Die wirtschaftliche Lage der kleinen und mittleren Unternehmen hat sich so weit verschlechtert, dass nun auch die Beschäftigung in Mitleidenschaft gezogen wird. Erstmals seit dreieinhalb Jahren ist die Beschäftigung in diesen Unternehmen im September leicht zurückgegangen, wie der Datev-Mittelstandsindex zeigt. Gegenüber dem Vormonat und gegenüber dem Vorjahresmonat ergab sich ein Minus von 0,1 Prozent. In den vorherigen Monaten hatte die Beschäftigung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der saison- und kalenderbereinigten Betrachtung nahezu stagniert.
Der jetzige leichte Rückgang nach Monaten des Beschäftigungsaufbaus ist umso bedeutender, weil die kleinen und mittleren Unternehmen 55 Prozent der Beschäftigten in Deutschland stellen. Eine Trendwende abwärts in diesem Wirtschaftsbereich hätte gravierende Folgen für den gesamten Arbeitsmarkt. „Der Arbeitsmarkt hat sich in der Vergangenheit trotz schwieriger Lage erstaunlich robust gehalten“, erklärte Robert Mayr, der Vorstandsvorsitzende der Datev eG. „Mit dem nun beobachteten Beschäftigungsrückgang sehen wir hier erste Risse.“
Die anderen Teilindikatoren des Datev-Mittelstandsindex deuten darauf hin, dass die Wirtschaftslage der kleinen und mittelgroßen Unternehmen sich weiter verschlechtert. Der Umsatz lag im September 7,1 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Das Abwärtstempo hat sich beschleunigt. Die um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegenen Löhne zeigen zugleich, dass die Kluft zwischen sinkendem Umsatz und steigenden Lohnkosten größer wird.
Starker Umsatzrückgang im Gastgewerbe
Nach der Datev-Analyse ergreift der Beschäftigungsrückgang zunehmend mehr Unternehmen. Bauten in den vergangenen Monaten nur die Kleinstunternehmen netto Stellen ab, ergreift der Beschäftigungsverlust zuletzt auch die größeren Unternehmen unter den KMU.
Datev Mittelstandsindex: Umsatz
Datev Mittelstandsindex: Lohn
Datev Mittelstandsindex: Beschäftigung
Datev Mittelstandsindex: Entwicklung nach Branchen
September 2024, Veränderung zum Vorjahresmonat in Prozent
Der Verlust an Arbeitsplätzen konzentriert sich vor allem auf das Bauhauptgewerbe mit minus 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr und das Gastgewerbe mit minus 0,3 Prozent. Im Baugewerbe spiegelt das die andauernde Krise wider. Im Gastgewerbe drücken die Geschäftseinbußen nach der Erhöhung der Mehrwertsteuer und die verbreitete Konsumzurückhaltung der Verbraucher nach dem Inflationsschock. Der Umsatz der kleinen und mittleren Unternehmen im Gastgewerbe lag im September um 21,5 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Im verarbeitenden Gewerbe, im Handel und im Dienstleistungssektor wurde nach wie vor Beschäftigung aufgebaut. Davon profitierten zuletzt noch Nordrhein-Westfalen, Hamburg und ganz minimal Bayern. In allen anderen Bundesländern aber gingen im September Arbeitsplätze in den kleinen und mittleren Unternehmen verloren.
Der im vergangenen Monat neu eingeführte Mittelstandsindex basiert auf den aggregierten und anonymisierten Umsatz- und Geschäftsdaten, die Datev, der IT-Dienstleister der steuerberatenden Berufe, erfasst und verarbeitet. Die F.A.Z. veröffentlicht den Datev-Mittelstandsindex exklusiv vorab und wirft so ein zeitnah verfügbares Schlaglicht auf die Entwicklung der kleinen und mittleren Unternehmen, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden.