Die Universität in Louvain-la-Neuve feierte ihr 600. Bestehen, auch Papst Franziskus war dabei. Seine Äußerungen über die Rolle der Frau stießen dort nicht nur auf Zustimmung. Doch dann nutzte der 87-Jährige seinen Belgien-Besuch noch, um sich im Missbrauchsskandal der Kirche deutlich zu positionieren.
Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Belgien mit Äußerungen zur Rolle von Frauen in der katholischen Kirche für Empörung gesorgt. Die katholische Universität Löwen distanzierte sich sogar offiziell vom Pontifex.
„Die UC Louvain drückt ihr Unverständnis und ihre Missbilligung gegenüber der von Papst Franziskus geäußerten Position bezüglich der Rolle der Frau in der Kirche und in der Gesellschaft aus“, hieß es von der katholischen Universität im wallonischen Louvain-la-Neuve.
Alle Menschen sollten sich an der Universität und in Gesellschaft entfalten können, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung, hieß es weiter. Die Kirche solle dem gleichen Weg folgen.
Der Papst hatte anlässlich des 600. Jubiläums eine Rede an der Universität gehalten. Darin forderte er laut dem „Guardian“ globale Maßnahmen gegen den Klimawandel, antwortete aber auch auf einen Brief von Studenten und Professoren, die nach der Lehre der katholischen Kirche über Frauen gefragt hatten.
„Welchen Platz haben dann Frauen in der Kirche?“
In dem Brief, der ihm vorgelesen wurde, befragten ihn die Studenten zum historischen Anteil der Kirche an der Verankerung der weiblichen Unterwürfigkeit in der Gesellschaft. „Im Laufe der gesamten Kirchengeschichte wurden Frauen unsichtbar gemacht“, heißt es in dem Brief. „Welchen Platz haben dann Frauen in der Kirche?“
Franziskus antwortete daraufhin, die Kirche sei weiblich, und wies darauf hin, dass das italienische Wort dafür, „chiesa“, ein weibliches Substantiv sei.
„Eine Frau im Volk Gottes ist eine Tochter, eine Schwester, eine Mutter“, sagte er und fügte hinzu: „Weiblichkeit spricht für uns von fruchtbarer Aufnahme, Fürsorge und lebensspendender Hingabe.“ Es sei hässlich, wenn die Frau sich zum Mann machen will. „Die Frau ist Frau und das ist wichtig.“
Rektorin: Auch Männer können sich kümmern
„Die UC Louvain kann nur ihre Uneinigkeit mit dieser deterministischen und reduzierenden Position zum Ausdruck bringen“, hieß es von der Universität im Anschluss.
Rektorin Françoise Smets sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei Fakt, dass sich auch Männer um die Familie kümmern können. „Frauen sollten in der Lage sein, auch abseits vom Kümmern Verantwortung zu übernehmen.“
Papst Franziskus war auch noch am Sonntag in Belgien (hier sein Reise-Programm). Dabei jubelten ihm auch Tausende zu, in Louvain-La-Neuve etwa, wie auch bereits am Vortag im flämischen Löwen. Abschluss seines mehrtägigen Aufenthalts war eine Messe im König-Baudouin-Stadion, knapp 30.000 Gläubige nahmen daran teil.
Spontan weicht der Papst vom Text seiner Predigt ab
Zum Ende seines Besuchs fand Fanziskus dann auch noch deutliche Worte zu den Missbrauchsskandalen der katholischen Kirche. Zuvor hatte sich der belgische König Philippe mit Blick auf den prominenten Besucher zu der Thematik geäußert. Er forderte, dass die Kirche unablässig daran arbeite, um den Missbrauchsskandal zu beheben. Eine ähnliche Forderung kam vom belgischen Ministerpräsident Alexander De Croo, der darauf hinwies, dass die Bedürfnisse der Missbrauchsopfer Vorrang haben sollten.
In seiner Predigt äußerte sich Franziskus dann überraschend auch zu dieser Thematik. Er forderte eine Rechenschaftspflicht für Geistliche, die des sexuellen Missbrauchs schuldig sind. Priester müssten zur Verantwortung gezogen werden und deren Bischöfe müssten aufhören, die Sexualstraftaten zu vertuschen. „Das Böse darf nicht versteckt werden“, sagte der Papst. „Das Böse muss ans Licht gebracht werden.“
Für seine Äußerungen bekam er von den 30.000 Gottesdienstbesuchern im Stadion wiederholt Applaus.
In seiner Predigt nahm der Papst auch Bezug auf ein Treffen, das er am Freitagabend mit 17 Missbrauchsopfern hatte. Dabei habe er direkt von dem Trauma und Leid der Menschen und der unzureichenden Reaktion der Kirche erfahren, als diese die Verbrechen meldeten.
Franziskus sagte in seiner Predigt, „in der Kirche gibt es Platz für jeden, jeden; aber jeder wird beurteilt und es gibt keinen Platz für Missbrauch. Es gibt keinen Platz für das Vertuschen von Missbrauch.“ Er fordere Bischöfe auf, „Missbrauch nicht zu vertuschen. Verurteilt die Täter und helft ihnen, von dieser Krankheit des Missbrauchs zu genesen.“
dpa/AFP/AP/krott
Source: welt.de