DHL hofft gen Aufschwung im zweiten Halbjahr

Der Logistikkonzern DHL setzt angesichts einer schwächeren Auslastung seines Express-Netzwerks auf weniger und gleichzeitig kleinere Flugzeuge. Außerdem nutzt der Dax-Konzern aus Bonn wieder vermehrt Passagierflugzeuge, um Pakete zu transportieren. „Da kommen wir langsam auf das Niveau, das wir vor der Pandemie hatten“, sagte Melanie Kreis, die sich im DHL-Vorstand um die Finanzen kümmert, zur Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag. Von den etwas mehr als 300 Flugzeugen des Unternehmens ist etwa die Hälfte geleast, gerade dort schaut DHL, dass die notwendigen Transportflüge besser ausgelastet sind und dadurch etwa kleinere Maschinen als zuvor abheben.

Während die größte Sparte des Konzerns in der Pandemie einen deutlichen Sprung im Volumen und dadurch auch im Ergebnis hat, sei die Auslastung im Express-Geschäft derzeit geringer. So ist der Umsatz im Express-Geschäft um 3,3 Prozent auf 6 Milliarden Euro gesunken. Der operative Ertrag fiel um 30 Prozent auf 632 Millionen Euro. Damit zeigte sich Kreis dennoch „sehr zufrieden“, liegt das Ergebnis doch deutlich oberhalb von vor der Corona-Pandemie.

Im Express- und Frachtgeschäft setzt DHL in bestimmten Bereichen derzeit auch weniger Personal ein, um Kosten zu sparen. Grundsätzlich fährt der Konzern schon seit Sommer 2022 ein Programm, bei dem strikt auf die Ausgaben geachtet wird – etwa für Dienstreisen. „Das ist nicht schön, aber ich glaube, das ist notwendig“, sagte Kreis. So lagen die Investitionen im ersten Quartal mit 483 Millionen Euro deutlich unter Vorjahr (563 Millionen).

„Spürbare Belebung“ erwartet

„Wir befinden uns in einer ungewöhnlich langen Phase mit einer geringen Dynamik im Welthandel“, ließ sich der DHL-Vorstandsvorsitzende Tobias Meyer in einer Unternehmensmitteilung am Dienstag zitieren. Gleichzeitig sei DHL so aufgestellt, dass das Unternehmen von einer Belebung des Welthandels profitieren werde.

„Trotz aller Herausforderungen ist 2024 ein Jahr der Chancen“, sagte Meyer. Finanzvorständin Kreis erwartet auch eine „spürbare Belebung der Weltkonjunktur“ in der zweiten Jahreshälfte und zeigte sich daher auch optimistisch, „dass wir auf dieser Basis unsere Gesamtjahresprognose liefern werden.“

Insgesamt ist das operative Ergebnis (Ebit) im ersten Quartal um knapp ein Fünftel auf 1,3 Milliarden Euro zurückgegangen, nach 1,6 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz lag mit 20,3 Milliarden Euro nur minimal unterhalb des Werts von 20,6 Milliarden aus den ersten drei Monaten von 2023. Im Frachtgeschäft sorgten niedrige Frachtraten für einen deutlichen Rückgang bei Umsatz und Ertrag. Dank florierender Geschäfte mit Paketen konnte DHL außerdem im Deutschland-Geschäft zulegen.

Briefgeschäft weiter unter Druck

Gleichzeitig liegt der Zuwachs im Jahresvergleich auch daran, dass der Konzern Anfang 2023 mitten in den Tarifverhandlungen steckte und daher mehr Personal vorgehalten hatte, um auf mögliche Streiks zu reagieren. Zwar sei die Brief- und Paketsparte im Heimatmarkt auf einem guten Weg, die Prognose zu erreichen, doch gerade im regulierten Briefmarkt leide das Geschäft unter den Rahmenbedingungen.

„Wir brauchen das neue Postgesetz“, sagte Kreis. Damit könne sich das Geschäft auch mittelfristig selbst finanzieren. Auf der Hauptversammlung Ende der vergangenen Woche hatten einige Aktionäre eine Abspaltung des Geschäftsbereichs gefordert – DHL hält sich hingegen auch weiterhin für den richtigen Eigentümer.

Der Konzern bestätigte am Dienstag seine Prognose für das Ebit zwischen 6 und 6,6 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr, sowie einem freien Mittelzufluss ohne Akquisitionen und Desinvestitionen von rund 3 Milliarden Euro. Auch in der Mittelfristprognose für das Jahr 2026 erwartet die DHL Group weiterhin ein operatives Ergebnis zwischen 7,5 und 8,5 Milliarden Euro. Der Aktienkurs lag am Vormittag etwas mehr als 1 Prozent im Plus.

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