Die Bahn am Wendepunkt

Seit Heiligabend rollt auf der Riedbahn wieder alles. Die letzten S-Bahnen haben ihren Dienst wieder aufgenommen, umgekehrt haben die rosa Busse des Schienenersatzverkehrs ihre Arbeit eingestellt. Erstaunlicherweise sorgt das für viel Wehmut: Etliche Bahnkunden, die in den vergangenen fünf Monaten deutlich länger für ihren Weg brauchten, weinen ihm einige Tränen nach. Neu und komfortabel waren die Ersatzbusse, sie fuhren häufiger und erwiesen sich als zuverlässiger als die Alternative auf der Schiene.

Komfortabel und verlässlich muss es jetzt weitergehen. In den ersten Tagen nach dem Abschluss der Arbeiten lief nicht alles glatt, das sorgte für Enttäuschung und Häme. Aber weder Kurzschluss noch temporäre Weichenstörung ändern das Gesamtbild: Die erste Etappe der großen Schienensanierung, die die Deutsche Bahn und ihre Kunden noch bis ins nächste Jahrzehnt beschäftigen wird, ist erfolgreich abgeschlossen.

Symbol des neuen „Deutschlandtempos“

Das ist keine Kleinigkeit, sondern ein Kraftakt ohnegleichen. Er ist nur gelungen, weil Bahn, Bauwirtschaft und Politik an einem Strang gezogen haben. Die Riedbahn-Sanierung hätte für die zerbrochene Ampelregierung noch einmal zum Symbol des neuen „Deutschlandtempos“ werden können. Doch davon sprach selbst Monate vor dem Ampel-Aus niemand mehr. Stattdessen stand FDP-Aussteiger und Bundesverkehrsminister Volker Wissing Mitte Dezember allein mit dem Bahnvorstand und Hunderten stolzer Mitarbeiter im Festzelt, um die Strecke wieder freizugeben.

Der Abschluss dieses Großprojektes dürfte ein Grund dafür sein, dass Wissing aller Parteiräson zum Trotz sein Amt nicht aufgegeben hat. Mit dem erfolgreichen Start der Generalsanierung hat er tatsächlich etwas vorzuweisen, das in der Rückschau als Wendepunkt im Bahndesaster gelten könnte.

Die erfolgreiche Riedbahn-Sanierung ist der Standard, hinter dem seine Nachfolger nicht zurückfallen dürfen. Die marode Schieneninfrastruktur lässt sich nicht mit Symbolpolitik wieder auf Vordermann bringen: ein rausgeschmissener Bahnvorstand hier, eine halbherzige Bahnreform dort. Jetzt ist weiter Fokus und Tempo gefordert. Anders wird es nicht gelingen.

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