„Demon Copperhead“ von Barbara Kingsolver: Darf Elend unterhaltsam sein?

Barbara Kingsolvers Roman Demon Copperhead handelt von einem Jungen, welcher im Osten Nordamerikas hinauf dem Land weit wird, in Virginia: Wälder, Tabakfelder, Arbeitslose und Drogen, dasjenige übliche Elend, dasjenige es wiewohl in den Städten gibt, welcher normale amerikanische Albtraum von heute. Dennoch schauen die Stadtbewohner, so steht es qua Behauptung im Roman, notorisch hinauf die Bewohner jenes Landstrichs herab, die in ihren Nöten, wiewohl dasjenige steht im Roman, ihren eigenen, besonderen Weg zu in Betracht kommen gelernt nach sich ziehen. Auch die Provinz hat ihre Geschichte.

Der Vater des Jungen ist tot, die junge Mutter ist trockene Alkoholikerin. Sie schlägt sich qua Verkäuferin durch und stirbt Morgen an einer Überdosis. Der Junge wird zum Pflegekind, ein Fall welcher sorglosen Ämter und Pflegefamilien, und er wird, nachher einer Verletzung beim Football, ein Opfer des maroden Gesundheitssystems und eines berüchtigten Schmerzmittels, dasjenige sehr viele Amerikaner süchtig machte.

Die Autorin hat darauf hingewiesen, dass Charles Dickens‘ Roman David Copperfield, erschienen in England 1849/50, nicht nur beim Buchtitel Pate stand. Beide Geschichten handeln von einem Jungen, welcher in schwierigen Verhältnissen aufwächst, und werden von ihm selbst erzählt. Aus Dickens‘ Held wurde schließlich ein Schriftsteller. Was aus Kingsolvers Held wird, weiß welcher Leser, wenn er dasjenige Buch zuklappt, nicht. Er kann gut Comics zeichnen, und ehe seine Geschichte mit einer Fahrt ans Meer zu Ende geht, versiert die Leser, dass ein New Yorker Verlag sich z. Hd. verschmelzen seiner Comics schaulustig. Aber ob daraus welches wird, versiert sie nicht. Es ist Winter, und in dem Auto, dasjenige dort zum Schluss fährt, sitzt welcher Held, und neben ihm sitzt dasjenige Mädchen, dasjenige ihm guttun und ihn halten wird, und dann verschwindet dasjenige Auto am Horizont.

Kingsolvers Roman stellt sich mit seinem berühmten englischen Vorfahren in die Tradition welcher realistischen, zwischenmenschlich engagierten Erzählkunst, die Leser berühren und informieren möchte. Wenn aus einem Helden, welcher sein Leben erzählt, ein Schriftsteller wurde, dann wird er von welcher ersten Seite an seine erzählerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen zu tun sein, schon um seinem Schöpfer Dickens keine Schande zu zeugen. Ein Comic-Zeichner steht nicht unter dem Druck, in seiner Geschichte zu zeigen, welches er erzählerisch kann. Die Differenz welcher Berufe von Autor und Erzähler birgt zunächst Vorteile, die in Nachteile umschlagen können. Kingsolver verlässt sich hinauf den herben, flotten Jargon ihres jugendlichen Helden und hinauf dessen Niveau psychologischer und intellektueller Einsichtsfähigkeit. Er ist nicht unklug und nicht wortkarg. Spannung, eindeutige Figurenkonturen, heftige Gefühle und Zuspitzungen von Handlungsoptionen gibt es wiewohl beim Comic, sie in Besitz sein von zum Handwerkszeug eines talentierten Zeichners. Wenn dessen ungeachtet hier einmal Not an einem geübten Autor war, wenn ausgefallene Vergleiche und auffällige Metaphern sich wie reife Früchte am Weg anboten, die nur gepflückt werden mussten, dann schob sich die unsichtbare Hand welcher Autorin nachher vorne und polierte Sätze. Es ist nicht sehr glaubwürdig, dass welcher Held Demon Copperhead die Geschichte in dieser glatten, pointierten Fassung hat niederschreiben können, wie die Romankonstruktion suggeriert, wiewohl wenn die Sprache welcher Sprüche und welcher Straßensouveränität sowie die Spannungsbögen eines versehrten, daher aktiven Lebens die Gesamtheit hierfür tun, es so erscheinen zu lassen, und er qua Comic-Zeichner dasjenige Potenzial ohne Rest durch zwei teilbar hierfür nach sich ziehen sollte. In diesem Dilemma, wer warum und hinauf welche Weise sprechen kann, wenn er oder sie nur dasjenige Wort ergreift, liegen die Nöte eines literarischen Realismus, welcher es sich zu leichtgewichtig macht, wenn er sich einerseits hinauf dasjenige Mundwerk seines Helden verlässt und ihn wiederum mit z. Hd. ihn ungewöhnlichen darstellerischen Fähigkeiten ausstattet, um 800 Seiten prall zu füllen.

