Die Ärzte, Antilopen Gang, Soffie: Viele Songs gegen rechts sind viel zu nett

Als 1993 jener Anti-Nazi-Song Schrei nachdem Liebe jener Punkrock-Band Die Ärzte erschien, weigerten sich Radiosender, ihn zu spielen. Nicht die „kontroverse“ Botschaft – ein Text, jener Rechtsextremismus einerseits erklärlich („Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nachdem Liebe“), wiederum verächtlich („Du bist wirklich saudumm …“) macht – war dasjenige Problem. Dass im Song multipel dasjenige Wort „Arschloch“ vorkam, störte die Rundfunkanstalten. Gegen Nazis? Gern – nichtsdestotrotz Fürbitte gesittet!

Obig 30 Jahre später wollen dieselben Ärzte wieder ein Zeichen „gegen Rechts“ setzen, diesmal in Form eines Appells an dasjenige demokratische Bewusstsein: Demokratie heißt ein vergangene Woche veröffentlichter Song jener Berliner Band, jener wesentlich staatsbürgerlicher daherkommt denn noch Schrei nachdem Liebe. Neben Mix onkeligen Floskeln („Freiheit ist keine App aus dem World Wide Web“) empfiehlt die Punkband denn Strategie gegen den Faschismus nun dasjenige Wählen („Dein Kreuz gegen Hakenkreuze“).

Das ist sicher wohlgemeint, kommt nichtsdestotrotz im Zeitalter des fortgeschrittenen Rechtsrucks von dort wie jener verzweifelte Appell eines Sozialkundelehrers an eine geschlossen rechtsradikale Schulklasse. Ganz davon es sei denn, dass Wahlen, zumindest in Deutschland, dem Faschismus in vielen seiner Ausprägungen lieber Vorschub geleistet nach sich ziehen. Aber zumindest sagt keiner unartig Wörter, vielleicht schafft’s jener Song ja ins Radio.

Aktuelle Songs gegen rechts

Demokratie reiht sich ein in eine ganze Menge neuer deutsche Gegen-Rechts-Songs. Den Anfang machte im Februar Soffies Zu Gunsten von immer Frühling, dasjenige die Kollegin Alina Saha (jener Freitag 11/2024) schon triftig denn „handzahm“ einordnete. Boshaft interpretiert ließe sich ergänzen: Die revolutionäre Vision, welche die Sängerin denn Konsumparadies zwischen Hummer, Kaviar und Vanilleeis malt, ist schlimmer denn nur seicht. „Du nennst es Utopie, ich nenn’ es Heimat“, soll wohl eine straffe Anti-AfD-Botschaft vermitteln, redet jener rechten Partei hier nichtsdestotrotz mehr nachdem dem Mund, denn es jener Sängerin liebevoll sein mag.

Wo dasjenige hinführen kann, wenn jener Heimatschutz es wieder so herrichten soll, wie es nie war, dasjenige weiß die Band Kettcar zu charakterisieren: „First-Defense-Konferenzen, Zäune zusammensetzen, hoch die Grenzen […] Sandstrand, Junge tot, Netflix, Abendbrot.“ Die taktgesteuert konkrete und doch abstrakte Assoziationskette im Song Auch pro mich 6. Stunde funktioniert, die Schlussfolgerung daraus bleibt ungeschützt. Was tun, wenn jener Wahnsinn schon vor jener Haustür steht? An wen sich wenden an, wenn die „Wir sind mehr“-Demo mit 65.000 Teilnehmern in Chemnitz nur drei Jahre später von hoch 600.000 sächsischen Erststimmen pro die AfD übertroffen wurde?

„Du und ich gegen die vergifteten Ideen, denn wir sind immer noch viel mehr, dasjenige werden die schon sehen“, lautet eine Zeile aus dem Song Bisher was auch immer gut jener Band KMPFSPRT, die dem Verlangen nachdem Aufbruch schon eine Mikrodosis Zweifel beimischt. Groß können sie sein, die Demonstrationen gegen Rechts, dasjenige hat nicht zuletzt jener vergangene Herbst gezeigt. Aber sie wären ja nicht nötig, wäre man sich jener Mehrzahl so sicher.

Bloß nicht zu laut

Wie schnell die großen Zahlen täuschen können, besang zuletzt die Rapgruppe Antilopen Gang in ihrem Song Oktober in Europa: „Im September hab’ ich vor jener roten Flora noch Klavier gespielt, siebentausend Antifas zeugen ein’n hinauf Wir-Gefühl“, heißt es aus dem Mund des Rappers Danger Dan, jener 2021 sein mit Preisen überhäuftes Soloalbum Das ist was auch immer von jener Kunstfreiheit matt veröffentlichte. Seit dem 7. Oktober, dem Angriff jener Hamas hinauf Israel, seien solche Stimmen allesamt „seltsam ruhig“ und würden sich zwar immer pro Palästina stark zeugen, nicht nichtsdestotrotz gegen den neuerlich massiv gewachsenen Antisemitismus.

Ein kleinster Teil selektive Solidarität hier, klitzekleines bisschen Angst vor bösen Wörtern dort – und schon war’s dasjenige mit „Wir sind mehr“. Bloß nicht spalten, bloß nicht kauen, möglichst den Schrei nachdem Liebe beantworten – wir können sie ja noch bekehren. Oder?

Höchste Zeit, wieder mehr „Arschloch“ zu sagen.

Eingebetteter Medieninhalt

Konstantin Nowotny schreibt beim Freitag die Kolumne Musiktagebuch. Darhoch hinaus schreibt er öfters hoch Themen rund um die Psyche und hin und wieder hoch Ostdeutschland

AfDAntisemitismusÄrzteBERDemokratieDemonstrationenDeutschlandEuropaFreiheitFrühlingGewaltHamasIsraelKonferenzenKonstantinLiebeNetflixNeuerOstdeutschlandPsycheRechtsextremismusSStStarkTWahlenWeißZeit
Comments (0)
Add Comment