Der Machtkampf um VW spitzt sich zu

Zum Auftakt der dritten Verhandlungsrunde über einen neuen Haustarif des Autokonzerns haben in Wolfsburg mehrere Tausend Beschäftigte gegen Werksschließungen und Massenentlassungen demonstriert. Auf einem Platz am Stadion des VfL Wolfsburg versammelten sie sich am Vormittag mit Trillerpfeifen, Bannern und Fahnen der IG Metall. Eine Gruppe hatte sich mit weißen Masken verkleidet und trug mit einem Gedenkstein symbolisch die „Werte“ des Konzerns zu Grabe, nach denen Beschäftigungssicherung und Wirtschaftlichkeit bisher gleichwertig waren und Werksschließungen ein Tabu.

Die Gewerkschaft will den Druck erhöhen und den Vorstand zu Zugeständnissen bewegen. Das Management habe bisher nur gesagt, „wo es ohne Sinn und Verstand zusammenstreichen will“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo in einer Rede vor den rund 6000 Teilnehmern der Kundgebung. Sie forderte das Unternehmen auf, Lösungsvorschläge aufzuzeigen. „Denn wenn das nicht langsam kommt, dann kommen wir der Eskalation immer näher. Die Arbeitgeberseite sollte nicht den Fehler machen, anzunehmen, dass die Belegschaft nicht kampfbereit ist.“

Gröger: „Heute ist die allerletzte Chance“ vor Ende der Friedenspflicht

Thorsten Gröger, Bezirkschef der IG Metall in Niedersachsen, sagte: „Heute ist die allerletzte Chance für Volkswagen, noch vor Auslauf der Friedenspflicht zu einer guten Lösung zu kommen, die ohne Werksschließungen und Massenentlassungen auskommt.“ Er verwies darauf, dass vom 1. Dezember an Warnstreiks möglich sind. „Wenn es heute zu keiner Lösung kommt, dann gibt es keine weitere Chance mehr im November.“

Proteste in WolfsburgAFP

In Besprechungsräumen des Stadions sind hinter verschlossenen Türen die vertraulichen Gespräche angelaufen. Erwartet wird, dass die Verhandlung den ganzen Tag andauert und die Verhandlungsführer erst gegen Abend wieder vor die Presse treten. Ein abschließendes Ergebnis wird noch nicht erwartet, die IG Metall äußert aber die Hoffnung, bis Weihnachten zu einem Abschluss zu kommen.

Die Arbeitnehmervertreter des VW-Konzerns hatten in dieser Woche einen eigenen Vorschlag unterbreitet, um die Kosten zu senken. Er sieht im Kern vor, dass Mitarbeiter eine Zeit lang auf Entgelterhöhungen verzichten und das Geld stattdessen in einen Zukunftsfonds fließt, der einspringen soll, wenn in schwach ausgelasteten Fabriken die Arbeit reduziert werden muss. Im Gegenzug fordert die Gewerkschaft, dass VW eine neue Beschäftigungsgarantie gibt, nachdem die alte zuvor gekündigt worden war.

In einer kurzen Pressekonferenz vor der Kundgebung betonte Cavallo am Donnerstag, sie sei damit entgegen der gängigen Praxis in solchen Verhandlungen „vom Angebot her in Vorleistung“ gegangen. Die Belegschaft stehe dabei hinter den Verhandlern. „Es gab eine breite Zustimmung der Vertrauensleute zur Vorgehensweise der Verhandlungskommission“, sagte sie.

IG-Metall-Bezirksleiter Gröger bekräftigte, dass die IG Metall auf eine Eskalation vorbereitet sei. Wenn sich VW nicht bewege, drohe ein „Arbeitskampf um Standorte, wie ihn diese Republik seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat“.

VW hatte sich zu den Vorschlägen zurückhaltend geäußert. Der Konzern will die Entgelte senken und außerdem die Kapazität reduzieren, etwa durch die Schließung von mindestens drei Werken. Er reagiert damit auf die Schwache Nachfrage in Europa, vor allem nach Elektroautos. Außerdem fehlen nach Marktanteilsverlusten in China die dortigen Gewinne, die bislang Probleme in Europa überdeckt hatten.

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