Wie wird man zu einem der berühmtesten
Horrorfilm-Duos? Man guckt nachts, wenn die Kinder schlafen, Horrorfilme. So
erzählten es Veronika Franz und Severin Fiala einmal bei einem
Publikumsgespräch auf dem Fantasy Filmfest. Franz wurde bekannt als
Drehbuchautorin für die düsteren Weltbetrachtungen ihres Ehemanns, des
Regisseurs Ulrich Seidl. Als Babysitter für die beiden gemeinsamen Kinder
engagierten sie Seidls Neffen Severin Fiala. Wenn die Kinder im Bett waren,
guckte Fiala Horrorfilme. Wenn Franz nach Hause zurückkehrte, guckten sie
gemeinsam weiter. Besonders kurios: Kinder spielen auch in allen ihren Werken
eine zentrale Rolle, und sind hier nicht gerade liebenswürdig.
Ihr erster gemeinsamer Film Ich seh, ich seh
lief 2014 auf dem Filmfestival in Venedig und wurde international ein Erfolg,
nachdem englischsprachige Medien den Trailer zum „gruseligsten aller Zeiten“ gekürt
hatten. Die zweite Zusammenarbeit The Lodge feierte auf dem Sundance-Festival
2019 Premiere. Beide Filme zeigen Kinder, die alles andere als unschuldig
agieren, die ihre Mutter oder die neue Partnerin des Vaters quälen und brutal
misshandeln. In der dritten und vierten Staffel der Apple-TV-Serie Servant,
produziert vom Sixth-Sense-Regisseur M. Night Shyamalan, führten die beiden
Regie in einer Episode. Es geht um ein totes Kind, eine Puppe, die es ersetzen
soll, und eine unheimliche Nanny.
Auch in ihrem neuen Film Des Teufels Bad, der
im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale lief, geht es um abwesende Kinder. Um
die, die sehnsüchtig herbeigewünscht werden von Frauen, und um die, die von ihren verzweifelten Müttern
getötet werden. Die österreichische Musikerin und Sängerin Anja Plaschg,
bekannt unter ihrem Künstlerinnennamen Soap & Skin, spielt eine Bäuerin in
einer ländliche Region Österreichs Mitte des 18. Jahrhunderts, die daran
zerbricht, dass sie keine Kinder bekommen kann.
Agnes kommt durch Hochzeit in eine neue
Dorfgemeinschaft. Was von ihr als Frau erwartet wird, ist klar: Schon bei der
Feier bekommt sie ein Puppenbaby überreicht. Ihr Bruder macht ihr ein noch
merkwürdigeres Geschenk: den abgeschnittenen Finger einer enthaupteten
Kindsmörderin. Der soll Fruchtbarkeit bringen. An einem Wasserfall in der Nähe
des Dorfs, wo die Frau ihr Baby die Klippen hinabgeworfen hat, sind der
fingerlose Rumpf und der abgetrennte Kopf der Leiche noch immer als Mahnmal
ausgestellt. Es sind allerdings nicht die wenigen drastischen Bilder,
sondern die ausweglose Härte und Düsternis der historischen Gesellschaft, die Des Teufels Bad selbst für Fans von Terrifier 3 zu einer
verstörenden Seherfahrung machen dürften.
Franz und Fiala haben Des Teufels Bad nicht wie
einen Horrorfilm inszeniert, sondern ruhig und nüchtern: Viele der Bauern sind
mit Laien besetzt, man sieht sie fischen und Holz hacken, in ganz simplen
Gewändern, ohne jegliche Kostümopulenz wie in manch Historienfilm. Aber auch
ohne Übersinnliches bauen die Bilder großes Unbehagen auf: Erleuchtet wird
die Szenerie meist nur von Feuer, Fackeln oder Öllampen, die Menschen
erscheinen darin nur als Schemen, die Räume sind durch Schatten verengt.
Manchmal stechen die Augen toter Tiere dämonisch hervor. Wenn es einmal hell
ist, sind auffällig oft Wolkendecken zu sehen, als würde sich ein strafender
Gott dahinter verbergen. Die Filmmusik, von Hauptdarstellerin Plaschg
komponiert, tönt bedrohlich: schiefe Streicher und Knarzen wie von schwerem
Gebälk, später elektronisches Dröhnen.
Agnes und ihr Ehemann Wolf (David Scheid)
ziehen in ein steinernes, fensterloses Heim. Der erste Einrichtungsgegenstand ist ein Kruzifix. Der Film nimmt sich die Zeit, ihre
Routine zu etablieren: die Ziegen melken, für den Mann kochen. Die
Schwiegermutter (Maria Hofstätter) gibt ihr ungebetene Ratschläge für den
Haushalt, und wie es Wolf am besten schmecke.
Wie wird man zu einem der berühmtesten
Horrorfilm-Duos? Man guckt nachts, wenn die Kinder schlafen, Horrorfilme. So
erzählten es Veronika Franz und Severin Fiala einmal bei einem
Publikumsgespräch auf dem Fantasy Filmfest. Franz wurde bekannt als
Drehbuchautorin für die düsteren Weltbetrachtungen ihres Ehemanns, des
Regisseurs Ulrich Seidl. Als Babysitter für die beiden gemeinsamen Kinder
engagierten sie Seidls Neffen Severin Fiala. Wenn die Kinder im Bett waren,
guckte Fiala Horrorfilme. Wenn Franz nach Hause zurückkehrte, guckten sie
gemeinsam weiter. Besonders kurios: Kinder spielen auch in allen ihren Werken
eine zentrale Rolle, und sind hier nicht gerade liebenswürdig.