Sie weichen trichterförmigen Siphons aus, die wie kleine schwarze Löcher ihre Umgebung aufsaugen. Die 23 ringen ebenfalls gegen Meuchelmörder und Piraten, sie treffen aufwärts dies Feingeschwader jener Freolen, die mit mehrmastigen Schiffen durch den Himmel segeln und sollen Wind-Vulkane erobern, die die Gesamtheit explosionsartig in die Luft schießen.

Alain Damasio erzählt dieses Opus aus 23 verschiedenen Perspektiven, die jeweils mit einem eigenen Symbol markiert sind und zu Händen die einzelnen Hordenmitglieder stillstehen. Mal ist es jener vorneweg laufende massige Spurter Golgoth, jener unter seinem aerodynamischen Helm ständig vor sich hin schimpft. Dann jener intellektuelle Sov, jener welche Geschichte wie Tagebuch aufschreibt und sich vor Begehren zu Händen eine Mitreisende verzehrt. Caracole ist jener Troubadour jener Truppe, jener sich unterwegs in einem Dichterwettstreit beweisen muss, und die Aeromeisterin Oroshi ist zu Händen dies überlebensnotwendige Lesen jener unterschiedlichen Winde zuständig.

Alain Damasios 715 Seiten dickes Buch begeistert viele, vor allem ebenfalls junge Leser wie ausgefeilte Genre-Erzählung, die schon wie dreiteiliger Comic erschien, jener im Gegensatz zur literarischen Vorlage umgehend aufwärts Deutsch herauskam. Es gibt passenderweise ebenfalls ein Rollenspiel, Fans nach sich ziehen eine Computerspielversion entworfen und aufwärts die Szene wurde dies Ganze in Frankreich ebenfalls schon gebracht. Alain Damasio, dessen bewegungspolitischer Science-Fiction-Thriller Die Flüchtigen vor zwei Jahren hierzulande erschien, verarbeitet in seinen Büchern gerne philosophische Theorie. Zu Händen Die Horde im Gegenwind stand vor allem Gilles Deleuze’ und Félix Guattaris Mammutwerk Tausend Plateaus von 1980 Pate, in dem viel darüber hinaus Strömungen, Räume, Linien und sich verändernde, im Raum auflösende Leib zu Vorlesung halten ist und aus dem ein Zitat dem Buch vorangestellt ist. „Nur ist man nie sicher, stark genug zu sein, denn man hat kein System, man hat nur Linien und Bewegungen.“

Fantasy trifft linke Theorie

Und um welche Bewegung vorwärts jener Linie nachher Fernstromaufwärts muss wohnhaft bei Damasio immer gekämpft werden. Einige aus jener Horde verschmelzen sogar mit dem sie umgebenden, von jener Magie „gekerbten Raum“, wie dies wohnhaft bei Deleuze/Guattari heißen würde, verwachsen mit Pflanzen oder vererben ihre „Schift“, eine Art von innerem Wind, jener nachher ihrem Ableben die Horde weiter begleitet. Religiös geprägt ist welche wie eine Pilgerfahrt wirkende Reise ans Ende jener Welt im Kontrast dazu nicht. Sie entspricht tendenziell einem spätmittelalterlich anmutenden Zunftwesen im Spannungsfeld politischer Kämpfe, die ebenfalls den magischen Raum dieser Fiktion stempeln. Ganz leicht zu Vorlesung halten ist welche eigenwillige Mischung aus multiperspektivischer Fantasy, Abenteuerroman, Steampunk und linker Theorie nicht immer.

Aber wer sich darauf einlässt, erlebt demnächst verknüpfen unglaublichen erzählerischen Sog. Mal geht es in die windgepeitschten trockenen Wüsteneien, dann ab ins Hochgebirge durch die engen vereisten Pässe mit vom Wind rutschig geschmirgelten Felswänden und dann in den Trubel geheimnisvoller Städte, die von Aufständen erschüttert werden. Man darf gespannt sein, ob dieses in Frankreich so erfolgreiche Buch, dies übrigens mit einem verblüffenden Finale aufwartet, ebenfalls hierzulande seine Leser findet. Es gehört zweifelsfrei zum Besten, welches die anspruchsvolle fantastische Literatur in diesem Bücherfrühling zu eröffnen hat.

Die Horde im Gegenwind Alain Damasio Milena Adam (Übers.), Matthes & Seitz 2024, 715 Sulfur., 38 €

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