Dieses Buch ist eine Zumutung. 1.024 Seiten über Gott und die Welt, Kirche und Karneval, Engel, Bartmoden, Fußball und die deutsche Vergangenheit, den ersten Kuss und den soundsovielten Rausch und so ziemlich alles, was es zwischen Himmel und Erde in einer von den Siebziger- und Achtzigerjahren geprägten männlichen deutschen Nachkriegsbiografie gibt.
Dieses Buch ist ein Geschenk. Zunächst ganz wörtlich: ein Geburtstagsgeschenk des Verlags an seinen Autor, den Literaturkritiker und Publizisten Hubert Winkels, der im Mai 70 Jahre alt wird. Es ist aber auch ein Geschenk an den Leser, der sich dieser schönen (und schönheitsverliebten) Zumutung je länger, desto lieber stellt. Das Buch ist nicht, oder nur in geringem Maße, was es zu sein vorgibt: eine autobiografische Rückschau auf die Jahre, die Ihr kennt (wie Peter Rühmkorf seine zum 70. Geburtstag zusammengestellten Erinnerungstexte so treffend nannte). Sondern eine sämtliche Genregrenzen sprengende Kunst- und Kulturgeschichte mit persönlichem Unterfutter, „von religiöser Schwerkraft leicht gekrümmt“. Im Amerikanischen hätte man diese zwischen Theorie und Erinnerung munter fluktuierende Bricolage vielleicht einen personal essay genannt. Der Verlag drückt sich um eine Gattungsbezeichnung herum. Über Zufall, Schönheit und den Dorfpfarrer von Gohr heißt es im Untertitel. Das ist, aufs Ganze gesehen, stark untertrieben.