„Das Bauhaus ist unerträglich anzuschauen“

Dessau feiert 2025 ein Bauhaus-Jubiläum. Die AfD bezeichnet das Bauhaus als einen „Irrweg der Moderne“ und fordert, die „Glorifizierung“ zu beenden. Die Diffamierung der Kunstschule durch die extreme Rechte hat Tradition.

Im Jahr 1925 zog das Bauhaus von Weimar nach Dessau. 2025 soll das Jubiläum in der Stadt mit dem berühmten Schulgebäude und den Meisterhäusern von Walter Gropius gefeiert werden. Anders als beim Jubiläum 2019 – 100 Jahre nach Gründung der Schule – wollte man bei den Feierlichkeiten einen Schwerpunkt auf das „kulturelle Klima“ legen, das Dessau in den 1920er-Jahren attraktiv machte. So erklärte es der Kulturminister des Landes Sachsen-Anhalt, Rainer Robra (CDU), bei einer Ausschusssitzung am 16. August 2024.

Nun hat die AfD-Fraktion unter dem Titel „Irrweg der Moderne“ einen Antrag „für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Bauhaus“ eingebracht, der am 25. Oktober 2024 im Magdeburger Landtag diskutiert werden soll. Den Ton hatte im Sommer bereits der kulturpolitische Sprecher der AfD Hans-Thomas Tillschneider gesetzt, der auf der Sitzung mit der Einschätzung zitiert wurde, das Bauhaus sei „von einer abgrundtiefen Hässlichkeit und hat Bausünden verbrochen; es ist unerträglich anzuschauen“.

Der Landtag möge jetzt beschließen, die „einseitige Glorifizierung des Bauhaus-Erbes“ abzulehnen und stattdessen „ein seriöses und kulturgeschichtliches Gesamtbild aufzustellen“. Zur Begründung kritisiert die AfD die „Nüchternheit“, die zu „unpersönlicher Architektur“ geführt habe, zu einem Wohnungsbau, der „menschenfeindlich“ sei.

„Fragwürdige Werte“ hätten „traditionellen und kulturell verankerten Vorstellungen von Wohn- und Lebensräumen“ widersprochen und zu „globalem Einheitsbrei“ veranlasst, der „lokale Identitäten“ verdränge. Im Hinblick auf den damaligen, dem Kommunismus nahestehenden Dessauer Bauhaus-Leiters Hannes Meyer stelle sich die Frage, „inwieweit eine solche Ideologisierung von Kunst und Architektur langfristig negative gesellschaftliche Auswirkungen hatte und weiterhin haben könnte“.

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Diese Frage muss man sich auch angesichts der Kulturpolitik einer – in Sachsen-Anhalt als gesichert rechtsextremistisch eingestuften – Partei stellen. Sie verkennt, dass die „kritische Auseinandersetzung“ mit dem Erbe des Bauhauses munter stattfindet. Öffentlich wird über die vermeintlich „einseitige Verklärung“ längst debattiert, mittlerweile auch in den Institutionen, die es verwalten.

Barbara Steiner, die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, warb dafür in der Ausschusssitzung bei der AfD, „dass wir Tradition und Innovation – das, was war, das, was für Menschen identitätsstiftend ist, also das, was ihnen wichtig ist – zusammenbringen“. Das Bauhaus-Museum in Weimar hat gerade die Nähe mancher Lehrer und Schüler zum Nationalsozialismus aufgezeigt.

In Dessau ist das Bauhaus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, es gehört zum Weltkulturerbe, 100.000 Besucher aus aller Welt kommen jährlich. Das Jubiläum wird daran erinnern, warum es im Jahr 1925 auch nach Dessau kam: Die konservative Thüringer Landesregierung hatte dem Bauhaus in Weimar aus ideologischen Gründen die Finanzierung drastisch gekürzt, im völkisch-nationalistischen Klima des Klassikerstädtchens nahmen diffamierende Angriffe auf die Reformschule zu.

Source: welt.de

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