Markus Krösche zählt zu den erfolgreichsten Fußballmanagern. In einem Podcast gibt Eintracht Frankfurts Sportvorstand Einblick in seinen Arbeitsalltag. Er nennt Details vom Marmoush-Transfer und berichtet, wie ihm Portugals Superstar angeboten wurde.
Er ist der Transfer-König der Bundesliga: Seit Markus Krösche 2021 als Manager in Frankfurt übernahm, hat kein deutscher Fußballklub so ein hohes Transferplus erwirtschaftet: 135 Millionen Euro. Im Januar wickelte er den teuersten Winterwechsel der Liga-Geschichte ab, verkaufte Omar Marmoush für bis zu 80 Millionen Euro zu Manchester City – 75 Millionen Euro als fixe Summe, dazu könnten Bonuszahlungen von bis zu fünf Millionen Euro kommen.
Im aktuellen „Bild“-Podcast „Phrasenmäher“ spricht Krösche jetzt über viele Transfer-Geheimnisse – und verrät,
► dass er Erling Haaland nach Paderborn in die 3. Liga holen wollte
Krösche: „Ja, das stimmt. Ich war 2018 bei der U19-EM in Finnland. Erling fiel mir sofort auf. Ich habe dann seinen Berater kontaktiert, doch damals war er sich schon mit Salzburg über einen Wechsel einig.“
Haaland spielte damals in Molde/ Norwegen. Mit welchem Argument hätte Krösche ihn überzeugen wollen? „Ganz klar mit unserer Spielweise. Wir haben unter Steffen Baumgart sehr offensiv gespielt. Ich hätte Erling aufgezeigt, dass er bei uns viele Tore macht, wir ihn entwickeln und er die nächsten Schritte gehen kann.“
Salzburg zahlte acht Millionen Euro für Haaland, Krösche hätte maximal 200.000 Euro gehabt: „Eine Leihe hätte ich aber auch gemacht (lacht).“
► wie der Eintracht Cristiano Ronaldo angeboten wurde
Nach dem Europa-League-Sieg 2022 wurde Frankfurt Cristiano Ronaldo angeboten, der Manchester United ablösefrei verließ. Krösche: „Axel Hellmann (Vorstandssprecher; d. Red.) wurde damals kontaktiert. Er kam zu mir ins Büro und sagte: ,Wir können Ronaldo verpflichten.‘ Ich antwortete: ,Du willst mich wohl verarschen?‘“
Die Ronaldo-Berater schickten sogar einen Finanzierungsplan mit. Krösche: „Ehrlicherweise habe ich den aber nicht gelesen. Uns war direkt klar: Das macht nicht wirklich Sinn. Ich habe mit Fabio Paratici, dem Ex-Manager von Juventus Turin, mal darüber gesprochen, wie sehr Ronaldo einen Verein verändert und dass man allein andere Hotels buchen muss, weil die Aufmerksamkeit so viel höher wird. Ronaldo wäre für Eintracht eine Nummer zu groß gewesen.“
► welchen Wechsel er bei McDonald’s eintütete
2017 holte Krösche den zuvor acht Monate arbeitslosen Steffen Baumgart als Trainer nach Paderborn: „Unser erstes Treffen fand bei McDonald’s in Halle (Sachsen-Anhalt; d. Red.) statt. Wir hatten dort ein Auswärtsspiel und keine Ahnung, wo wir uns treffen sollen. Ich kannte die Hotels nicht, habe Steffen dann gesagt: ,Pass auf, wir gehen einfach zu McDonald’s!‘ Da haben wir uns dann anderthalb Stunden lang ausgetauscht und Kaffee getrunken. Ich fand Steffen sofort gut. Er hat genau diesen Punch, um Dinge anzuzünden, die wir gebraucht haben.“
► welche Geheimabsprache es beim Marmoush-Deal gab
Am 10. Januar meldete sich City-Manager Txiki Begiristain wegen Marmoush bei Krösche. Ist er sofort rangegangen? „Ja, natürlich. Da muss man nicht künstlich irgendetwas hochpushen. Ich hab Txiki gesagt, dass es im Winter schwierig ist, Ersatz zu finden und wir es nur machen, wenn es außergewöhnlich ist – und dann habe ich 80 Millionen Euro als unseren Preis genannt.“ Die Reaktion? „Txiki hat mir gesagt, dass er das versteht. Wenn du solche Profis auf der anderen Seite hast wie ihn, gibt es da keine riesigen Diskussionen, weil jeder den Markt einschätzen kann.“
Die zweite Forderung, die Krösche stellte: In einer Woche muss der Deal stehen – oder es gibt keinen. Das erste City-Angebot lag dann bei 70 Millionen Euro. Nach sechs Tagen war alles perfekt. Krösche: „Am Ende ging es um kosmetische Annäherungen, mit denen alle leben können. Das ist auch ein Credo von mir: Am Ende müssen alle zufrieden sein.“
