Die Fluor.A.Z.-Datenbank dieser größten deutschen Unternehmen

Illustration: Jens Bonnke

Die 200 größten deutschen Unternehmen haben im Jahr 2023 insgesamt 3,9 Billionen Euro Umsatz erzielt. Das ist nicht ganz so viel wie im Rekordjahr 2022, als die Erlöse erstmals seit Beginn der Erhebung durch das F.A.Z.-Archiv die Marke von 4 Billionen Euro überstiegen. Zum ersten Mal erschien die F.A.Z.-Liste der größten Unternehmen vor 65 Jahren. Trotz des Rückgangs um fast 3,6 Prozent übertreffen die 2023er-Umsätze die Summen aus den Jahren von 2011 bis 2021 jeweils deutlich. Auf den vorderen Plätzen sieht die Firmenliste sehr stabil aus. Hier dominieren wie gewohnt die Autobranche mit den Herstellern Volkswagen, Mercedes und dem Zulieferer Bosch, der Einzelhandel mit der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Aldi, Rewe und Edeka sowie die Versorger Eon und Uniper. Können der Ukrainekrieg und die zahlreichen Krisen den Unternehmen überhaupt nichts anhaben? Das wäre zu schön, doch zeigt ein genauerer Blick auf die Nettoumsätze und Überschüsse, wie ungewöhnlich und unberechenbar die Situation für die Firmen geworden ist.

Zur Wahrheit gehört daher auch, dass die Gewinne deutlich stärker gesunken sind als die Umsätze. So verringerte sich die Summe der Jahresüberschüsse der 200 größten Unternehmen auf der F.A.Z.-Liste um 12,8 Prozent auf 118 Milliarden Euro deutlich. Nicht ganz so schwerwiegend waren die Auswirkungen auf die Konzerne aus der ersten Börsenliga. Die 40 Dax-Unternehmen erzielten immerhin ein überschaubares Umsatzplus von einem Prozent, während ihre Gewinne insgesamt um 1,5 Prozent nachgaben. Für Aufheller sorgten die dicken Gewinne der Autohersteller Volkswagen, Mercedes und BMW und der Deutschen Telekom, die mit knapp 22 Milliarden Euro den höchsten Jahresüberschuss aller Großunternehmen erwirtschaftete. Dagegen erlitten sechs der 40 Dax-Mitglieder Verluste.

Unruhe in der Energiebranche

Eine ziemliche Achterbahnfahrt erlebte die Energiebranche. Die stark gestiegenen Preise für Öl, Gas und Strom haben die Umsätze vieler Anbieter und Versorger aufgebläht. Unter den zehn Unternehmen mit den größten Umsatzzuwächsen im Jahr 2023 finden sich gleich sieben Vertreter der Energiebranche mit dem Netzbetreiber 50Hertz Transmission an der Spitze. Das hauptsächlich für die ostdeutschen Netze zuständige Unternehmen steigerte den Umsatz um fast 45 Prozent auf 10 Milliarden Euro. Allerdings weist 50Hertz im Jahresabschluss darauf hin, dass der Umsatz in hohem Maß Posten enthält, die das Unternehmen nur durchleitet, um Vorgaben wie das Erneuerbare Energien Gesetz, netzentgeltbasierte Umlagen oder die Strompreisbremse abzuwickeln. Bereinigt um diese gleich wieder zu Aufwand führenden Posten beträgt der Umsatz nur 2,4 Milliarden Euro, etwas weniger als im Vorjahr.

Auch die Zahlen des Versorgers Uniper erfordern einen zweiten Blick. Im Jahr 2023 erlitt das Unternehmen einen tiefen Umsatzeinbruch über 60 Prozent und fiel vom 2. auf den 7. Platz der aktuellen F.A.Z.-Liste der Großunternehmen. Trotzdem feierte das seit der Energiekrise notverstaatlichte Unternehmen mit einem Gewinn von 6,3 Milliarden Euro sein finanziell erfolgreichstes Jahr – nach einem Horrorverlust von 19,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Was war da los? Unipers jüngster Umsatzeinbruch ist als Normalisierung zu sehen, nachdem die Erlöse 2022 wegen der infolge des Ukrainekriegs enorm gestiegenen Strom- und Gaspreise absurd in die Höhe geschossen worden waren. Die internationalen Bilanzstandards IFRS verlangen eine Darstellung der Umsätze nach Tageskursen an den Energiebörsen. Von diesen Spitzen sind die Energiepreise wieder heruntergekommen, sodass Uniper 2023 auch Derivate, also Finanzverträge zur Absicherung gegen Rohstoffpreiskapriolen, günstiger bewerten konnte. Zudem konnte der Versorger Rückstellungen auflösen, die als Schutz vor dem Ausfall russischer Gaslieferungen gebildet wurden.
Die gesunkenen Rohstoffpreise ließen auch den Umsatz des Chemieriesen BASF um 21 Prozent kräftig fallen. Zudem ist die Nachfrage durch Kunden des Dax-Unternehmens wegen der schwachen Konjunktur deutlich zurückgegangen. Trotzdem konnte BASF 2023 wieder Gewinn erzielen, der mit 379 Millionen Euro grob den gleichen Betrag ausmachte wie der Verlust im Vorjahr – nur mit umgekehrtem Vorzeichen.

Macht sich die rüstungspolitische Zeitenwende in der Firmenwelt bemerkbar?

