„Die Gabe“ von Suzumi Suzuki: Die Narbe unter dem Tattoo unter dem Pflaster

„Die Gabe“ von Suzumi Suzuki: Die Narbe unter dem Tattoo unter dem Pflaster

Lilien gehören eher nicht zu den favorisierten Motiven, die sich ein
Yakuza unter die Haut stechen lassen würde. Schlangen allerdings schon. Überhaupt
ist die öffentliche Zurschaustellung von Tätowierungen in Japan noch immer eine
heikle Angelegenheit und kann, wenn schon kein Hausverbot (wie etwa in manchen
Schwimmbädern), zumindest missbilligende Blicke nach sich ziehen.

Ein Glück, dass die namenlose Ich-Erzählerin in Suzumi Suzukis literarischem Debüt Die Gabe Routinen liebt. Eine davon ist, sich tagtäglich gewissenhaft die Schlange
und die zwei großen Lilien abzukleben, die ihren Oberarm und Rücken zieren.
Umso essenzieller, da sie als Hostess in einem Tokioter Nachtclub arbeitet.
Denn in diesem Business gilt: Ein makelloser Körper ist wichtiger als ein
hübsches Gesicht. Zumal der Makel der Ich-Erzählerin gleich ein doppelter ist. Nicht nur verbirgt
das Klebeband ihr Tattoo, auch das Tattoo verdeckt etwas: eine Brandnarbe, die
auf ein traumatisches Ereignis in der Jugend der jungen Frau verweist.

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