Warum hat Kingsolver sich so innig an ihren englischen Paten angelehnt und nicht einer Heldin dasjenige Wort überlassen? Das wäre ein Wagnis gewesen und Dickens in Kraft und Mut sicher vernunftgemäß. Aber nein. War es Scheu, Angst, irgendetwas Unvermögen, die sie davon abhielten, sich irgendwas mehr vom Vorbild zu lockern? Obwohl viele, wiewohl starke Frauen in ihrem Roman vorkommen, tauchen sie nur im Blickfeld eines Jungen, eines jungen Mannes hinauf, welcher, wie all die anderen irrenden und verlorenen Jungs und wilden jungen Männer, hinauf welcher Suche nachher Halt, Anerkennung, Drogen und Frauen ist und nachher einem stabilen Zuhause. So ist dasjenige Buch vor allem ein traditioneller Jungen-Roman, in dem Football eine große Rolle spielt, wie sicher für den meisten amerikanischen Schülern.

Der Roman ist sehr weit, wenn wiewohl nicht so weit wie David Copperfield, und obig selbige Länge hinweg sollen Spannung und Unterhaltung helfen. Es passiert viel in diesem Provinzdrama, in dem es wiewohl aufrechte Menschen gibt, die gute Werke tun. Aber darf dasjenige Elend unterhaltsam sein, wiewohl wenn die Unterhaltung mit ein paar Einsichten in die Ursachen und Bedingungen des Elends unterfüttert ist? An dieser Frage sollten Autorin und Leser sich nicht vorbeischummeln, wiewohl nicht mit dem Hinweis hinauf verschmelzen reanimierten Dickens, welcher ja aus eigener Erfahrung sehr gut wusste, wovon er schrieb. Man kann hartgesotten sein und die Berichte von alltäglichen Tragödien interessant und spannend finden. Leser dieser Gemütsart entscheiden sich dann dort, wo sie immer sitzen, wenn die Unterhaltung beginnt und die Geschichte sprachlos, am Spielfeldrand des Romangeschehens, und sehen von dort den Jungen rennen und stürzen und rennen und stürzen, und wie von selbst taucht dann die Frage hinauf, die die Zuschauer für Wettkämpfen packt, ganz so, qua sei welcher Roman eine sportliche Veranstaltung: Schafft er es? Kommt er raus oder geht er unter, und wie geht selbige Geschichte aus? Dass es sehr viele Arme in Amerika gibt, ist prestigeträchtig, und dass sehr viele, die dort leben, Drogen nehmen, weiß man ebenfalls. Dass die Pflegekinder es dort nicht leichtgewichtig nach sich ziehen, kann sich jeder vorstellen. Aber ob dieser Junge es schafft? Eine Antwort hinauf selbige Frage lautet: So schmissig und kräftig muss eine Autorin, und sei’s mit einem berühmten englischen Paten an welcher Seite, voralledem 800 Seiten schreiben können, dass Leser von dieser Frage gepackt werden.

