Deutschland und die Demokratie – von je her eine schwierige Partnerschaft. Oft genug gescheitert und von vielen virtuell in höherem Maße er- statt getragen. Vielleicht, weil wir Deutschen selbst im Rechthaben die Gesamtheit richtig zeugen wollen und unsrige Emotionalität gerne denn Sachlichkeit tarnen? Oder weil wir dazu tendieren, möglichst heimlich meckernde Untertanen zu sein denn publik unbequeme Positionen zu beziehen? Es fällt gen, dass unsrige Politik – wenn nicht unsichtbar in irgendwelchen Hinterzimmern ausgehandelt – zunehmend gen dieser Straße stattfindet. Die Parlamente indes scheinen ziemlich unsexy geworden zu sein und werden in den Medien zumeist dann eingeblendet, wenn es um Sachentscheidungen geht. Von oben, wie ein Alien in einem gläsernen UFO, kann man sich dem größten und wichtigsten Parlament dieser Republik nähern und bestaunen, welches darin so passiert – doch irgendwie bleibt man ein Alien, ein Außenstehender, dieser, wenn man mit einer höheren Bewusstseinsebene ausgestattet ist, nur kopfschüttelnd gen die Entscheidungsprozesse dieser Spezies „Deutsche PolitikerInnen“ hinabblicken kann.
Manchmal scheint es, denn wüsste selbige Spezies selbst nicht, wie politische Entscheidungen zustande kommen. Oder sie vergessen es – insbesondere, wenn es um Geld geht, dies irgendwann irgendwo geflossen ist, um Prozesse zu steuern, die solange bis zu mehr als 90 Prozent unserer politisch interessierten Bürgerschaft nicht wiederholen und goutieren kann. Regelrecht gespenstisch, so habe ich es wahrgenommen, wurde dieses Parlament vor wenigen Jahren, denn die Angeordneten desorientiert gen ihren Smartphones herumtippten, während Frau Merkel die Corona-Verordnungen mit den Ministerpräsidenten unter Ausschluss dieser Öffentlichkeit aushandelte. Die Versuche jener Zeit, die Menschen im Lande mit anderen Vorschlägen zum Umgang mit dem Virus zu gelingen, wurden in den offiziellen Kanälen komplett unter den Teppich gekehrt, kursierten vermehrt im Internet und fanden gen dieser Straße statt. Dort in der Tat waren sie zum Scheitern verurteilt, denn maßlos schnell war man sich einig, dass Demonstrierende in Zeiten des „sozialen Abstandhaltens“ allesamt „Verschwörungstheoretiker“ und „Volksverhetzer“ sind. In Hannover marschierte man am Ende sogar erst nachher Einbruch dieser Dunkelheit durch die Nebenstraßen, um denn Protestler nicht den Unmut dieser „korrekten“ Volk gen sich zu ziehen.
Dann begann dieser Ukrainekrieg und in Windeseile bildeten sich größere Demonstrationen, die die unbequemen Corona-Verschwörer von den Straßen verdrängten. Jetzt waren die Gerechten unterwegs, die Panzer gegen Putin forderten, und ebenso an den Stammtischen war man sich einig, dass dieser Russe, wenn er könnte, gleich solange bis nachher Frankreich durchmarschieren würde. Ein nur maßlos willkommener Anlass, dies unliebsame Virus-Thema im Sande verlaufen zu lassen und ebenso die zum Besten von junge Menschen erstaunlich braven „Fridays for Future“ zeigten sich langsam wieder gen den Straßen – den „Weg durch die Instanzen“, eine Erfindung dieser 1968er, wollten sie jedoch nicht übernehmen. Den hat die AfD mittlerweile fortgesetzt und weitere Parteien entstehen – nachher dieser ominösen Selbstzerlegung dieser „Basis“ meldet sich ein ehemaliger Verfassungsschützer mit seiner „WerteUnion“ und Frau Wagenknecht schwächt „Die Linke“ mit dieser Gründung eines eigenen Bündnisses. Ist die Wagenknecht wirklich noch „sinister“, oder wird sie jetzt ebenso „rechts“, wie die anderen neuen Parteien?