► wer in Transfer-Verhandlungen die erste Summe nennt
Krösche: „In der Regel ich selbst. Ich versuche, sowohl bei Verkäufen als auch bei Käufen die Zahl fortzugeben und damit klarzumachen, in welchem Rahmen man sich bewegt.“
► welches Video er bei jeder Verhandlung nutzt und sogar Präsentkörbe verschickt
Krösche: „Wir haben ein Präsentationsvideo, in dem wir den Klub, das Umfeld und die Stadt beschreiben, um so Emotionalität zu wecken. Das ist eigentlich immer mit dabei.“ Krösche verschickt auch Präsentkörbe an Spieler, u.a. mit Karten für Europacupspiele der Eintracht: „Ja, das haben wir schon gemacht. Die weichen Faktoren sind bei Transfers ganz entscheidend, da wir dem Spieler das Gefühl geben wollen, dass er sich perfekt entwickeln kann. Wir verschicken auch mal Trikots mit der jeweiligen Nummer, wenn wir einen Spieler überzeugen wollen. Bisher hat das aber nicht so gut geklappt. Immer, wenn wir ein Trikot verschickt haben, ist der Spieler nicht gekommen – da funktionieren die Körbe eindeutig besser.“
► welcher Transfer ihn am meisten zum Schwitzen gebracht hat
Krösche: „Der von Michy Batshuayi von Galatasaray Istanbul – das war eine Frage von Sekunden. Wir haben die Formulare im Transfersystem der Fifa von drei Computern gleichzeitig ins System geladen. Um 20 Uhr musste alles drin sein, es war genau 20 Uhr.“
► wie Eintracht immer wieder Superstars findet
Vor Marmoush entdeckten Krösche und Co. schon Randal Kolo Muani ablösefrei, der dann für 95 Mio. Euro zu PSG wechselte. Krösche: „Wir haben ein sehr, sehr gutes Team, arbeiten mit drei Koordinatoren, die unterschiedliche Schwerpunkte haben: national, international, und datendigital, was immer ein wichtiger Faktor ist, um die Dinge objektiv einzuordnen. Da sind auch Mathematiker und Informatiker dabei. Einmal pro Woche diskutieren wir mit sieben, acht, neun Mitarbeitern über Spieler in einem Jour Fix, in dem jeder seine Meinung sagt – das fordere ich auch ein und will starke Leute um mich herum haben. Es kam auch vor, dass ich in eine Sitzung hereingegangen bin und gesagt habe: Wir holen den Spieler – und herausgegangenen bin ich mit einem ganz anderen.“
► welchen Spieler, an dem er dran war, er gern gehabt hätte
„Zuletzt Pascal Groß, der dann von Brighton nach Dortmund gegangen ist. Das wäre ein Transfer gewesen, den ich gern gesehen hätte.“
► ob er sich mit Max Eberl über eine Leihe von Mathys Tel einig war
Krösche: „Max und ich kennen uns schon sehr lange und schätzen uns auch sehr. Wir haben darüber in der Anfangsphase des Marmoush-Transfers gesprochen. Es war auf jeden Fall eine Option, und die Bayern hätten es nicht so schlecht gefunden. Aber letztendlich hat sich der Spieler anderweitig entschieden (für Tottenham; d. Red.).“
► wie überhaupt Angebote abgegeben werden
Per Telefon? WhatsApp? Krösche: „In der Regel per E-Mail und niemals mündlich. Wir machen es so, dass wir immer alles verschriftlichen, damit wir nachher jeden Schritt dokumentieren können, listen auch Zahlungsziele, Boni-Strukturen etc. auf. Es gibt aber auch große Vereine, die einfach eine Summe in die Mail schreiben, das ist dann schon überraschend.“
► wen er holen würde, wenn Geld keine Rolle spielt?
Krösche: „Rodri von Manchester City. Das ist für mich der beste Fußballer, den es momentan gibt. Ihn würde ich gerne holen.“
► ob er bei Verhandlungen laut werden kann
Krösche: „Ich werde eigentlich nie emotional bei Transfers und bin keiner, der rumbrüllt. Wenn allerdings Zahlen genannt werden, die völlig am Markt vorbei sind, werde ich schon schärfer und auch mal pampig in der Wortwahl. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun. Die Leute wissen dann – jetzt wird es eng.“
Source: welt.de