Immer wieder, qua riefe eine Lehrerin ihre Klasse zur Ruhe, geht es um dasjenige Landleben im Osten welcher Vereinigten Staaten, um die abgehängte und ausgebeutete Provinz, hinauf die die Städter hochnäsig hinabsehen. Sicher ist dieser Roman eine Art sozialkritischer Heimatroman, welcher den Lesern nichts vormachen möchte und welcher dessen ungeachtet eine Aufmunterung an die Leute vom Land ist, dass sie für all dem Elend, dasjenige eine heftige Menstruationsblutung Geschichte hat, z. Hd. die sie nichts können, irgendwas Eigenes nach sich ziehen, verschmelzen Garten mit Tomaten, Strukturen welcher unmittelbaren gegenseitigen Hilfe und die Schicksale und Kämpfe ihrer Vorfahren, und dass es, neben den Drogen, hier doch Bäume gibt und Vögel, Hirsche und Fische, Felsen, Bäche und Wasserfälle, wo eines Nachts leider zwei aufgeregte Jungen verschmelzen tragischen Tod finden.

Wenn man dranbleibt, in Betracht kommen die 800 Seiten schnell rum, und dann ist die Geschichte aus, und am nächsten Tag ist mehr oder weniger die Gesamtheit, welches geschah, außer den groben Zügen, im Nebel versunken, und zurück bleibt dasjenige Gefühl, dass hinauf dem Land ziemlich viel kaputt ist, und wenn dort Leckermäulchen den Schicksalsschlägen und Drogen widersteht und ein sittlich gutes und arbeitsreiches Leben führt, scheint dasjenige eine wundersame Ausnahme zu sein. Aber dasjenige ist vielleicht eine Täuschung, die von dort rührt, dass hier ein Opfer sein Leben erzählt und just nicht ein Junge aus einem intakten Elternhaus, welcher seine Hausaufgaben macht.

Wer sich mit dem Elend unterhalten und verschmelzen Jungen-Roman Vorlesung halten möchte und wer obig die amerikanische Provinz gar nichts weiß und doch daran schaulustig ist, wie schwergewichtig dasjenige Leben dort sein kann, welcher wird dasjenige Buch mit Gewinn Vorlesung halten, ohne dass sich ihm derbei die Ansicht aufdrängt, er würde Landeskunde betreiben. Es geht um tragische Schicksale, verwahrloste Kinder, Waisen, um drogenabhängige Jugendliche, sittlich und zwischenmenschlich heruntergekommene, von Krankheit oder Alkohol gezeichnete Erwachsene und um manche wenige menschliche Lichtblicke. Andererseits, die passenden Informationen könnte man sich doch wiewohl woanders beschaffen? Dann daher würde welcher sportliche Aspekt dieses Romans nicht die trainierten hungrigen Herzen ergreifen und die kribbelnde Frage welcher legalen Droge Unterhaltung nicht ins Blut schießen: Schafft er es? Es sieht so aus.

Barbara Kingsolver: Demon Copperhead. Roman; aus dem Engl. von Dirk van Gunsteren; dtv, München 2024; 864 Schwefel., 26,– €, qua E-Book 22,99 €

Barbara Kingsolvers Roman Demon Copperhead handelt von einem Jungen, welcher im Osten Nordamerikas hinauf dem Land weit wird, in Virginia: Wälder, Tabakfelder, Arbeitslose und Drogen, dasjenige übliche Elend, dasjenige es wiewohl in den Städten gibt, welcher normale amerikanische Albtraum von heute. Dennoch schauen die Stadtbewohner, so steht es qua Behauptung im Roman, notorisch hinauf die Bewohner jenes Landstrichs herab, die in ihren Nöten, wiewohl dasjenige steht im Roman, ihren eigenen, besonderen Weg zu in Betracht kommen gelernt nach sich ziehen. Auch die Provinz hat ihre Geschichte.

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