Deeptech: Die Trumps steigen ins Energiegeschäft ein

Am Anfang war Truth Social. Eine Blogging-Website unter dem Dach der Trump Media & Technology Group. Die Gruppe sammelte Investorengelder ein, machte aus einer Internetseite eine Medienplattform und ein soziales Netzwerk. Sie hatte schnell Millionen Follower und wurde mit digitalen Features, Kryptoprodukten sowie neuartigen Finanzprodukten bestückt. Die Dachgesellschaft ging über ein kompliziertes Schachtelmodell vor anderthalb Jahren an die Börse. Der Kurs erlebte eine rasante Berg-und-Tal-Fahrt. In der Nacht zum Freitag sprang er deutlich in die Höhe.

Kein Wunder. Das Unternehmen aus dem weitgespannten Firmenimperium der Trump-Familie setzt zum nächsten großen Geschäft an: Trump Media will mit der TAE Technologies Inc. zusammengehen. Das ist ein Ende der Neunzigerjahre gegründetes Unternehmen aus der Welt der vielversprechenden, aber noch in den Kinderschuhen steckenden Fusionstechnologie.

Auch wenn diese Technik noch einen langen Entwicklungsweg vor sich hat; auch wenn in ihr noch nicht mal alle Fragen klar, geschweige denn die Antworten gegeben sind; auch wenn Mittel und Wege noch nicht abgesteckt und künftige Aufwendungen für die Grundlagenforschung sehr hoch sind, sehen manche darin schon heute eine sichere und zuverlässige Energiequelle. Macht sich die Fusionstechnologie doch daran, auf Erden jene Prozesse nachzuahmen, die in der Sonne stattfinden. Eine Energiequelle für die Zukunft.

Wissenschaft und Ingenieure stehen vor großen Hürden

So setzen auch Europäer, Chinesen und Japaner auf die Entwicklung der Kernfusion. Bei ihr werden Atome nicht gespalten, sondern bei einer sehr hohen Temperatur miteinander verschmolzen. Die dabei frei werdende Energie lässt sich kommerziell nutzen. Die Prozesse stellen die Wissenschaft und die Ingenieurtechnik allerdings vor einige hohe Hürden. Um sie zu überspringen, sind von Peking bis Berlin und Kalifornien in den vergangenen Jahren 13 Milliarden Euro in die Entwicklung der Technologie geflossen. Die Deutschen mischen hier ganz vorn mit, sowohl in der Forschung als auch in der Entwicklung.

Das Münchner Unternehmen Gauss Fusion hat potentielle Standorte für ein Kraftwerk evaluiert. Das Start-up Marvel Fusion warb gerade 256 Millionen Euro ein, Proxima Fusion kam auf 206 Millionen Euro. Das Darmstädter Focused Energy steckt mitten in einer neuen Finanzierungsrunde. In der Welt gibt es zwar viele Fusionstestlabore und Versuchsanlagen; ein Kraftwerk allerdings gibt es noch nicht.

Auch ist noch nicht geklärt, welche der beiden Fusionstechnologien nachhaltig praktikabel ist und sich auf lange Sicht durchsetzen wird: die sogenannte Laserfusion, bei der besondere Substanzen mit speziellen Lasern beschossen werden, um so Atome miteinander zu verschmelzen. Oder das magnetische Einschlussverfahren, bei dem ultraheiße Plasmen quasi wie künstliche Sonnen im Magnetfeld einer riesigen Anlage schweben. Was es aber schon gibt, ist ein Entwicklungsboom rund um junge Unternehmen, die sich daran machen, die Technologie kommerzialisieren zu wollen.

Auslöser für diese Entwicklung waren die Laserexperimente an der National Ignition Facility im amerikanischen Livermore. Dort war es Forschern vor drei Jahren gelungen, eine Fusionsreaktion zwischen Atomkernen der schweren Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium erfolgreich zu zünden. Der Funke sprang quasi auf Kapitalgeber in den Hightechbranchen über. Ist doch eine verlässliche und preiswerte Versorgung mit Energie etwa für die sich rasant entwickelnden, aber so überaus stromhungrigen Systeme der Künstlichen Intelligenz (KI) unerlässlich.

TAE Technologies ist erfahren und etabliert

So verbucht die Fusionsforschung in aller Welt derzeit satte Mittelzuflüsse. In den vergangenen Jahren schossen mehr als siebzig Start-ups auf der Welt aus dem Boden. Die Regierungen in Europa, Asien und Amerika legten milliardenschwere staatliche Entwicklungsprogramme auf. Das hatte auch mehr und mehr private Geldgeber auf den Plan gerufen.

In dieser Szene gilt TAE Technologies als eines der erfahrenen und etablierten Unternehmen. Hinter ihm stehen Kapitalgeber wie Chevron , Alphabet, Goldman Sachs oder auch der Venrock-Finanzarm der Rockefeller-Familie. Nun treten die Trumps in diesen Kreis. Der Wert des von ihnen anvisierten Zusammenschlusses mit TAE wird auf bis zu sechs Milliarden Dollar veranschlagt. Das macht es zum bislang größten Geschäft, das die Familie des US-Präsidenten seit den Wiedereinzug Donald Trumps ins Weiße Haus Anfang des Jahres abgeschlossen hat.

Seit der Wiederwahl sollen die Trumps über diverse Gründungen und Beteiligungen rund vier Milliarden Dollar an Werten generiert haben. Die Familie kontrolliert ein engmaschiges und weit ausgeworfenes Netz von mehr als 250 Unternehmungen. Die Kinder des amtierenden Präsidenten halten entscheidende Knotenpunkte in Händen. Sie tummeln sich auf dem Medien- und dem Finanzmarkt, sind in der Marketing- und Werbeindustrie unterwegs, in der Welt der Kryptowährungen und nun wohl auch in der Energiewirtschaft.

Der jetzt eingefädelte Zusammenschluss mit TAE Technologies könnte die Krone im Unternehmensimperium von Trump werden. Der Kurs der Aktie der Trump Media & Technology Group schoss nach Bekanntwerden in der Nacht zum Freitag um mehr als 40 Prozent in die Höhe. Die Trumps peilen an, die Hälfte der Aktien der aufeinander verschmolzenen Unternehmen zu halten, mit Trump-Media-Vorstandsvorsitzendem Devin Nunes einen der beiden Vorstandssitze des gemeinschaftlichen Unternehmens zu besetzen und Donald Trump Junior, einen der Söhne des Präsidenten, in den Verwaltungsrat zu entsenden.

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