Herr Minister, in Europa reden in diesem Jahr einige Regierungen darüber, ihre Klimaziele zu senken. Sogar die ambitionierteren Staaten geben sich damit zufrieden, die Ziele zu halten. Die dänische Regierung aber will Tempo machen, 2035 sollen die Emissionen um mindestens 82 Prozent niedriger liegen als noch 1990. Warum machen Sie das?
Wir wollen klimaneutral werden. Dafür müssen wir uns anstrengen. Ich glaube, unser neues Ziel ist das höchste aller Industriestaaten. Da sind wir stolz darauf und glauben daran, dass wir damit Investitionen anziehen. Natürlich hoffen wir darauf, dass andere uns folgen. Schließlich wollen wir zeigen, dass das Pariser Abkommen lebt.
Also sind Sie in einer glücklichen Lage?
Sind wir glücklich oder einfach gut? Unsere Lage hat viel mit vergangenen Entscheidungen zu tun. Seit Jahrzehnten verfolgen wir die Strategie, aus den fossilen Energien auszusteigen. Wir haben massiv in erneuerbare Energie investiert. Emissionen zu reduzieren ist das eine, das andere ist es, in verschiedenen Bereichen mit Subventionen oder CO2-Preisen nachzuhelfen. Als Ergebnis haben wir eine wachsende Wirtschaft. Wir verlangen natürlich nicht, dass alle anderen Länder der Welt in zehn Jahren ihre Emissionen im selben Maß senken wie wir. Aber wir haben das Gefühl, dass es jetzt Zeit ist, unsere Verantwortung zu übernehmen. Und wir hoffen auf Nachahmer.
Natürlich müssen wir als Regierung auch noch mit den Parteien im dänischen Parlament reden. Aber ja, wir zielen auch auf die Konferenz hier.
Was trauen sie den Staaten in Belém zu?
Am Anfang der zweiten Verhandlungswoche sieht es immer ein bisschen düster aus. Aber wir haben Vertrauen in die Brasilianer, die hier die Verhandlungen leiten. Wir Europäer müssen Solidarität mit dem Rest der Welt zeigen. Aber wir müssen vor allem auch dafür sorgen, dass überall die Emissionen sinken. Die Welt ist nicht auf Kurs, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Dafür müssten vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer handeln. Wie könnten Sie die überzeugen?
Es ist doch keine Frage: Länder, die teilweise sogar ein höheres Einkommen haben als wir in Europa, haben eine Verantwortung. Wir brauchen einen Erfolg hier – auch weil das ein Signal setzt an die, die nicht hier sind.
Also an die Vereinigten Staaten. Aber wie überzeugen Sie die anwesenden Regierungen, Ihrem Ehrgeiz zu folgen und zum Beispiel den Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Energien zu unterstützen, den Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva anstrebt?
Wir haben in Dubai vor zwei Jahren schon beschlossen, dass wir uns auf den Weg von fossilen Energien weg machen wollen. Jetzt geht es darum, das umzusetzen. Wenn wir das machen, kommt der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas von selbst. Dabei unterstützen wir Lula und reden mit anderen Staaten. Auch auf der Klimakonferenz gilt: It takes two to tango.
Source: faz.net