Die Ärzte: On stage mit dem Schimmelreiter

Die Ärzte: On stage mit dem Schimmelreiter

Für eines muss man die Ärzte unbedingt schätzen: Sie bringen Leichtigkeit auf die große Rockbühne, und das schon seit Jahrzehnten. Den existenziellen Tiefsinn und das romantische Pathos, das üblicherweise auf ihr vorherrscht, durchbricht die Band mit Spott, Witz und Absurdität. Der „Rock-’n’-Roll-Übermensch“, von dem ein Song aus dem Jahr 2000 handelt, ist für sie nichts als eine lächerliche Gestalt mit Grammatikschwächen: „Ich bin der Rock-’n’-Roll-Alien / Tu die Apokalypse bewerkstelligen“. Von hier aus gesehen wirken die selbstbesoffenen Stadionhymnen der Toten Hosen fast genauso albern wie der dunkeldeutsche Wagnerianismus von Rammstein oder der Kunstrock eines „Marius Müller-Osterhase“. Wer sich selbst erhöht, der muss erniedrigt werden, und zwar durch Komik und Veralberung – vielleicht besteht darin die geheime Mission der Ärzte. Die sowieso etwas unangenehme Bezeichnung „Deutschrock“ scheint bei ihnen jedenfalls nicht zu passen. Eher sind sie dessen Korrektiv.

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