Um auf die aktuelle Liste mit den 200 größten Unternehmen zu kommen, war 2023 ein Umsatz von fast 3,9 Milliarden Euro nötig statt knapp 3,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Daher schaffte es der dank seiner Erfindung des Coronaimpfstoffs Comirnaty vor zwei Jahren erstmals in den Kreis der 200 größten Unternehmen aufgestiegene Börsenstar Biontech mit einem Umsatzrückgang auf 3,8 Milliarden Euro im Jahr 2023 knapp nicht mehr auf die Liste. Dagegen bekam das Nürnberger Familienunternehmen Diehl auf dem 200. Platz gerade so den Fuß in die Tür. Bekannt geworden ist es zuletzt wegen seiner Rüstungssparte, die Flugabwehrsysteme und Lenkraketen anbietet. Insgesamt aber zeichnet sich die Zeitenwende, also die völlig veränderte Bedeutung der Rüstungsindustrie, noch nicht besonders stark in der Unternehmenslandschaft ab.

Das Stahl- und Technologieunternehmen Thyssenkrupp, das auch Systeme für U-Boote und Marineschiffe herstellt, wandert mit einem Umsatzrückgang von knapp 9 Prozent auf den 23. Platz der Liste. Der Umsatz in der Marinesparte blieb angesichts eines starken Rückgangs der Auftragseingänge stabil auf 1,8 Milliarden Euro. Dagegen hat sich der Panzerhersteller Rheinmetall nach einem Umsatzanstieg um 12 Prozent auf knapp 7,2 Milliarden Euro auf den 112. Platz nach oben gearbeitet. Die Börse erwartet allerdings noch deutlich stärkeres Wachstum, zumindest hat sich der Kurs der Rheinmetall-Aktie seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs im Februar 2022 in etwa verfünffacht. Mit knapp 17 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro legte auch der Umsatz von Rolls Royce Power Systems deutlich zu. Das vielseitige Unternehmen mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee stellt unter anderem Triebwerke und Motoren für militärische Fahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe her. Das Umsatzwachstum im Jahr 2023 lag allerdings nicht an der Zeitenwende und den steigenden Rüstungsausgaben sondern an der gestiegenen Nachfrage nach Energiesystemen für Rechenzentren und aus der kommerziellen Schifffahrt.

Was vom Umsatz übrig bleibt

Die vor 65 Jahren erstmals erschienene Liste des F.A.Z.-Archivs mit den größten Unternehmen misst die Größe am Nettoumsatz. Die Kennzahl zeigt, wie viel Geld einem Anbieter durch den Verkauf seiner Produkte und Dienstleistungen im Jahr zufließt, abzüglich durchlaufender Posten wie Mehrwert- oder Energiesteuern. Doch Umsatz ist kein Selbstzweck. Viel entscheidender ist für Unternehmen, was sie von dem eingenommenen Geld behalten können, um es in neue Technologien und Geschäftsideen zu investieren, für schlechte Zeiten aufzubewahren oder an die Eigentümer auszuschütten. Hohe Umsätze führen nicht automatisch zu hohen Gewinnen, wie der Blick auf die Unternehmen mit den höchsten Jahresüberschüssen mit der Deutschen Telekom an der Spitze zeigt. Hier kommt das nach Umsatz größte Unternehmen, also Volkswagen, erst an zweiter Stelle.

Der absolute Gewinn zeigt allerdings noch nicht, wie profitabel ein Unternehmen ist. Daher ist ein Blick auf die Umsatzrendite interessant. Sie zeigt , wie viel vom Umsatz in der Kasse hängen bleibt. Eine Umsatzrendite von 10 Prozent bedeutet, dass das Unternehmen von einem Euro Umsatz 10 Cent behalten kann. Die Deutsche Börse ist demnach der profitabelste unter den deutschen Großkonzernen, was vor allem an ihrer digitalen Handelsplattform liegt, die eine stark steigende Nachfrage nach Handelsaktivitäten zu weitgehend konstanten Kosten bewältigen kann. Von den zehn nach Umsatz größten Unternehmen schafft es mit der Telekom nur einziges unter die zehn profitabelsten. Das ist kein Wunder, denn bei den Umsatzriesen handelt es sich etwa um Autohersteller, denen für jedes verkaufte Fahrzeug hohe Kosten für Material und Fertigung entstehen. Und die umsatzstarken Einzelhandelsgruppen veröffentlichen zwar keine Gewinne, doch sind sie wegen ihres Wettbewerbs um preisempfindliche Verbraucher vermutlich nicht sehr margenstark.

Business Edition 2024 mit Bonusmaterial

Die vollständigen Tabellen des F.A.Z.-Firmenrankings „Die 100 Größten“ sind als Datenpaket verfügbar. Mit zusätzlichen Daten und Auswertungen, einer Unternehmensdatenbank und einem Reader mit Hintergrundinformationen ist die Business Edition 2024 ideal für den professionellen Einsatz.

Bestellen Sie die aktuelle Business Edition inklusive Nutzungslizenzen für bis zu drei Arbeitsplätze bei F.A.Z.-Research: 

Weitere Informationen und Bestellung

AldiBASFBioNTechBMWBoerseBoschDeutschen TelekomEdekaEinzelhandelEnergiekriseEnergiepreiseErneuerbare EnergienEuroFFamilienunternehmenFirmenFlugzeugeGasGaspreiseGeldGewinneJensKauflandKonjunkturKrisenLidlMercedesÖlPreiseRechenzentrenResearchRheinmetallRüstungsindustrieSchiffeSchifffahrtSchwarzStahlStarkStromThyssenKruppTriebwerkeU-BooteUmsätzeUniperUnternehmenVerbraucherVolkswagenZ