Fabian Schmidt, ein deutscher Staatsbürger mit festem Wohnsitz und einer permanenten Aufenthaltsgenehmigung (Greencard) in den USA, wurde von US-Grenzbeamten festgenommen und angeblich „gewaltsam verhört“. Er ist der dritte Deutsche, der in letzter Zeit bei der Einreise in die USA inhaftiert wurde.
Der 34-jährige Schmidt wird derzeit in einem Haftzentrum in Rhode Island festgehalten, nachdem er versucht hatte, nach einer Reise nach Luxemburg in sein Haus in New Hampshire zurückzukehren. Seine Mutter, Astrid Senior, berichtete dem öffentlich-rechtlichen Sender WGBH News aus Boston, dass ihr Sohn am Flughafen Logan stundenlang unter Gewaltanwendung verhört, entkleidet und von zwei Beamten unter eine kalte Dusche gestellt worden sei.
Reaktion des Auswärtigen Amts
Ein Sprecher der deutschen Bundesregierung teilte gegenüber Euronews mit, dass der Fall von Fabian Schmidt sowie zwei weiteren deutschen Staatsbürgern bekannt sei, die kürzlich bei ihrer Einreise in die USA festgenommen wurden. Die beiden anderen Betroffenen seien inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt.
„Es sind in letzter Zeit drei Fälle bekannt geworden, in denen deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger nicht in die USA einreisen konnten und bei ihrer Einreise in Abschiebehaft genommen worden“, erklärte Sebastian Fischer, Sprecher des Auswärtigen Amts. Zwei dieser Fälle seien inzwischen geklärt. Die deutsche Regierung beobachte die Situation aufmerksam und stehe im Austausch mit anderen EU-Ländern, um festzustellen, ob es sich um Einzelfälle handele oder um eine mögliche „Änderung der amerikanischen Einwanderungspolitik“.
Inhaftierung unter fragwürdigen Bedingungen
Seine Mutter berichtete, dass Einwanderungsbeamte Druck auf ihren Sohn ausgeübt hätten, damit er seine Green Card aufgebe. Man habe ihn auf eine Matte in einem grell beleuchteten Raum am Flughafen gelegt, ihm kaum Essen und Trinken gegeben und ihm den Zugang zu seinen Medikamenten gegen Angstzustände und Depressionen verweigert.
Ich fühle mich hilflos, absolut hilflos
Schmidt, der Elektroingenieur ist, war am 7. März aus Luxemburg in die USA zurückgekehrt. Seine Mutter hörte erst am 11. März von ihm, nachdem er nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus gebracht worden war. Gegenüber dem Nachrichtensender NBC News sagte sie, sie wisse nicht, warum ihr Sohn inhaftiert worden sei: „Ich fühle mich hilflos, absolut hilflos.“
Schmidt und seine Mutter waren 2007 von Deutschland in die USA gezogen und hatten im folgenden Jahr die Green Card erhalten. Im vergangenen Jahr hatte er seine Aufenthaltsgenehmigung erneuert. Laut seiner Mutter gab es keine aktuellen rechtlichen Probleme, wobei sie anmerkte, dass er vor etwa zehn Jahren wegen eines Vergehens angeklagt worden war. Laut der Presseagentur AFP könnte es sich bei diesem Vergehen um ein Cannabis-Delikt gehandelt haben.
US-Behörden weisen Schuld von sich
Die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) wies gegenüber US-Medien die Anschuldigungen als „eklatant falsch“ zurück, ohne allerdings nähere Details zu nennen. Auch gegenüber dem Guardian wurde dieselbe Erklärung abgegeben. „Wenn eine Person mit drogenbezogenen Anschuldigungen gefunden wird und versucht, wieder in das Land einzureisen, werden die Beamten angemessene Maßnahmen ergreifen“, hieß es weiter.
Das deutsche Außenministerium betonte, dass das Konsulat in Boston Fabian Schmidt Unterstützung leiste. „Es ist klar, dass wir von unseren Partnern, wie auch von allen anderen Ländern der Welt, erwarten, dass die Haftbedingungen den internationalen Menschenrechtsstandards entsprechen und dass die Gefangenen entsprechend behandelt werden“, erklärte Fischer.
Inhaftierungen bei Einreise häufen sich
Der Fall von Fabian Schmidt reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Berichten über ausländische Staatsangehörige, die von US-Grenzbeamten inhaftiert und angeblich unter brutalen Bedingungen festgehalten werden. Beobachter vermuten, dass die verschärften Maßnahmen der Grenzschutzbehörde auf Donald Trumps strikte Einwanderungspolitik zurückzuführen sind – selbst gegenüber Menschen mit gültigen Visa.
Auch die beiden anderen betroffenen Deutschen reisten mit gültigen Touristenvisa in die USA. Jessica Brösche, eine 29-jährige Tätowiererin aus Berlin, und Lucas Sielaff, 25, aus Sachsen-Anhalt, sind mittlerweile nach Deutschland zurückgekehrt.
Laut Sielaffs Verlobter, Lennon Tyler, wurde Sielaff zwei Wochen lang festgehalten, nachdem er aufgrund mangelnder Englischkenntnisse eine Frage nach seinem Wohnort falsch beantwortet hatte. Anstatt Deutschland als seinen ständigen Wohnsitz anzugeben, habe er Las Vegas genannt, wo er sich in den USA mit Tyler aufhalten wollte.
Jessica Brösche hingegen wurde während ihrer Reise mit Tätowier-Ausrüstung nach Angaben ihrer Freunde mehr als sechs Wochen lang festgehalten, darunter neun Tage in Einzelhaft – eine Behauptung, die das Unternehmen, das das Haftzentrum betreibt, bestreitet.
Harsche Festnahmen betreffen nicht nur Deutsche
Auch Staatsbürger anderer Länder berichten von überzogenen Festnahmen durch US-Grenzbeamte. Die kanadische Schauspielerin Jasmine Mooney wurde nach eigenen Angaben fast zwei Wochen lang unter „unmenschlichen Bedingungen“ festgehalten, weil ihr Visum unvollständig war, als sie versuchte, die Grenze von Mexiko aus zu überqueren. Laut ihrer Mutter verbrachte sie die Zeit in einer Beton-Einzelzelle ohne Tageslicht, beleuchtet von grellen Leuchtstoffröhren, die nie ausgeschaltet wurden. Decken seien ihr nicht zur Verfügung gestellt worden und die sanitären Einrichtungen stark eingeschränkt gewesen.
Auch die Britin Rebecca Burke geriet wegen eines Visumproblems in Haft und wurde laut ihrer Familie drei Wochen lang unter „entsetzlichen Bedingungen“ festgehalten. Inzwischen ist sie Berichten zufolge wieder zu Hause im Vereinigten Königreich. Die US-Grenzbeamten nahmen sie fest, nachdem sie versucht hatte, nach Kanada einzureisen und wieder in die USA zurückgeschickt worden war.
Burke hatte geplant, bei einer Gastfamilie in Kanada zu wohnen und im Gegenzug für die Unterkunft Hausarbeiten zu verrichten. Doch die kanadischen Behörden wiesen sie darauf hin, dass sie ein Arbeitsvisum anstelle eines Touristenvisums benötigt hätte. Vorher hatte sie mit einer ähnlichen Vereinbarung bei einer Gastfamilie in Portland, Oregon, gelebt, nachdem sie einige Zeit in New York City verbracht hatte, wo sie Anfang des Jahres aus dem Vereinigten Königreich angekommen war.