Der am häufigsten in dieser New Yorker U-Bahn vergessene Gegenstand ist: dieser Regenschirm. Zumindest laut manchen Kreuzworträtseln. Ein virtuell gewöhnliches Objekt, dem im Alltag dann die größte Aufmerksamkeit zuteilwird, wenn es nicht (mehr) da ist. Dabei ist dieser Regenschirm ein Accessoire, dasjenige so vielerorts und weltumspannend in dieser Menschheitsgeschichte gebraucht wird, dass dieser Journalist und Autor Alexander Kluy ihm ein ganzes Buch gewidmet hat. Es handelt von den unzähligen Assoziationen und Funktionen von Parapluie und Parasol durch die Zeiten und Gesellschaften. Im heiteren Plauderton und um kein Wortspiel verlegen erzählt Kluy in fünf Kapiteln von den Schirmen, den handfesten wie den metaphorischen, die in Geschichte und Politik, in Kunst, Literatur und Musik, in Film und Fernsehen entstehen.
Natürlich tauchen die berühmtesten Schirm-Darstellungen hinauf, wie René Magrittes Gemälde Hegels Ferien: Ein aufgespannter schwarzer Schirm, hinauf dem ein Glas Wasser steht. Kluy sieht den Bezug zu dem Philosophen dieser Dialektik unter anderem in dieser Verkehrung dieser Verhältnisse – dasjenige Glas hält dasjenige Wasser, dasjenige doch dieser Schirm aufziehen soll. Noch berühmter: dieser im Duett mit Schirm tanzende Gene Kelly in dem Musical-Film Singin‘ in the Rain. Kelly erzählte einmal, wie schwierig es gewesen sei, den Schirm zur Musik tanzen zu lassen: Es habe sehr viel länger gedauert, die Szene im Trockenen zu trainieren, wie sie schließlich zu trudeln. Doch schließlich wurde eine dieser kultigsten und oft zitierten Filmszenen Hollywoods geschaffen.
Aber es geht Kluy gleichfalls um unbekanntere Anekdoten und Gepflogenheiten rund um den Schirm. So erfährt man etwa, dass es im 19. Jahrhundert in Großbritannien wie selten unsympathisch galt, den geschlossenen Schirm so unter den Arm zu klemmen, dass er sowohl vorn wie gleichfalls hinten absteht. Schlimm genug, wenn er nachdem vorn oder hinten herausragte, nunmehr ein Abstehen in zweierlei Richtungen – damit maßte sich dieser rüpelhafte Träger in einer Menschenmenge den Platz von drei Personen an!
Aber dieser Schirm war in seiner Geschichte nicht nur dazu da, den Kopf trocken zu halten. Kluy berichtet von zahlreichen religiösen und herrschaftlichen Verwendungen, wie dem päpstlichen Schirm, dieser gelb-rot gestreiften Padiglione. Er bedeckte zunächst Priester c/o Prozessionen und entwickelte sich schließlich zu einem Symbol für jedes die päpstliche Autorität. Aber gleichfalls äußerlich Europas wurde dieser Schirm zur Machtdemonstration eingesetzt. Antike chinesische Kaiser und Würdenträger waren sich einig: Je mehr Schirme, umso mächtiger dieser Beschirmte, denn Schatten bedeutete Luxus. So wurden 2.000 v. Chr. dem Kaiser 24 Schirme c/o dieser Jagd vorangetragen und niemand durfte genauso viele Schirme mit sich münden. Nicht nur die Anzahl, sondern gleichfalls die Etagen des Schirms waren Ausdruck von Rang und Stellung des Beschirmten. Nur dieser Kaiser hatte dasjenige Recht hinauf kombinieren vierstöckigen Schirm. Zum Besten von hochrangige Krieger, Beamte oder Gelehrte unterschieden sich Etagenzahl, Form und Farbe je nachdem Rang.
Auch in Volksglaube und Mythologie sind Schirme reich vertreten, in Japan gibt es etwa den Schirmgeist kasa-obake. Sein Leib ist ein zusammengerollter Regenschirm, dieser Stiel sein einziges Bein. Der dämonische Geist sei einst verhext worden, um Spaziergänger vor Platzregen zu warnen, stattdessen packt er seine Opfer c/o den Armen und schleppt sie davon. Im letzten Jahrhundert ging dieser Einbeinige gleichfalls in Filme, Romane, Animes und Computerspiele wie Super Mario Land 2 ein und ziert wie Tattoo manchen Leib.
