Die Deutsche Bank hat mit ihrem am Donnerstagmorgen veröffentlichten Gewinn für das erste Quartal 2024 die Erwartungen übertroffen. Deutschlands größtes Kreditinstitut verdiente zwischen Anfang Januar und Ende März vor Steuern 2 Milliarden, nach Steuern blieben1,5 Milliarden Euro übrig. Analysten hatten zuvor im Durchschnitt mit einem Vorsteuergewinn von nicht ganz 2 Milliarden und mit einem deutlich niedrigeren Nettogewinn von 1,2 Milliarden Euro gerechnet.
Die Zahlen lassen sich so einordnen: Die amerikanischen Wettbewerber, allen voran J.P. Morgan und Goldman Sachs, haben im ersten Quartal 2024 mit umgerechnet 12,5 Milliarden Euro und 3,9 Milliarden Euro mehr verdient als die Deutsche Bank. Aber für das deutsche Kreditinstitut bedeuten die am Donnerstag veröffentlichten Geschäftszahlen eine ordentliche Nachsteuerrendite auf das Eigenkapital (Rote) von 8,7 Prozent sowie einen Gewinnzuwachs von 10 Prozent brutto wie netto im Vergleich zum ersten Quartal 2023.
Auch in Sachen Effizienz macht das Institut Fortschritte: Die auf 68 Prozent verbesserte Kosten-Ertrags-Quote (im ersten Quartal 2023 musste die Deutsche Bank noch 73 Cent aufwenden, um einen Euro Ertrag zu erwirtschaften), kommt dem vom Vorstand für das Jahresende 2025 gesteckte Ziel von weniger als 62,5 Prozent etwas näher. Das alles könnte der Deutsche-Bank-Aktie, die gerade den höchsten Kurs seit Januar 2018 erreicht hat, einen weiteren Schub geben.
Der seit April 2018 amtierende Vorstandsvorsitzende Christian Sewing äußerte sich denn auch zufrieden und sprach am Donnerstag vom „besten Ergebnis seit 2013“. Trotz sich normalisierender Zinsen habe die Deutsche Bank „solide Erträge“ erzielt und ihr Kostenziel, allerdings nur ganz knapp, erreicht. „Wir werden diese Disziplin beibehalten“ kündige Sewing in einer Mitteilung der Bank an.
Die Eigenkapitalaustatttung sei mit einer Kernkapitalquote von 13,4 Prozent „stark“. Das nutzt die Deutsche Bank, um gerade eigene Aktien zurück zu kaufen und ihren Kurs zu stützen. Außerdem zahlt in wenigen Tagen ihren Aktionären eine auf 45 Cent je Aktie erhöhte Dividende. „Aufgrund unserer starken Kapitalbasis können wir die Kapitalausschüttungen an unsere Aktionäre weiterhin steigern und gleichzeitig in unser Geschäft investieren. Wir sind fest überzeugt, auf allen Ebenen weitere Fortschritte zu erzielen und haben unsere Ziele für 2025 fest im Blick“, sagte Sewing am Donnerstag.
im Zinsgeschäft sanken die Erträge leicht um 1 Prozent, während die Provisionen um 11 Prozent zulegten. Vor allem im Handelsgeschäft mit Anleihen und Währungen sowie Großkrediten (FIC) sprudelten die Erträge. Sie kletterten um 7 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro und überstiegen leicht die Erwartungen der Analysten, die im Durchschnitt mit 2,4 Milliarden Euro gerechnet hatten. Auch machten diese FIC-Erträge im ersten Quartal allein 32 Prozent der gesamten Konzernerträge aus, die 7,8 (7,7) Milliarden Euro betrugen.
Dazu lieferte die Investmentbankingsparte einen weiteren großen Beitrag durch die Beratung von Unternehmen bei Zukäufen und Übernahmen (M&A), Aktienemissionen wie Börsengängen und Kapitalerhöhungen (ECM) sowie Anleihemissionen. In diesem Beratungsgeschäft (O&A) erlöste die Deutsche Bank im ersten Quartal 504 (327) Millionen Euro, ein sattes Plus von 54 Prozent und das beste Ergebnis seit neun Quartalen. Auch habe sie im Beratungsgeschäft ihren Marktanteil von 1,9 auf 2,6 Prozent verbessert, hieß es.
Allerdings profitiert die gesamte Bankenbranche von dem nach der Corona-Pandemie wieder anziehenden Kapitalmarktgeschäft: Im globalen M&A-Geschäft, das von Goldman Sachs und J.P. Morgan angeführt wird, schaffte es die Deutsche Bank nach Zahlen von Dealogic im ersten Quartal 2024 nicht unter die einnahmenstärksten zehn Banken.
Die Deutsche Bank hatte vielmehr zuletzt mit ausfallgefährdeten Krediten gerade im US-Gewerbeimmobiliensektor zu kämpfen. Im vierten Quartal hatte sie die die Risikovorsorge für ihr 38 Milliarden Euro großes Gewerbefinanzierungsportfolio vervierfachen müssen. Doch im ersten Quartal 2024 blieb die notwendige Risikovorsorge für das insgesamt 480 Milliarden Euro große Kreditbuch im Rahmen. 439 (372) Millionen Euro stellte die Deutsche Bank dafür zurück, darin enthalten auch Rückstellungen für den „operativen Rückstand in der Postbank“, wo es zuletzt viele Pannen gab. Analysten hatten aber nur mit 470 Millionen Euro Risikovorsorge im ersten Quartal 2024 kalkuliert. Der Vorstand bestätigte seine Prognse für das Gesamtjahr: Die Risikovorsorge werde sich in der Spanne zwischen 25 und 30 Basispunkten bewegen, was einem Höchstwert für 2024 von etwa 1,4 Milliarden Euro entsprechen würde.
Die Betriebskosten blieben im ersten Quartal so gerade bei 5 Milliarden Euro, ein Rückgang um 6 Prozent. Dabei half, dass die Bankenabgaben von zuvor 473 Millionen Euro auf einen zweistelligen Millionenbetrag zusammenschnurrten. Da die Deutsche Bank intern das Ziel ausgeben hat, die Kosten im Gesamtjahr unter 20 Milliarden Euro zu halten, stehen auch Stellenstreichungen an. Anfang Februar hatte Vorstandschef Sewing schon den Abbau von 3500 Arbeitsplätzen bis Ende 2025 angekündigt. Darin enthalten sind 800 Stellen, deren Wegfall die Bank bereits im vergangenen Jahr bekannt gegeben hatte.