Demokratische Republik Kongo: Alle sind hinter den Rohstoffen her

Demokratische Republik Kongo: Alle sind hinter den Rohstoffen her

„Geht weg von der Mauer, ab hinter das Haus“, ruft der Sicherheitsbeauftragte eines Hotels in Goma. Dorthin haben sich die wenigen Menschen aus dem Ausland geflüchtet, die noch in Goma sind. Draußen fliegen Gewehrkugeln. Die neuen Besatzer der Millionenstadt in der Demokratischen Republik Kongo, die Miliz M23 und ruandische Soldaten, versuchen, Plünderer mit Warnschüssen zu vertreiben. Vergeblich. Junge Männer räumen das Lager einer Hilfsorganisation schräg gegenüber dem Hotel aus.

Die Plünderer ziehen mit Solarpaneelen vorbei. Fette Beute, denn in Goma gibt es kaum Strom. Es sind noch nicht alle Leitungen repariert, die im Krieg zerstört wurden. Die Zentralregierung in Kinshasa hat zudem das Internet gekappt, um die Kommunikation für die Besatzer zu erschweren – und um den Shitstorm in den sozialen Medien zu vermeiden.

Viele Menschen in Goma empfinden es als Schmach, dass die Armee es nicht schafft, das Territorium des Landes zu verteidigen – nicht einmal Goma, das Handelszentrum für Rohstoffe, eine Metropole mit einer Million Einwohnern und ungefähr genauso vielen Geflüchteten. Ein Sicherheitsexperte, der schon lange im Kongo arbeitet, sagt: „Offiziere stecken das Geld in ihre Tasche. Die Soldaten bekommen weder ausreichend Sold noch Ausbildung.“

Die M23 besetzt den größten Teil der Provinz Nord-Kivu und stößt in Süd-Kivu immer weiter vor. Ihr Ziel ist die Hauptstadt Kinshasa, 1.800 Kilometer von Goma entfernt. Die M23 will das Regime stürzen.

Menschen, die vor der Miliz M23 fliehen, kommen mit einem Boot am Kivusee in Goma an.
Soldaten der kongolesischen Armee (FARDC) gaben sich den M23 geschlagen. Sie werden von Milizen auf Laster verfrachtet. Das Ziel: unbekannt.
Eine Angehörige eines festgenommenen FARDC-Soldaten bricht bei der Verhaftung ihres Mannes zusammen.

Jeder hat seine eigenen Sorgen

In manchen Vierteln der Stadt wird noch geschossen. Die M23 durchkämmt die Straßen nach Widerständlern. Wo es ruhiger ist, trauen sich einige Menschen wieder aus dem Haus. Überall liegen Militäruniformen. Die Soldaten haben sie weggeworfen und versuchen nun, sich als Zivilisten auszugeben. Marktfrauen stellen erste Stände mit Süßkartoffeln und dem traditionellen Sombe-Gemüse auf.

Mindestens 100 Tote und 2.000 Verletzte hat es bei den Kämpfen in Goma bereits gegeben. Im Gefängnis sollen 160 inhaftierte Frauen umgekommen sein. Sie wurden von anderen Häftlingen vergewaltigt, als die Wärter sich davonmachten, weil die M23 kam. Danach brach ein Feuer aus. Die Frauen sind verbrannt. Und Tausende Männer sind ausgebrochen.

Den Ärzten fehlt es an allem, an Betten, an Medikamenten, an Verbänden. Mitarbeiter des Roten Kreuzes räumen die Leichen auf den Straßen weg und desinfizieren die Stadt, damit keine Seuchen ausbrechen. Die Helfer tragen gelbe Schutzanzüge und Masken. Die toten Körper stecken sie in weiße Säcke. Menschen laufen an den Helfern vorbei, ohne sie zu beachten. Jeder hat seine eigenen Sorgen.

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