Schirm-Protest von den Suffragetten solange bis Hongkong
Der Schirm hat nunmehr gleichfalls wie politisches Statement eine lange Zeit Geschichte. Die Suffragetten Anfang des 20. Jahrhunderts trugen ihre Forderungen nachdem Gleichberechtigung hinauf Schirmen gut ihren Köpfen. Sie schrieben die Slogans hinauf dasjenige Accessoire, dasjenige die Dame ohnehin oft c/o sich trug: „Votes for women“ und „Come march with us“. Die Regenschirm-Proteste in Hongkong 2014 wurden gleich nachdem den Schirmen so genannt, die die Demonstrierenden zunächst wie Schutz gegen Tränengas mit sich trugen, zuvor sie zum Symbol des Aufstandes wurden. Und dann noch all die metaphorischen und berüchtigten Schutz- und Rettungsschirme in dieser jüngeren EU-Geschichte, die mal welche oder jene Gruppe gegen Gefahren abschirmen oder Unternehmen vor ihrem Untergang parieren sollten.
Kluys Kulturgeschichte des Regenschirms präsentiert Varia Kurioses, wie Selbstverteidigungskurse mit Schirm: Diese Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Kampfkunst heißt Bartitsu und war zunächst den Ladys vorbehalten, um sich hinauf dieser Straße gegen unsittliche Grobiane zu wehren. Schließlich entwickelte sich Bartitsu wegen dieser Verwandtheit mit dem Fecht- und Schwertkampf zum maskulinen Trendsport – und dieser zarte, feingliedrige Schirm wurde durch kombinieren festen geraden Stock ersetzt. Oder abergläubische Schirmfantasien, die zum Beispiel dazu führten, dass im Vogtland den Toten Regenschirme ins Grab beigelegt wurde – und Gummischuhe gleich dazu. Wozu genau welche Beigaben im nächsten Leben oder hinauf dem Weg dorthin eignen sollten, ist solange bis heute unklar.
In einem Schirm wohnen
Aber gleichfalls die Geschichte dieser Regenschirmherstellung und umbrellös inspirierte Architekturen – welches für jedes ein Ausdruck! – zeigen, wie ein einzelner Gegenstand, dieser heutzutage so unmissverständlich einem einzigen Gebrauch zugeordnet scheint, die Fantasie und die Handlungen von Menschen hinauf dem ganzen Planeten beflügelt hat. So sehr, dass dieser ein oder andere vielleicht gleich in einem Schirm wohnen wollte: Das Umbrella Cottage im südlichen Großbritannien ähnelt etwa einem Regenschirm mit seinem abgerundeten und heruntergezogenen Dach und einem mittig herausragenden Schornstein, dieser an eine Schirmspitze erinnert.
Der Regenschirm. Eine Kulturgeschichte liest sich wie ein feuilletonistisches Lexikon, bereichert von etlichen Zeichnungen, Gemälden, historischen Fotografien und Plakaten, dasjenige man im Winter gerne zur Hand nimmt. Während dieser eigene Regenschirm in dieser Ecke stillstehen bleibt, kann sich die Leserin zu Hause hinauf die Spuren seiner Ahnen begeben. In dem Kabinett an skurrilen und gelehrigen Geschichten findet jeder ein paar Anekdoten, die er welche Monate mit sich tragen kann, für jedes Small Talk aller Art – oder zum Trost, wenn dieser Schirm mal wieder irgendwo steht, wo man nicht ist.
Alexander Kluy: Der Regenschirm. Eine Kulturgeschichte, Edition Atelier, 128 Sulfur., 25 Euro
Der am häufigsten in dieser New Yorker U-Bahn vergessene Gegenstand ist: dieser Regenschirm. Zumindest laut manchen Kreuzworträtseln. Ein virtuell gewöhnliches Objekt, dem im Alltag dann die größte Aufmerksamkeit zuteilwird, wenn es nicht (mehr) da ist. Dabei ist dieser Regenschirm ein Accessoire, dasjenige so vielerorts und weltumspannend in dieser Menschheitsgeschichte gebraucht wird, dass dieser Journalist und Autor Alexander Kluy ihm ein ganzes Buch gewidmet hat. Es handelt von den unzähligen Assoziationen und Funktionen von Parapluie und Parasol durch die Zeiten und Gesellschaften. Im heiteren Plauderton und um kein Wortspiel verlegen erzählt Kluy in fünf Kapiteln von den Schirmen, den handfesten wie den metaphorischen, die in Geschichte und Politik, in Kunst, Literatur und Musik, in Film und Fernsehen entstehen.