Kaum montiert, schon weg: Unbekannte haben am Görlitzer Park in Berlin eine frisch eingebaute Drehtür samt Mechanismus gestohlen. Der Staatsschutz ermittelt wegen eines möglichen politischen Motivs. Der Zaunbau ist Teil eines Sicherheitskonzepts gegen Drogenhandel und Kriminalität.
Inmitten des umstrittenen Zaunbaus am Görlitzer Park ist eine große Drehtür gestohlen worden. Ein Mitarbeiter einer Baufirma habe am Freitagmorgen in Kreuzberg festgestellt, dass eine Drehtür und der Drehmechanismus entwendet worden seien, teilte die Berliner Polizei mit.
Nach bisherigen Ermittlungen hätten Unbekannte die kurz zuvor montierten Elemente an einem Eingang des Parks zwischen Donnerstagabend und Freitagmorgen abgebaut und gestohlen. Das Tor sei unter anderem durch Bauzäune gesichert gewesen.
„Da der Verdacht einer politischen Motivation besteht, hat der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes die weiteren Ermittlungen zu dem Diebstahl übernommen“, teilten die Ermittler mit.
Häme kam dagegen von den Zaungegnern, der Initiative „Görli 24/7“. Auf Instagram schreibt sie: „Das neue Drehkreuz in „vandalismussicherer Ausführung“ hat die erste Nacht wohl nicht überlebt (…) Da hat die neue Park-Security mit Wachhund wohl nicht gut aufgepasst (…) Nach dieser morgendlichen Entdeckung sind wir gespannt auf den weiteren Verlauf des Zaunbaus“ und einem Lachsmiley. Beendet wird der Post mit dem Satz: „Für einstürzende Zaunbauten!“.
Die Initiative hatte zuvor schon Drohbriefe an Zaunbaufirmen geschickt, und davor gewarnt, sich an dem Zaunbau zu beteiligen. In den Briefen hieß es unter anderem: „Wir werden die Protestformen wählen, die uns angemessen erscheinen, um den Zaunbau zu verhindern. (…) Wer Kreuzberg und Berlin kennt, weiß, dass politische Konflikte hier auch ganz anders ausgetragen werden können.“
Drogenhandel und Kriminalität sollen eingedämmt werden
Der Park soll nach den Plänen des Senats künftig nachts geschlossen werden, um den ausufernden Drogenhandel und andere Kriminalität auf dem Gelände einzudämmen. Die Polizei verspricht sich davon eine leichtere Verfolgung der Dealer, die den Park als Versteck für Drogen nutzen.
Der Park soll im Winter zwischen 22 und 6 Uhr schließen, im Sommer erst ab 23 Uhr. Erst diese Woche war eines der ersten Tore mit Drehkreuz montiert worden. Die Arbeiten sollen bis Jahresende fertig sein.
Laut Ausschreibung sind 16 Tore aus Stahl geplant, dazu 8 große Drehkreuze in „vandalismussicherer Ausführung“. Außerdem sollen 300 Meter Zäune ergänzt werden, um Lücken der schon stehenden Mauern und Zäune zu schließen.
Die Maßnahme ist allerdings umstritten. Manche Anwohner, linke Initiativen und die Grünen im Bezirk sind gegen die Schließung, weil sie eine weitere Verdrängung der Drogenkriminalität in umliegende Wohnquartiere befürchten.
dpa/coh
Source: welt.de