Der Fall des Satirikers El Hotzo: Obig die große Lust, Menschen plumpsen zu seien

Der Witzeschreiber, Romanautor und Podcaster Sebastian Hotz hat öffentlich Fehlverhalten gegenüber Frauen eingeräumt. Nun wird diskutiert, ob beruflich moralisch agierende Menschen wie er die größeren Arschlöcher sind


Sebastian Hotz, bekannt als El Hotzo

Foto: Dominik Bindl/ Getty Images


Nachrichten aus dem Paralleluniversum Twitter: Erst deutete eine Userin vergangenes Wochenende an, es gebe einen Menschen, der fürs „Woke-Sein“ berühmt sei, aber Frauen systematisch belüge und betrüge, und die Spekulationen begannen. Dann postete der Komiker El Hotzo ein Statement, in dem er schrieb: „Ich habe gelovebombt, gegaslighted, manipuliert und von Exklusivität gesprochen, Frauen hingehalten und Beziehungen verheimlicht, um nicht aufzufliegen. Ich habe dabei meine Position und mein Image als reflektierter Medienmann ausgenutzt und viele Menschen damit sehr verletzt.“ Er vertrete öffentlich andere Werte, schrieb er weiter, während er privat komplett gegensätzlich gehandelt habe. Schließlich entschuldigte er sich, bei den Menschen, die er verletzt habe.

El Hotzo ist Witzeschreiber, Romanautor, Twitterberühmtheit, Podcaster und spätestens bekannter, seit er nach dem Attentat auf Donald Trump einen Witz machte, daraufhin seinen öffentlich-rechtlichen Job verlor und zuletzt einen Streit mit Jan Böhmermann vorgab, um eine RTL-Doku zu promoten, die er mit selbigem machte und in der er sich bei Trump zu entschuldigen versuchte. Hotzo, bürgerlich Sebastian Hotz, wird allgemein als links bezeichnet. Vermutlich eher so SPD/Grüne-links.

Nun war in den sozialen Medien jedenfalls die Sau los. Menschen versuchten sich an witzigen Posts. Oder beanstandeten, dass sich moralisch gebende Menschen sehr häufig problematisches Verhalten gegenüber anderen aufwiesen. Worauf andere Menschen kritisierten, dass diese Menschen sich überhaupt nicht für das Leid der Opfer interessierten und ja wohl selbst problematisches Verhalten aufwiesen.

Warten auf Jan Böhmermann, Joko und Klaas

Andere hielten all das wiederum für Satire und warteten darauf, dass gleich JanJokoKlaas aus einer Kiste sprängen, um einen gefühligen Beitrag über seelische Gewalt in Beziehungen zu promoten. Doch das Hotzo-Management bestätigte die Echtheit der Entschuldigung gegenüber dem Spiegel.

Jetzt könnte Ihnen das alles komplett egal sein, denn Sie sind ja sowieso nicht bei Twitter – das ich aus Protest gegen Elon Musk und weil ich meine App noch nicht aktualisiert habe, immer noch so nenne. Jedoch ist es so: Die gesamte deutsche Medienlandschaft berichtet.

Warum eigentlich? Weil sich hier wohl Probleme der Zeit zeigen. Zunächst mal wird die Lust daran, Menschen fallen zu sehen, immer größer. Auch daraus resultiert die Frage: Sind beruflich moralisch agierende Menschen wirklich größere Arschlöcher? Nun, man könnte hier mehrere Namen nennen von nicht unbekannten Autoren, Musikern, Komikern, die ihr Geld auch damit verdienen, auf der richtigen Seite zu stehen, und über die Geschichten erzählt werden. Geschichten, die nicht justiziabel sind, aber inakzeptabel – so wie bei Hotz. Und das kitzelt das eigene Gerechtigkeitsempfinden.

Doch sollte mieses Verhalten nicht wieder privat sanktioniert werden? Und vor allem: Ist es der richtigen Seite anzulasten? Nein, Arschlöcher gibt es überall. Das eigentliche Problem: dass politische Positionen im Showbiz zur schnell rausgeschossenen Ware geworden sind. Das höhlt sie aus. Nebenbei begeben sich Produzenten von Welterklärer-Tweets in eine erhöhte Position, wo die Luft naturgemäß recht dünn wird.

Also was tun? Man könnte sich in dem Fall mal an der Bibel orientieren: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Das würde Social-Media-Nervbratzen hoffentlich etwas leiser und profunde Kritiker wieder etwas lauter werden lassen. Und vielleicht bleibt zur Causa Hotz auch nur zu sagen: Hoffentlich geht es allen Beteiligten bald besser.

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