Diageo kehrt Nigeria den Verstellen

Guinness-Bier wird seit Jahrzehnten auch in Nigeria gebraut. Der Mutterkonzern Diageo der irischen Großbrauerei hat nun aber beschlossen, sich von seinem Tochterunternehmen Guinness Nigeria zu trennen.

Wie Diageo in London mitteilte, verkauft der Getränkekonzern seinen 58-Prozent-Anteil an Guinness Nigeria für 103 Milliarden Naira. Umgerechnet sind das etwa 65 Millionen Euro. Käufer ist das in Singapur ansässige Konglomerat Tolaram. Dessen Afrika-Manager Haresh Aswani bezeichnet die Übernahme als Schlüsselmoment für Tolarams Wachstum und Diversifikation.

Bevölkerungsreichstes Land in Afrika

Der Abschied Diageos von seiner an der Börse Lagos notierten Tochtergesellschaft wirft ein ungutes Licht auf die wirtschaftliche Situation des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas.

Vor Diageo haben schon mehrere große westliche Unternehmen Nigeria den Rücken gekehrt, unter anderem der Konsumgüterkonzern Unilever, das Pharmaunternehmen GSK und PZ Cussons. Der amerikanische Windelhersteller Kimberly-Clark verkündete im Mai das Ende seines nigerianischen Werks, das er erst vor zwei Jahren für 100 Millionen Dollar in Lagos aufgebaut hatte.

Der Exodus liegt vor allem an der Währungskrise in Nigeria. Die Landeswährung Naira hat drastisch an Wert verloren, was die dort erzielten Umsätze und Gewinne für ausländische Investoren schmälert. Seit Anfang 2023 hat der nigerianische Naira gegenüber Pfund, Dollar oder Euro gut 70 Prozent abgewertet. Präsident Bola Tinubu, der 2023 an die Macht kam, hat die nicht mehr haltbare Dollar-Bindung und ein kompliziertes System von Währungskon­trollen aufgehoben.

Die Naira-Schwäche verteuert die Einfuhr, die Inflation ist gestiegen. Nigeria leidet unter Devisenknappheit. Die Zen­tralbank erschwert den Umtausch von Naira. Ausländische Unternehmen können daher ihre Einnahmen nur schwer aus dem Land herausholen. Auch das ist ein Grund, warum sich Unilever, GSK und andere zurückziehen.

Diageo machte in Nigeria bislang bis zu 2 Prozent seines globalen Umsatzes. Die dortige Tochtergesellschaft produzierte früher auch andere alkoholische Getränke wie Baileys und Wodka Smirnoff. Doch wurde diese Lizenz 2023 beendet. Seitdem konzentriert sie sich mehr auf lokale Marken.

Tolaram hat sich als eine große Konsumgütergruppe in Afrika eta­bliert und hält in Nigeria Investitionen im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar. Das Konglomerat versucht, vom Rückzug westlicher Unternehmen zu profitieren. Auch der aus Singapur stammende Nahrungsmittelhersteller Olam oder die türkische Konsumgütergruppe Hayat Kimya investieren weiter in Nigeria.

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