Demonstranten stecken Medienhäuser in Bangladesch in Brand

Stand: 19.12.2025 14:04 Uhr

In Bangladesch sind erneut gewaltsame Proteste aufgeflammt: Nach der Ermordung eines Aktivisten legten Demonstranten Feuer in zwei Medienhäusern, denen sie eine Nähe zu Indien vorwerfen. Dorthin sollen die Attentäter geflüchtet sein.

In Bangladesch hat der Tod eines bekannten Aktivisten landesweit gewaltsame Proteste ausgelöst. In der Hauptstadt Dhaka verwüstete eine aufgebrachte Menge in der Nacht zum Freitag die Büros der Zeitungen The Daily Star und Prothom Alo und steckte sie in Brand.

Das berichteten beide Blätter sowie weitere Medien in Bangladesch. Journalisten und Redakteure seien von der Feuerwehr aus den brennenden Gebäuden gerettet worden. Meldungen über Todesopfer gibt es bisher nicht.

Aktivist fiel Mordanschlag zum Opfer

Die Proteste waren ausgebrochen, nachdem der Tod von Sharif Osman Hadi bekannt geworden war. Er war einer der führenden Köpfe der Massenproteste 2024, die zum Sturz der Regierung der zunehmend autoritär agierenden Premierministerin Sheikh Hasina führten.

Der 32-jährige Aktivist war in der vergangenen Woche in Dhaka von maskierten Bewaffneten erschossen worden, als er eine Moschee verließ. Nach dem Attentat war er zur ärztlichen Behandlung nach Singapur ausgeflogen worden, wo die Behörden gestern seinen Tod bekannt gaben.

Nach Hadis Tod versammelten sich seine Anhänger in der Hauptstadt und forderten, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Die Ermittler vermuten, dass sie nach Indien geflüchtet sind – dem Land, in dem sich die nach dem Sturz geflüchtete Ex-Regierungschefin Hasina aufhält und das Hadi offen kritisiert hat.

Vorwurf der Nähe zu Indien

Teilnehmer der Proteste werfen The Daily Star und Prothom Alo vor, indischen Interessen zu dienen. Bei der Verwüstung des Büros von Prothom Alo riefen sie unter anderem gegen das Nachbarland gerichtete Parolen, wie das Nachrichtenportal bdnews24 berichtete.

Auch in anderen Städten gab es Berichten lokaler Medien zufolge Ausschreitungen. In der nördlichen Stadt Rajshahi zerstörten die Demonstranten demnach ein Büro der Hasina-Partei Awami League mit einer Planierraupe.

Proteste von Quotensystem ausgelöst

Auslöser der Studentenproteste im Sommer 2024 war ein Quotensystem bei der Vergabe von Beamtenjobs. Durch das gewaltsame Vorgehen gegen die Demonstranten entwickelte sich ein Volksaufstand, der am 5. August 2024 in dem Sturz der Regierung und der Flucht von Premierministerin Hasina nach Indien gipfelte.

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus akzeptierte die Forderung der Studenten, eine Übergangsregierung zu leiten und Bangladesch von Grund auf zu reformieren.

Source: tagesschau.de