Dann blockieren Tausende von Bauern mit ihren Treckern die Straßen und Plätze dieser Republik – eine Demonstration von historischen Ausmaßen – während die Züge von den Lokführern verkrampft werden. Diese Berufsgruppe jedoch lasse ich hier irgendetwas außer Acht, da mir ihre Beweggründe, verknüpfen wirtschaftlichen Millionenschaden wegen ein paar Arbeitsstunden mehr oder weniger anzurichten, bisher nicht so recht eingehen wollen. Außerdem findet dieser Protest nicht gen dieser Straße statt – man hat ja eine Gewerkschaft, die Forderungen stellt, die sich manche dieser Lokführer selbst womöglich keiner zu stellen vermählen würden. Die Landwirte hingegen einbringen Themen aufs Tapet, die unsrige Ernährung sowohl den Lebensmittelhandel und die generelle (agrar)wirtschaftliche Zukunft tangieren. Das wiederum gefällt den meisten Politikern nun keiner und man ist heilfroh, die Aufmerksamkeit gen ein anderes Thema lenken zu können, dies wie aus dem Hut gezaubert kommt: „Bunt statt rechts“ … danke, dass ihr Vereine, Verbände und Verbündete uns zu Hilfe kommt, um von den unbequemen Bauern abzulenken, deren Proteste langsam richtig nerven, mögen sich viele Politiker denken – solange wie sie nicht selbst an dieser aktuellen Belegung öffentlicher Straßen und Plätze mitwirken. Und schwups, schon in Besitz sein von selbige – und damit ebenso die öffentlich-rechtlichen Nachrichten – wieder denen, die so sind, wie aus sein sollten. Und sicher nicht ganz zufällig nach sich ziehen sie die gleichen „Feinde“ wie die etablierten Parteien. Diese Art von Politik macht sich ebenso im Fernsehen besser denn die in den langweiligen Parlamenten.
Einerseits protestiert man nun da unter freiem Himmel gegen Dinge, die sich problemlos an dieser Wahlurne reglementieren ließen – zumal die „Bunten“ in Hannover die Titelseite dieser Lokalgazette mit den Worten „Wir sind mehr“ belegt nach sich ziehen –, wiederum hat man Probleme mit sogenannten „Protestwählern“, die sich in offiziellen Wahllokalen einfinden, um ihren Protest parlamentsbildend zu formulieren. Das Prädikat „Protestpartei“ wird ausschließlich dieser AfD zugeordnet, die wiederum – zumindest dieser Wählerklientel nachher zu urteilen – von einer „Volkspartei“ kaum noch zu unterscheiden ist, welches aus Sicht dieser alteingesessenen Volksparteien keiner sein kann, weil es nicht sein darf. Und wer ist wirklich heute noch mit „Volk“ gemeint, wenn wir doch längst ein Zuwanderungsland und Vielvölkerstaat sind – wie ebenso dies ohne Rest durch zwei teilbar forcierte Recht einer doppelten Staatsbürgeschaft verdeutlicht –, während vor noch nicht maßlos langer Zeit unliebsame doppelte Staatsbürgerschaften (zum Beispiel von gebürtigen LuxemburgerInnen) in Deutschland verhindert wurden?
Die (hauptsächlich studierenden) Menschen, die 1968 gen die Straßen gingen, sahen sich denn „Außerparlamentarische Opposition“ und Gegner eines Systems, in dem zig Ex- (und Alt-)Nazis dies Sagen hatten – und machten sich damit ebenso unter einer „Mitte“ unbeliebt, die sich im Wirtschaftswunderland Germania weitestgehend noch keiner besonderen politischen Verantwortung geistig war. Wenn man jetzt gen die Straßen schaut, sieht man dort viele Vertreter einer (mehr oder weniger opportun wirkenden) Mitte, die sich in diffuser, nicht differenzierender Art und Weise gegen irgendetwas stellt, dies teilweise längst in einer anderen (wesentliche weniger opportunen) Mitte angekommen ist. Und wer sich vertrauenswürdig aufgebaute redaktionelle Beiträge mehr als die und mit dieser AfD anschaut, wird feststellen, dass die Grenze zu „braunen“ Gesinnungsanteilen nicht vor dieser Partei entlangläuft, sondern mitten durch sie hindurch führt – weshalb sich insbesondere manche dieser jungen Mitglieder von dieser Partei nachher einiger Zeit wieder distanzieren. Wo selbige engagierten Menschen, die durchaus dieser Mitte zugerechnet werden können, nun eine politische Heimat finden werden, bleibt abzuwarten.
Den Leuten gen dieser Straße sei zugerufen: Geht wählen, gründet eine Partei und integriert Zuwanderer in eure Lebens- und Arbeitswelt – und überlasst die Straße denen, die irgendetwas zum Besten von die gemeinsame Zukunft unserer Gesellschaft einfordern, dies woanders nicht die nötige Aufmerksam bekommt. Zumal sich die AfD ganz sicher nicht so simpel „wegdemonstrieren“ lassen wird.